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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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nern setzte uns längs dem Seestrande nach
und würde uns gar bald eingeholt haben,
wenn wir uns nicht bereits landeinwärts ge-
lenkt hätten. So verfehlten sie uns, und
kehrten unverrichteter Dinge nach Danzig
zurück, während wir ohne weitere Anfech-
tung Königsberg erreichten und, vor weite-
rer Entdeckung sicher, uns im Gewühl die-
ses lebendigen Handelsplatzes verloren.

Es traf sich sehr gelegen, daß es hier,
bei eben wieder eröffneter Schiffahrt, Man-
gel an unterrichteten Seeleuten gab, die als
Steuerleute gebraucht werden konnten. Da-
her währte es nicht zwei oder drei Tage,
daß wir uns nicht sammt und sonders, und
meist in jener Eigenschaft, mit Vortheil an-
gebracht hatten. Jch selbst fand einen Platz
als Steuermann auf einer kleinen Jacht von
50 Lasten und 5 Mann Equipage. Mein
Schiffer hieß Berend Jantzen und war mit
einer Ladung Hauf nach Jrwin in West-
Schottland bestimmt; sollte aber, um die
französischen Kaper zu vermeiden, oben
herum durch die Nordsee und die Orkaden
steuern.

Wir giengen unter Segel: aber schon
im Sunde erlebten wir das Unglück, daß
das eiserne Band eines Wasserfasses beim
Zerspringen dem Schiffer von hinten gegen

die

nern ſetzte uns laͤngs dem Seeſtrande nach
und wuͤrde uns gar bald eingeholt haben,
wenn wir uns nicht bereits landeinwaͤrts ge-
lenkt haͤtten. So verfehlten ſie uns, und
kehrten unverrichteter Dinge nach Danzig
zuruͤck, waͤhrend wir ohne weitere Anfech-
tung Koͤnigsberg erreichten und, vor weite-
rer Entdeckung ſicher, uns im Gewuͤhl die-
ſes lebendigen Handelsplatzes verloren.

Es traf ſich ſehr gelegen, daß es hier,
bei eben wieder eroͤffneter Schiffahrt, Man-
gel an unterrichteten Seeleuten gab, die als
Steuerleute gebraucht werden konnten. Da-
her waͤhrte es nicht zwei oder drei Tage,
daß wir uns nicht ſammt und ſonders, und
meiſt in jener Eigenſchaft, mit Vortheil an-
gebracht hatten. Jch ſelbſt fand einen Platz
als Steuermann auf einer kleinen Jacht von
50 Laſten und 5 Mann Equipage. Mein
Schiffer hieß Berend Jantzen und war mit
einer Ladung Hauf nach Jrwin in Weſt-
Schottland beſtimmt; ſollte aber, um die
franzoͤſiſchen Kaper zu vermeiden, oben
herum durch die Nordſee und die Orkaden
ſteuern.

Wir giengen unter Segel: aber ſchon
im Sunde erlebten wir das Ungluͤck, daß
das eiſerne Band eines Waſſerfaſſes beim
Zerſpringen dem Schiffer von hinten gegen

die
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[96/0112] nern ſetzte uns laͤngs dem Seeſtrande nach und wuͤrde uns gar bald eingeholt haben, wenn wir uns nicht bereits landeinwaͤrts ge- lenkt haͤtten. So verfehlten ſie uns, und kehrten unverrichteter Dinge nach Danzig zuruͤck, waͤhrend wir ohne weitere Anfech- tung Koͤnigsberg erreichten und, vor weite- rer Entdeckung ſicher, uns im Gewuͤhl die- ſes lebendigen Handelsplatzes verloren. Es traf ſich ſehr gelegen, daß es hier, bei eben wieder eroͤffneter Schiffahrt, Man- gel an unterrichteten Seeleuten gab, die als Steuerleute gebraucht werden konnten. Da- her waͤhrte es nicht zwei oder drei Tage, daß wir uns nicht ſammt und ſonders, und meiſt in jener Eigenſchaft, mit Vortheil an- gebracht hatten. Jch ſelbſt fand einen Platz als Steuermann auf einer kleinen Jacht von 50 Laſten und 5 Mann Equipage. Mein Schiffer hieß Berend Jantzen und war mit einer Ladung Hauf nach Jrwin in Weſt- Schottland beſtimmt; ſollte aber, um die franzoͤſiſchen Kaper zu vermeiden, oben herum durch die Nordſee und die Orkaden ſteuern. Wir giengen unter Segel: aber ſchon im Sunde erlebten wir das Ungluͤck, daß das eiſerne Band eines Waſſerfaſſes beim Zerſpringen dem Schiffer von hinten gegen die

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/112>, abgerufen am 22.11.2024.