Nach seiner individuellen Ansicht ist er des Glaubens, daß an Originalität, Leben- digkeit, Abwechselung und körniger Kraft, neben der höchsten Einfachheit, in unsrer Sprache kaum etwas Aehnliches vorhanden ist, als diese Lebensbeschreibung; etwa die des Schweizers J. Plater ausgenommen. Es ist überall die Darstellung des Pommer- schen biedern, aber welterfahrnen und welt- klugen Bürgersmannes, welcher, die kleinen Künste des Vortrags nicht kennend oder ver- schmähend, nur dem Bedürfniß und Drang der Mittheilung folgt; der froh und behäg- lich in die Vergangenheit, die ihm ein frisches Gestern dünkt, zurückschaut, sich an seinen Kindheitsspielen, seinen jugendlichen Aben- theuern, seinen Mannes-Thaten sonnt und erwärmt und, ohne es selbst zu wissen und zu wollen, uns so den Schlüssel dazu giebt, wie er der tüchtige Kern-Mensch ge- worden, den wir in ihm zu lieben und zu achten uns gedrungen fühlen.
Von der ihm gegebenen Befugniß, an der Handschrift nach Gutdünken zu ändern, hat der Herausgeber nur insofern einen spar- samen und bescheidenen Gebrauch gemacht, als das Bedürfniß eines geordneten Vor-
Nach ſeiner individuellen Anſicht iſt er des Glaubens, daß an Originalitaͤt, Leben- digkeit, Abwechſelung und koͤrniger Kraft, neben der hoͤchſten Einfachheit, in unſrer Sprache kaum etwas Aehnliches vorhanden iſt, als dieſe Lebensbeſchreibung; etwa die des Schweizers J. Plater ausgenommen. Es iſt uͤberall die Darſtellung des Pommer- ſchen biedern, aber welterfahrnen und welt- klugen Buͤrgersmannes, welcher, die kleinen Kuͤnſte des Vortrags nicht kennend oder ver- ſchmaͤhend, nur dem Beduͤrfniß und Drang der Mittheilung folgt; der froh und behaͤg- lich in die Vergangenheit, die ihm ein friſches Geſtern duͤnkt, zuruͤckſchaut, ſich an ſeinen Kindheitsſpielen, ſeinen jugendlichen Aben- theuern, ſeinen Mannes-Thaten ſonnt und erwaͤrmt und, ohne es ſelbſt zu wiſſen und zu wollen, uns ſo den Schluͤſſel dazu giebt, wie er der tuͤchtige Kern-Menſch ge- worden, den wir in ihm zu lieben und zu achten uns gedrungen fuͤhlen.
Von der ihm gegebenen Befugniß, an der Handſchrift nach Gutduͤnken zu aͤndern, hat der Herausgeber nur inſofern einen ſpar- ſamen und beſcheidenen Gebrauch gemacht, als das Beduͤrfniß eines geordneten Vor-
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[IV/0010]
Nach ſeiner individuellen Anſicht iſt er
des Glaubens, daß an Originalitaͤt, Leben-
digkeit, Abwechſelung und koͤrniger Kraft,
neben der hoͤchſten Einfachheit, in unſrer
Sprache kaum etwas Aehnliches vorhanden
iſt, als dieſe Lebensbeſchreibung; etwa die
des Schweizers J. Plater ausgenommen.
Es iſt uͤberall die Darſtellung des Pommer-
ſchen biedern, aber welterfahrnen und welt-
klugen Buͤrgersmannes, welcher, die kleinen
Kuͤnſte des Vortrags nicht kennend oder ver-
ſchmaͤhend, nur dem Beduͤrfniß und Drang
der Mittheilung folgt; der froh und behaͤg-
lich in die Vergangenheit, die ihm ein friſches
Geſtern duͤnkt, zuruͤckſchaut, ſich an ſeinen
Kindheitsſpielen, ſeinen jugendlichen Aben-
theuern, ſeinen Mannes-Thaten ſonnt und
erwaͤrmt und, ohne es ſelbſt zu wiſſen und
zu wollen, uns ſo den Schluͤſſel dazu giebt,
wie er der tuͤchtige Kern-Menſch ge-
worden, den wir in ihm zu lieben und zu
achten uns gedrungen fuͤhlen.
Von der ihm gegebenen Befugniß, an
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hat der Herausgeber nur inſofern einen ſpar-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. IV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/10>, abgerufen am 16.02.2025.
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