fördert und den ich darum auf hoher See gar nicht gescheuet haben würde: nur galt es die Kunst, mit demselben zum Hafen hinaus zu kommen. Der Lootse, den ich aufforderte, mich in See zu bringen, erklärte dies für geradehin unmöglich, falls ich nicht mein Schiff stark beschädigen, oder rechts am Ha- fendamme gar sitzen bleiben und in Trümmern gehen wolle. Der Mann hatte Recht; ich aber verließ mich auf mein gutes und festes Schiff, das, wie ein Fisch, wohl auch unter der höchsten und wildesten Brandung durch- schlüpfen würde. Diese Versicherungen, mein erklärter Vorsatz, das Abentheuer allenfalls auch ohne ihn, auf meine eigene Gefahr, zu wagen, und vornehmlich wohl fünf Silber- Rubel, die ich ihm entgegenspielen ließ, er- muthigten ihn endlich, sich meinem Verlangen zu fügen.
Kaum hatt' ich ihn vom westlichen Ha- fendamme an Bord genommen und er das Steuer ergriffen, während ich die Segel auf- zog, so warf uns auch in der nächsten Mi- nute, trotz unsern vereinten Bemühungen, die erste hohe Woge, die uns traf, mit wil- dem Ungestüm auf die entgegengesetzte Seite, an das östliche Bollwerk. Zwar hob die nächste Welle das Schiff von neuem: aber beim Hinun- tersteigen faßten die hervorragenden Pfahl- Köpfe unter die, gleichfalls am Steuerbord
vor-
foͤrdert und den ich darum auf hoher See gar nicht geſcheuet haben wuͤrde: nur galt es die Kunſt, mit demſelben zum Hafen hinaus zu kommen. Der Lootſe, den ich aufforderte, mich in See zu bringen, erklaͤrte dies fuͤr geradehin unmoͤglich, falls ich nicht mein Schiff ſtark beſchaͤdigen, oder rechts am Ha- fendamme gar ſitzen bleiben und in Truͤmmern gehen wolle. Der Mann hatte Recht; ich aber verließ mich auf mein gutes und feſtes Schiff, das, wie ein Fiſch, wohl auch unter der hoͤchſten und wildeſten Brandung durch- ſchluͤpfen wuͤrde. Dieſe Verſicherungen, mein erklaͤrter Vorſatz, das Abentheuer allenfalls auch ohne ihn, auf meine eigene Gefahr, zu wagen, und vornehmlich wohl fuͤnf Silber- Rubel, die ich ihm entgegenſpielen ließ, er- muthigten ihn endlich, ſich meinem Verlangen zu fuͤgen.
Kaum hatt’ ich ihn vom weſtlichen Ha- fendamme an Bord genommen und er das Steuer ergriffen, waͤhrend ich die Segel auf- zog, ſo warf uns auch in der naͤchſten Mi- nute, trotz unſern vereinten Bemuͤhungen, die erſte hohe Woge, die uns traf, mit wil- dem Ungeſtuͤm auf die entgegengeſetzte Seite, an das oͤſtliche Bollwerk. Zwar hob die naͤchſte Welle das Schiff von neuem: aber beim Hinun- terſteigen faßten die hervorragenden Pfahl- Koͤpfe unter die, gleichfalls am Steuerbord
vor-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0160"n="144"/>
foͤrdert und den ich darum auf hoher See<lb/>
gar nicht geſcheuet haben wuͤrde: nur galt es<lb/>
die Kunſt, mit demſelben zum Hafen hinaus<lb/>
zu kommen. Der Lootſe, den ich aufforderte,<lb/>
mich in See zu bringen, erklaͤrte dies fuͤr<lb/>
geradehin unmoͤglich, falls ich nicht mein<lb/>
Schiff ſtark beſchaͤdigen, oder rechts am Ha-<lb/>
fendamme gar ſitzen bleiben und in Truͤmmern<lb/>
gehen wolle. Der Mann hatte Recht; ich<lb/>
aber verließ mich auf mein gutes und feſtes<lb/>
Schiff, das, wie ein Fiſch, wohl auch unter<lb/>
der hoͤchſten und wildeſten Brandung durch-<lb/>ſchluͤpfen wuͤrde. Dieſe Verſicherungen, mein<lb/>
erklaͤrter Vorſatz, das Abentheuer allenfalls<lb/>
auch ohne ihn, auf meine eigene Gefahr, zu<lb/>
wagen, und vornehmlich wohl fuͤnf Silber-<lb/>
Rubel, die ich ihm entgegenſpielen ließ, er-<lb/>
muthigten ihn endlich, ſich meinem Verlangen<lb/>
zu fuͤgen.</p><lb/><p>Kaum hatt’ ich ihn vom weſtlichen Ha-<lb/>
fendamme an Bord genommen und <hirendition="#g">er</hi> das<lb/>
Steuer ergriffen, waͤhrend <hirendition="#g">ich</hi> die Segel auf-<lb/>
zog, ſo warf uns auch in der naͤchſten Mi-<lb/>
nute, trotz unſern vereinten Bemuͤhungen,<lb/>
die erſte hohe Woge, die uns traf, mit wil-<lb/>
dem Ungeſtuͤm auf die entgegengeſetzte Seite,<lb/>
an das oͤſtliche Bollwerk. Zwar hob die naͤchſte<lb/>
Welle das Schiff von neuem: aber beim Hinun-<lb/>
terſteigen faßten die hervorragenden Pfahl-<lb/>
Koͤpfe unter die, gleichfalls am Steuerbord<lb/><fwplace="bottom"type="catch">vor-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[144/0160]
foͤrdert und den ich darum auf hoher See
gar nicht geſcheuet haben wuͤrde: nur galt es
die Kunſt, mit demſelben zum Hafen hinaus
zu kommen. Der Lootſe, den ich aufforderte,
mich in See zu bringen, erklaͤrte dies fuͤr
geradehin unmoͤglich, falls ich nicht mein
Schiff ſtark beſchaͤdigen, oder rechts am Ha-
fendamme gar ſitzen bleiben und in Truͤmmern
gehen wolle. Der Mann hatte Recht; ich
aber verließ mich auf mein gutes und feſtes
Schiff, das, wie ein Fiſch, wohl auch unter
der hoͤchſten und wildeſten Brandung durch-
ſchluͤpfen wuͤrde. Dieſe Verſicherungen, mein
erklaͤrter Vorſatz, das Abentheuer allenfalls
auch ohne ihn, auf meine eigene Gefahr, zu
wagen, und vornehmlich wohl fuͤnf Silber-
Rubel, die ich ihm entgegenſpielen ließ, er-
muthigten ihn endlich, ſich meinem Verlangen
zu fuͤgen.
Kaum hatt’ ich ihn vom weſtlichen Ha-
fendamme an Bord genommen und er das
Steuer ergriffen, waͤhrend ich die Segel auf-
zog, ſo warf uns auch in der naͤchſten Mi-
nute, trotz unſern vereinten Bemuͤhungen,
die erſte hohe Woge, die uns traf, mit wil-
dem Ungeſtuͤm auf die entgegengeſetzte Seite,
an das oͤſtliche Bollwerk. Zwar hob die naͤchſte
Welle das Schiff von neuem: aber beim Hinun-
terſteigen faßten die hervorragenden Pfahl-
Koͤpfe unter die, gleichfalls am Steuerbord
vor-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/160>, abgerufen am 20.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.