Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.hineinstürzte. Jn dieser Lage standen wir, Wohl brach mir mein Herz, wenn ich Mittlerweile hielt der Sturm noch im- hineinſtuͤrzte. Jn dieſer Lage ſtanden wir, Wohl brach mir mein Herz, wenn ich Mittlerweile hielt der Sturm noch im- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0140" n="124"/> hineinſtuͤrzte. Jn dieſer Lage ſtanden wir,<lb/> wenn ſie noch wenige Minuten anhielt, in<lb/> der augenſcheinlichſten Gefahr, auf der<lb/> Stelle zu ſinken. Jch mußte mich entſchie-<lb/> ßen, das Ruder wieder nach der andern<lb/> Seite zu holen, um das Schiff in die Hoͤhe<lb/> zu bringen, bevor es ſeinen Schwerpunkt<lb/> verloͤre.</p><lb/> <p>Wohl brach mir mein Herz, wenn ich<lb/> an den armen Kapitain gedachte, den wir<lb/> noch von Zeit zu Zeit mit dem ſtuͤrmenden<lb/> Elemente kaͤmpfend erblickten, ſo oft die<lb/> Woge ihn empor hob. Es gab kein Mittel<lb/> mehr, uns in ſeiner Naͤhe zu erhalten, da<lb/> das Schiff, vom Winde gejagt, gleich einem<lb/> Pfeile, durch die Fluthen dahin ſchoß. Der<lb/> Ungluͤckliche war nicht zu retten; ſelbſt wenn<lb/> wir unſer eignes Leben haͤtten preiß geben<lb/> wollen! Sogar jetzt, wo ich mich frei von<lb/> der unſaͤglichen Beſtuͤrzung fuͤhle, die in je-<lb/> nen ſchrecklichen Augenblicken auf uns Alle<lb/> druͤckte, weiß ich nicht, was noch anderes<lb/> und mehr zu ſeinem Beiſtande von uns haͤtte<lb/> verſucht werden koͤnnen.</p><lb/> <p>Mittlerweile hielt der Sturm noch im-<lb/> mer an, ohne jedoch haͤrter zu werden. Jch<lb/> wagte es daher, das Schiff vor dem Winde<lb/> hinlaufen zu laſſen, bis ſich, mit dem naͤch-<lb/> ſten Tage, das Wetter allmaͤhlig wieder beſ-<lb/> ſerte. Nun aber lag mir eine andre ſchwere<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [124/0140]
hineinſtuͤrzte. Jn dieſer Lage ſtanden wir,
wenn ſie noch wenige Minuten anhielt, in
der augenſcheinlichſten Gefahr, auf der
Stelle zu ſinken. Jch mußte mich entſchie-
ßen, das Ruder wieder nach der andern
Seite zu holen, um das Schiff in die Hoͤhe
zu bringen, bevor es ſeinen Schwerpunkt
verloͤre.
Wohl brach mir mein Herz, wenn ich
an den armen Kapitain gedachte, den wir
noch von Zeit zu Zeit mit dem ſtuͤrmenden
Elemente kaͤmpfend erblickten, ſo oft die
Woge ihn empor hob. Es gab kein Mittel
mehr, uns in ſeiner Naͤhe zu erhalten, da
das Schiff, vom Winde gejagt, gleich einem
Pfeile, durch die Fluthen dahin ſchoß. Der
Ungluͤckliche war nicht zu retten; ſelbſt wenn
wir unſer eignes Leben haͤtten preiß geben
wollen! Sogar jetzt, wo ich mich frei von
der unſaͤglichen Beſtuͤrzung fuͤhle, die in je-
nen ſchrecklichen Augenblicken auf uns Alle
druͤckte, weiß ich nicht, was noch anderes
und mehr zu ſeinem Beiſtande von uns haͤtte
verſucht werden koͤnnen.
Mittlerweile hielt der Sturm noch im-
mer an, ohne jedoch haͤrter zu werden. Jch
wagte es daher, das Schiff vor dem Winde
hinlaufen zu laſſen, bis ſich, mit dem naͤch-
ſten Tage, das Wetter allmaͤhlig wieder beſ-
ſerte. Nun aber lag mir eine andre ſchwere
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