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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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damals allein bedienen konnten, hier durch-
aus unzuverlässig sind und jeden Augenblick
irre führen. Das begegnete denn auch mir;
und so darf man sich denn nicht wundern,
daß ich hier endlich gar nicht mehr aus oder
ein wußte.

Jn dieser Bedrängniß kam uns ein eng-
lisches Schiff zu Gesicht, welches zwischen
zwei hohen Landspitzen hervor segelte, und
von welchem ich richtigeren Bescheid zu er-
langen hoffte. Jn dieser Absicht richtete
ich die Segel nach jener Seite hin, indem
ich zugleich die preussische Flagge auf-
steckte, welche bekanntlich weiß ist und in
der Mitte den schwarzen Adler führt. Aber
auch die französische Flagge ist von weisser
Farbe; und da sich bei dem mäßigen Winde
die meinige zu wenig entfaltete, um den Ad-
ler anstatt der Lilien erblicken zu lassen:
so ward ich von dem Engländer für einen
französischen Kaper angesehen, und er setzte
bei dem stillen Wetter so viel Segel auf,
als sein Schiff nur tragen konnte, um mir
zu entgehen. Jch that desgleichen, um
Jagd auf ihn zu machen; und so machten
wir uns beiderseits Roth und Mühe, bis
zuletzt Nachmittags der Wind völlig erstarb,
als ich nur noch eine kleine Viertelmeile von
dem Flüchtling entfernt war.

damals allein bedienen konnten, hier durch-
aus unzuverlaͤſſig ſind und jeden Augenblick
irre fuͤhren. Das begegnete denn auch mir;
und ſo darf man ſich denn nicht wundern,
daß ich hier endlich gar nicht mehr aus oder
ein wußte.

Jn dieſer Bedraͤngniß kam uns ein eng-
liſches Schiff zu Geſicht, welches zwiſchen
zwei hohen Landſpitzen hervor ſegelte, und
von welchem ich richtigeren Beſcheid zu er-
langen hoffte. Jn dieſer Abſicht richtete
ich die Segel nach jener Seite hin, indem
ich zugleich die preuſſiſche Flagge auf-
ſteckte, welche bekanntlich weiß iſt und in
der Mitte den ſchwarzen Adler fuͤhrt. Aber
auch die franzoͤſiſche Flagge iſt von weiſſer
Farbe; und da ſich bei dem maͤßigen Winde
die meinige zu wenig entfaltete, um den Ad-
ler anſtatt der Lilien erblicken zu laſſen:
ſo ward ich von dem Englaͤnder fuͤr einen
franzoͤſiſchen Kaper angeſehen, und er ſetzte
bei dem ſtillen Wetter ſo viel Segel auf,
als ſein Schiff nur tragen konnte, um mir
zu entgehen. Jch that desgleichen, um
Jagd auf ihn zu machen; und ſo machten
wir uns beiderſeits Roth und Muͤhe, bis
zuletzt Nachmittags der Wind voͤllig erſtarb,
als ich nur noch eine kleine Viertelmeile von
dem Fluͤchtling entfernt war.

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[98/0114] damals allein bedienen konnten, hier durch- aus unzuverlaͤſſig ſind und jeden Augenblick irre fuͤhren. Das begegnete denn auch mir; und ſo darf man ſich denn nicht wundern, daß ich hier endlich gar nicht mehr aus oder ein wußte. Jn dieſer Bedraͤngniß kam uns ein eng- liſches Schiff zu Geſicht, welches zwiſchen zwei hohen Landſpitzen hervor ſegelte, und von welchem ich richtigeren Beſcheid zu er- langen hoffte. Jn dieſer Abſicht richtete ich die Segel nach jener Seite hin, indem ich zugleich die preuſſiſche Flagge auf- ſteckte, welche bekanntlich weiß iſt und in der Mitte den ſchwarzen Adler fuͤhrt. Aber auch die franzoͤſiſche Flagge iſt von weiſſer Farbe; und da ſich bei dem maͤßigen Winde die meinige zu wenig entfaltete, um den Ad- ler anſtatt der Lilien erblicken zu laſſen: ſo ward ich von dem Englaͤnder fuͤr einen franzoͤſiſchen Kaper angeſehen, und er ſetzte bei dem ſtillen Wetter ſo viel Segel auf, als ſein Schiff nur tragen konnte, um mir zu entgehen. Jch that desgleichen, um Jagd auf ihn zu machen; und ſo machten wir uns beiderſeits Roth und Muͤhe, bis zuletzt Nachmittags der Wind voͤllig erſtarb, als ich nur noch eine kleine Viertelmeile von dem Fluͤchtling entfernt war.

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/114>, abgerufen am 25.11.2024.