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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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Er fügte es, daß die Wahrheit noch nach
Jahr und Tag wunderlich an's Licht kam;
daß es sogar in meiner Gegenwart und vor
vieler Zeugen sichtlichen Augen geschehen
mußte! Wären wir nicht Alle zugegen ge-
wesen -- wer weiß, wie weit die Ehrlich-
keit des Finders Stich gehalten, ob je Hund
oder Hahn darnach gekräht und ich nicht
Zeit meines Lebens Dieb geheissen hätte! --
Ja, allemal wenn ich an diese Geschichte
denke, schlage ich meine Hände in die Höhe
und danke Gott. Der Name des Herrn sey
gelobet!

Nun raffte ich in der Bestürzung Alles
zusammen, und damit an Land zu der Witt-
we meines ehemaligen Schiffers. "Hier,
meine liebe Frau!" rief ich ausser Athem --
"Hier bring' ich Jhnen den Schatz von
Jhrem seligen Herrn, und wofür ich so lange
habe Dieb heissen müssen. So und so ist das,
durch Gottes Leitung, wieder aufgefunden
worden; und nun danken auch sie Gott
und seyn fröhlich. Nun ist Jhnen und Jhren
armen Würmerchen auch besser geholfen."

So gab es also Freude von allen Seiten.
Bald auch wurde die Geschichte in Königs-
berg und in der ganzen Umgegend ruchtbar.
Jeder hielt es für ein halbes Wunderwerk;
Jeder wollte darüber von mir selbst noch
näheren Bericht erfahren; und war ich

Er fuͤgte es, daß die Wahrheit noch nach
Jahr und Tag wunderlich an’s Licht kam;
daß es ſogar in meiner Gegenwart und vor
vieler Zeugen ſichtlichen Augen geſchehen
mußte! Waͤren wir nicht Alle zugegen ge-
weſen — wer weiß, wie weit die Ehrlich-
keit des Finders Stich gehalten, ob je Hund
oder Hahn darnach gekraͤht und ich nicht
Zeit meines Lebens Dieb geheiſſen haͤtte! —
Ja, allemal wenn ich an dieſe Geſchichte
denke, ſchlage ich meine Haͤnde in die Hoͤhe
und danke Gott. Der Name des Herrn ſey
gelobet!

Nun raffte ich in der Beſtuͤrzung Alles
zuſammen, und damit an Land zu der Witt-
we meines ehemaligen Schiffers. „Hier,
meine liebe Frau!‟ rief ich auſſer Athem —
„Hier bring’ ich Jhnen den Schatz von
Jhrem ſeligen Herrn, und wofuͤr ich ſo lange
habe Dieb heiſſen muͤſſen. So und ſo iſt das,
durch Gottes Leitung, wieder aufgefunden
worden; und nun danken auch ſie Gott
und ſeyn froͤhlich. Nun iſt Jhnen und Jhren
armen Wuͤrmerchen auch beſſer geholfen.‟

So gab es alſo Freude von allen Seiten.
Bald auch wurde die Geſchichte in Koͤnigs-
berg und in der ganzen Umgegend ruchtbar.
Jeder hielt es fuͤr ein halbes Wunderwerk;
Jeder wollte daruͤber von mir ſelbſt noch
naͤheren Bericht erfahren; und war ich

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[169/0185] Er fuͤgte es, daß die Wahrheit noch nach Jahr und Tag wunderlich an’s Licht kam; daß es ſogar in meiner Gegenwart und vor vieler Zeugen ſichtlichen Augen geſchehen mußte! Waͤren wir nicht Alle zugegen ge- weſen — wer weiß, wie weit die Ehrlich- keit des Finders Stich gehalten, ob je Hund oder Hahn darnach gekraͤht und ich nicht Zeit meines Lebens Dieb geheiſſen haͤtte! — Ja, allemal wenn ich an dieſe Geſchichte denke, ſchlage ich meine Haͤnde in die Hoͤhe und danke Gott. Der Name des Herrn ſey gelobet! Nun raffte ich in der Beſtuͤrzung Alles zuſammen, und damit an Land zu der Witt- we meines ehemaligen Schiffers. „Hier, meine liebe Frau!‟ rief ich auſſer Athem — „Hier bring’ ich Jhnen den Schatz von Jhrem ſeligen Herrn, und wofuͤr ich ſo lange habe Dieb heiſſen muͤſſen. So und ſo iſt das, durch Gottes Leitung, wieder aufgefunden worden; und nun danken auch ſie Gott und ſeyn froͤhlich. Nun iſt Jhnen und Jhren armen Wuͤrmerchen auch beſſer geholfen.‟ So gab es alſo Freude von allen Seiten. Bald auch wurde die Geſchichte in Koͤnigs- berg und in der ganzen Umgegend ruchtbar. Jeder hielt es fuͤr ein halbes Wunderwerk; Jeder wollte daruͤber von mir ſelbſt noch naͤheren Bericht erfahren; und war ich

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/185>, abgerufen am 22.11.2024.