Nestroy, Johann: Einen Jux will er sich machen. Wien, 1844.3. "Den Herrn seh ich täglich zu Jhrer Frau geh'n" -- Ja wissens das macht nix, es is ihr Cousin -- "Jn der Dämmerung da sieht man's oft bei einand stehn" -- Was schadt denn die Dämmerung, 's is ja ihr Cousin -- "Sie thut ihm die Hand drucken und thut ihm schön" -- Warum solls ihn nit drucken, 's is ja ihr Cousin -- Wär er nit ihr Cousin, ließ i ihrn gwiß nit in d'Näh' -- Das is a verruckte Jdee! -- 4. 's is jetzt fast Auszeichnung, wenn man sagen kann, dahier, Mein Sohn is zwölf Jahr und spielt gar nicht Clavier; Wer nicht ferm Doktorfauststückeln jetzt machen kann, Sondern nur Virtuos is, den hört man kaum an -- Und doch liest man Clavierkonzert fast alle Tag An allen Ecken, aber im Preis geben's dem Lißt nicht viel nach -- Drei Gulden Münz für ein Sperrsitz, vier Zwan- ziger Entree Das is a verruckte Jdee! -- 3. „Den Herrn ſeh ich täglich zu Jhrer Frau geh’n“ — Ja wiſſens das macht nix, es is ihr Cousin — „Jn der Dämmerung da ſieht man’s oft bei einand ſtehn“ — Was ſchadt denn die Dämmerung, ’s is ja ihr Cousin — „Sie thut ihm die Hand drucken und thut ihm ſchön“ — Warum ſolls ihn nit drucken, ’s is ja ihr Cousin — Wär er nit ihr Cousin, ließ i ihrn gwiß nit in d’Näh’ — Das is a verruckte Jdee! — 4. ’s is jetzt faſt Auszeichnung, wenn man ſagen kann, dahier, Mein Sohn is zwölf Jahr und ſpielt gar nicht Clavier; Wer nicht ferm Doktorfauſtſtückeln jetzt machen kann, Sondern nur Virtuos is, den hört man kaum an — Und doch liest man Clavierkonzert faſt alle Tag An allen Ecken, aber im Preis geben’s dem Lißt nicht viel nach — Drei Gulden Münz für ein Sperrſitz, vier Zwan- ziger Entrée Das is a verruckte Jdee! — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#WEIN"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0098" n="92"/> <lg n="3"> <l> <hi rendition="#b">3.</hi> </l><lb/> <l>„Den Herrn ſeh ich täglich zu Jhrer Frau geh’n“ —</l><lb/> <l>Ja wiſſens das macht nix, es is ihr <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cousin</hi></hi> —</l><lb/> <l>„Jn der Dämmerung da ſieht man’s oft bei einand</l><lb/> <l>ſtehn“ —</l><lb/> <l>Was ſchadt denn die Dämmerung, ’s is ja ihr</l><lb/> <l><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cousin</hi></hi> —</l><lb/> <l>„Sie thut ihm die Hand drucken und thut ihm ſchön“ —</l><lb/> <l>Warum ſolls ihn nit drucken, ’s is ja ihr <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cousin</hi></hi> —</l><lb/> <l>Wär er <hi rendition="#g">nit</hi> ihr <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cousin</hi></hi>, ließ i ihrn gwiß nit in</l><lb/> <l>d’Näh’ —</l><lb/> <l>Das is a verruckte Jdee! —</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l> <hi rendition="#b">4.</hi> </l><lb/> <l>’s is jetzt faſt Auszeichnung, wenn man ſagen kann,</l><lb/> <l>dahier,</l><lb/> <l>Mein Sohn is zwölf Jahr und ſpielt gar nicht Clavier;</l><lb/> <l>Wer nicht ferm Doktorfauſtſtückeln jetzt machen kann,</l><lb/> <l>Sondern nur Virtuos is, den hört man kaum an —</l><lb/> <l>Und doch liest man Clavierkonzert faſt alle Tag</l><lb/> <l>An allen Ecken, aber im Preis geben’s dem Lißt nicht</l><lb/> <l>viel nach —</l><lb/> <l>Drei Gulden Münz für ein Sperrſitz, vier Zwan-</l><lb/> <l>ziger <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Entrée</hi></hi></l><lb/> <l>Das is a verruckte Jdee! —</l> </lg><lb/> </lg> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [92/0098]
3.
„Den Herrn ſeh ich täglich zu Jhrer Frau geh’n“ —
Ja wiſſens das macht nix, es is ihr Cousin —
„Jn der Dämmerung da ſieht man’s oft bei einand
ſtehn“ —
Was ſchadt denn die Dämmerung, ’s is ja ihr
Cousin —
„Sie thut ihm die Hand drucken und thut ihm ſchön“ —
Warum ſolls ihn nit drucken, ’s is ja ihr Cousin —
Wär er nit ihr Cousin, ließ i ihrn gwiß nit in
d’Näh’ —
Das is a verruckte Jdee! —
4.
’s is jetzt faſt Auszeichnung, wenn man ſagen kann,
dahier,
Mein Sohn is zwölf Jahr und ſpielt gar nicht Clavier;
Wer nicht ferm Doktorfauſtſtückeln jetzt machen kann,
Sondern nur Virtuos is, den hört man kaum an —
Und doch liest man Clavierkonzert faſt alle Tag
An allen Ecken, aber im Preis geben’s dem Lißt nicht
viel nach —
Drei Gulden Münz für ein Sperrſitz, vier Zwan-
ziger Entrée
Das is a verruckte Jdee! —
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