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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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Bollwerk bringen, wo sie sich trostlos und
verlassen oben drauf setzte. Die Segel wur-
den angezogen, die Taue gelöst, und so gieng
es von dannen! Während ich ihr noch meinen
Abschied nachrief, begann sich bereits ein
Kreis von Menschen um sie her zu versammlen.

Statt Jhrer hatt' ich einen herrenlosen
Schiffer aus Pillau, der aber in diesen Ge-
wässern wohl bekannt war, als Passagier an
Bord genommen; und da mir noch immer die
Stelle unter den Füßen brannte, so ließ ich
mir seinen Vorschlag gefallen, ohne irgend
einen weitern Aufhalt die offene See zu suchen,
wobei er selbst mir als Lootse dienen wollte.
Das geschah, und gerieth glücklicher, als
meine Keckheit es verdiente. Denn Niemand
hielt mich an; und des dritten Tages nach-
her warf ich bereits wieder in Pillau den
Anker. Weil jedoch mein Schiff in der
Bordings-Zunft zu Königsberg eingeschrieben
war, so blieb ich hier noch liegen, um eine
Bordings-Fracht den Pregel hinauf zu er-
warten.

Zwei Tage darauf erschien Schiffer Kum-
merow mit jenem nemlichen Schiffe, worauf
im vorigen Jahre der gute Christian verun-
glückte, auf der Rheede und steuerte, trotz
einem fliegenden Sturme, muthig in den Ha-
fen. Sobald er im Kessel vor Anker gekom-
men, ward ich mit meinen braven Landsleu-

Bollwerk bringen, wo ſie ſich troſtlos und
verlaſſen oben drauf ſetzte. Die Segel wur-
den angezogen, die Taue geloͤſt, und ſo gieng
es von dannen! Waͤhrend ich ihr noch meinen
Abſchied nachrief, begann ſich bereits ein
Kreis von Menſchen um ſie her zu verſammlen.

Statt Jhrer hatt’ ich einen herrenloſen
Schiffer aus Pillau, der aber in dieſen Ge-
waͤſſern wohl bekannt war, als Paſſagier an
Bord genommen; und da mir noch immer die
Stelle unter den Fuͤßen brannte, ſo ließ ich
mir ſeinen Vorſchlag gefallen, ohne irgend
einen weitern Aufhalt die offene See zu ſuchen,
wobei er ſelbſt mir als Lootſe dienen wollte.
Das geſchah, und gerieth gluͤcklicher, als
meine Keckheit es verdiente. Denn Niemand
hielt mich an; und des dritten Tages nach-
her warf ich bereits wieder in Pillau den
Anker. Weil jedoch mein Schiff in der
Bordings-Zunft zu Koͤnigsberg eingeſchrieben
war, ſo blieb ich hier noch liegen, um eine
Bordings-Fracht den Pregel hinauf zu er-
warten.

Zwei Tage darauf erſchien Schiffer Kum-
merow mit jenem nemlichen Schiffe, worauf
im vorigen Jahre der gute Chriſtian verun-
gluͤckte, auf der Rheede und ſteuerte, trotz
einem fliegenden Sturme, muthig in den Ha-
fen. Sobald er im Keſſel vor Anker gekom-
men, ward ich mit meinen braven Landsleu-

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[166/0182] Bollwerk bringen, wo ſie ſich troſtlos und verlaſſen oben drauf ſetzte. Die Segel wur- den angezogen, die Taue geloͤſt, und ſo gieng es von dannen! Waͤhrend ich ihr noch meinen Abſchied nachrief, begann ſich bereits ein Kreis von Menſchen um ſie her zu verſammlen. Statt Jhrer hatt’ ich einen herrenloſen Schiffer aus Pillau, der aber in dieſen Ge- waͤſſern wohl bekannt war, als Paſſagier an Bord genommen; und da mir noch immer die Stelle unter den Fuͤßen brannte, ſo ließ ich mir ſeinen Vorſchlag gefallen, ohne irgend einen weitern Aufhalt die offene See zu ſuchen, wobei er ſelbſt mir als Lootſe dienen wollte. Das geſchah, und gerieth gluͤcklicher, als meine Keckheit es verdiente. Denn Niemand hielt mich an; und des dritten Tages nach- her warf ich bereits wieder in Pillau den Anker. Weil jedoch mein Schiff in der Bordings-Zunft zu Koͤnigsberg eingeſchrieben war, ſo blieb ich hier noch liegen, um eine Bordings-Fracht den Pregel hinauf zu er- warten. Zwei Tage darauf erſchien Schiffer Kum- merow mit jenem nemlichen Schiffe, worauf im vorigen Jahre der gute Chriſtian verun- gluͤckte, auf der Rheede und ſteuerte, trotz einem fliegenden Sturme, muthig in den Ha- fen. Sobald er im Keſſel vor Anker gekom- men, ward ich mit meinen braven Landsleu-

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/182>, abgerufen am 24.11.2024.