Nestroy, Johann: Der böse Geist Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt. Wien, 1835. Zwirn. O, Sie kennen ihn nicht so, wie ich ihn kenn. Hobelmann. Aber er hat ja gar nichts g'redt. Zwirn. Aber er hätt' was reden können. -- Das kommt grad' so heraus, als wenn Sie unser Narr wären. Hobelmann. Jetzt sei Er einmal still, sonst leg' ich den Brief nieder, nachher kann Er lesen. Zwirn. Nachher kann ich lesen, wenn Sie den Brief niederlegen? Hobelmann. Ich mein', daß Er hernach gar nicht erfahret, was in dem Brief steht, weil Er selber nicht lesen kann. -- Kann Er denn nicht zwei Minuten still seyn? Zwirn. O, auch noch länger. Hobelmann. Also schweig er. (Lies't.) "Wie gern wär' ich heute bei Euch, aber -- Zwirn. Herr von Hobelmann, ich werd' Ihnen einen Vorschlag machen. Damit Sie im Lesen nicht mehr Zwirn. O, Sie kennen ihn nicht ſo, wie ich ihn kenn. Hobelmann. Aber er hat ja gar nichts g’redt. Zwirn. Aber er hätt’ was reden können. — Das kommt grad’ ſo heraus, als wenn Sie unſer Narr wären. Hobelmann. Jetzt ſei Er einmal ſtill, ſonſt leg’ ich den Brief nieder, nachher kann Er leſen. Zwirn. Nachher kann ich leſen, wenn Sie den Brief niederlegen? Hobelmann. Ich mein’, daß Er hernach gar nicht erfahret, was in dem Brief ſteht, weil Er ſelber nicht leſen kann. — Kann Er denn nicht zwei Minuten ſtill ſeyn? Zwirn. O, auch noch länger. Hobelmann. Alſo ſchweig er. (Lieſ’t.) »Wie gern wär’ ich heute bei Euch, aber — Zwirn. Herr von Hobelmann, ich werd’ Ihnen einen Vorſchlag machen. Damit Sie im Leſen nicht mehr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0102" n="96"/> <sp who="#ZWI"> <speaker><hi rendition="#g">Zwirn</hi>.</speaker><lb/> <p>O, Sie kennen ihn nicht ſo, wie ich ihn<lb/> kenn.</p> </sp><lb/> <sp who="#HOB"> <speaker><hi rendition="#g">Hobelmann</hi>.</speaker><lb/> <p>Aber er hat ja gar nichts g’redt.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZWI"> <speaker><hi rendition="#g">Zwirn</hi>.</speaker><lb/> <p>Aber er hätt’ was reden können. — Das kommt<lb/> grad’ ſo heraus, als wenn Sie unſer Narr wären.</p> </sp><lb/> <sp who="#HOB"> <speaker><hi rendition="#g">Hobelmann</hi>.</speaker><lb/> <p>Jetzt ſei Er einmal ſtill, ſonſt leg’ ich den<lb/> Brief nieder, nachher kann <hi rendition="#g">Er</hi> leſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZWI"> <speaker><hi rendition="#g">Zwirn</hi>.</speaker><lb/> <p>Nachher kann ich leſen, wenn Sie den Brief<lb/> niederlegen?</p> </sp><lb/> <sp who="#HOB"> <speaker><hi rendition="#g">Hobelmann</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich mein’, daß Er hernach gar nicht erfahret,<lb/> was in dem Brief ſteht, weil Er ſelber nicht leſen<lb/> kann. — Kann Er denn nicht zwei Minuten ſtill<lb/> ſeyn?</p> </sp><lb/> <sp who="#ZWI"> <speaker><hi rendition="#g">Zwirn</hi>.</speaker><lb/> <p>O, auch noch länger.</p> </sp><lb/> <sp who="#HOB"> <speaker><hi rendition="#g">Hobelmann</hi>.</speaker><lb/> <p>Alſo ſchweig er.</p> <stage>(Lieſ’t.)</stage> <p>»Wie gern wär’ ich<lb/> heute bei Euch, aber —</p> </sp><lb/> <sp who="#ZWI"> <speaker><hi rendition="#g">Zwirn</hi>.</speaker><lb/> <p>Herr von Hobelmann, ich werd’ Ihnen einen<lb/> Vorſchlag machen. Damit Sie im Leſen nicht mehr<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [96/0102]
Zwirn.
O, Sie kennen ihn nicht ſo, wie ich ihn
kenn.
Hobelmann.
Aber er hat ja gar nichts g’redt.
Zwirn.
Aber er hätt’ was reden können. — Das kommt
grad’ ſo heraus, als wenn Sie unſer Narr wären.
Hobelmann.
Jetzt ſei Er einmal ſtill, ſonſt leg’ ich den
Brief nieder, nachher kann Er leſen.
Zwirn.
Nachher kann ich leſen, wenn Sie den Brief
niederlegen?
Hobelmann.
Ich mein’, daß Er hernach gar nicht erfahret,
was in dem Brief ſteht, weil Er ſelber nicht leſen
kann. — Kann Er denn nicht zwei Minuten ſtill
ſeyn?
Zwirn.
O, auch noch länger.
Hobelmann.
Alſo ſchweig er. (Lieſ’t.) »Wie gern wär’ ich
heute bei Euch, aber —
Zwirn.
Herr von Hobelmann, ich werd’ Ihnen einen
Vorſchlag machen. Damit Sie im Leſen nicht mehr
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