lassen. Dennoch möcht ich unter Meines- gleichen immer noch nicht der Dümmsten Einer gewesen seyn; und wenn man bedenkt, daß ich damals noch keine zwanzig Jahre zählte, und mir meinen Mangel an Erfah- rung, billiger Weise, zu gute hält, so wird auch, unter den angeführten Umständen, selbst das Urtheil des gewiegteren Seemanns scho- nend genug für mich ausfallen.
Jrwin, unser Bestimmungsort, liegt im Grunde einer tiefen runden Bucht, in welche, als wir ihre Höhe erreichten, ein Sturm aus Nordwest gerade hinein blies. Da sie mir durchaus unbekannt war, bekanntlich aber schlechten Ankergrund hat, so wäre es verwegen gewesen, mich bei diesem Winde und Wetter in sie hinein zu wagen. Jch steuerte also gegen die Jnsel Arron, um dort vielleicht eines Lootsen habhaft zu wer- den: allein vergebens kreuzte ich zwei Tage umher. Meine weisse Flagge spielte mir abermals den Streich, daß Alles auf der See vor mir floh, und vom Lande Rie- mand sich zu mir heran wagte, weil ich für einen Franzosen gehalten wurde. Zu- letzt näherte ich mich dem Strome von Port- Glasgow; und hier gelang es mir denn, einen Lootsen zu finden, der mich nach Jrwin brachte.
laſſen. Dennoch moͤcht ich unter Meines- gleichen immer noch nicht der Duͤmmſten Einer geweſen ſeyn; und wenn man bedenkt, daß ich damals noch keine zwanzig Jahre zaͤhlte, und mir meinen Mangel an Erfah- rung, billiger Weiſe, zu gute haͤlt, ſo wird auch, unter den angefuͤhrten Umſtaͤnden, ſelbſt das Urtheil des gewiegteren Seemanns ſcho- nend genug fuͤr mich ausfallen.
Jrwin, unſer Beſtimmungsort, liegt im Grunde einer tiefen runden Bucht, in welche, als wir ihre Hoͤhe erreichten, ein Sturm aus Nordweſt gerade hinein blies. Da ſie mir durchaus unbekannt war, bekanntlich aber ſchlechten Ankergrund hat, ſo waͤre es verwegen geweſen, mich bei dieſem Winde und Wetter in ſie hinein zu wagen. Jch ſteuerte alſo gegen die Jnſel Arron, um dort vielleicht eines Lootſen habhaft zu wer- den: allein vergebens kreuzte ich zwei Tage umher. Meine weiſſe Flagge ſpielte mir abermals den Streich, daß Alles auf der See vor mir floh, und vom Lande Rie- mand ſich zu mir heran wagte, weil ich fuͤr einen Franzoſen gehalten wurde. Zu- letzt naͤherte ich mich dem Strome von Port- Glasgow; und hier gelang es mir denn, einen Lootſen zu finden, der mich nach Jrwin brachte.
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laſſen. Dennoch moͤcht ich unter Meines-
gleichen immer noch nicht der Duͤmmſten
Einer geweſen ſeyn; und wenn man bedenkt,
daß ich damals noch keine zwanzig Jahre
zaͤhlte, und mir meinen Mangel an Erfah-
rung, billiger Weiſe, zu gute haͤlt, ſo wird
auch, unter den angefuͤhrten Umſtaͤnden, ſelbſt
das Urtheil des gewiegteren Seemanns ſcho-
nend genug fuͤr mich ausfallen.
Jrwin, unſer Beſtimmungsort, liegt im
Grunde einer tiefen runden Bucht, in welche,
als wir ihre Hoͤhe erreichten, ein Sturm
aus Nordweſt gerade hinein blies. Da ſie
mir durchaus unbekannt war, bekanntlich
aber ſchlechten Ankergrund hat, ſo waͤre es
verwegen geweſen, mich bei dieſem Winde
und Wetter in ſie hinein zu wagen. Jch
ſteuerte alſo gegen die Jnſel Arron, um
dort vielleicht eines Lootſen habhaft zu wer-
den: allein vergebens kreuzte ich zwei Tage
umher. Meine weiſſe Flagge ſpielte mir
abermals den Streich, daß Alles auf der
See vor mir floh, und vom Lande Rie-
mand ſich zu mir heran wagte, weil ich
fuͤr einen Franzoſen gehalten wurde. Zu-
letzt naͤherte ich mich dem Strome von Port-
Glasgow; und hier gelang es mir denn,
einen Lootſen zu finden, der mich nach Jrwin
brachte.
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/116>, abgerufen am 25.11.2024.
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