Nestroy, Johann: Einen Jux will er sich machen. Wien, 1844. Sonders (betroffen). Herr Zangler -- Marie (Weinberl zu Füßen fallend). Lieber Herr Onkel-Vormund sein Sie nicht bös, ich kann nichts davor, ich weiß, daß es sich nicht schickt, aber -- Sonders. Jch habe Marien gegen ihren Willen bis in die Stube verfolgt, zürnen Sie daher mir doppelt und dreifach, wenn Sie wollen, doch Marien dürfen Sie keine Schuld zumessen. Marie. Nein, gar nichts zumessen -- Verzeihung lie- ber Herr Onkel und Vormund -- Sie schweigen? Diese schauerliche Stille verkündet einen furchtbaren Sturm. Weinberl (welcher in größter Verlegenheit dagestanden, indem er jeden Augenblick fürchtet trotz der Dunkelheit von Marien erkannt zu werden, weiß sich nicht anders zu helfen, nimmt zuerst Mariens, dann Sonders Hand und fügt ihre beiden Hände segnend in einander). Sonders (betroffen). Herr Zangler — Marie (Weinberl zu Fuͤßen fallend). Lieber Herr Onkel-Vormund ſein Sie nicht bös, ich kann nichts davor, ich weiß, daß es ſich nicht ſchickt, aber — Sonders. Jch habe Marien gegen ihren Willen bis in die Stube verfolgt, zürnen Sie daher mir doppelt und dreifach, wenn Sie wollen, doch Marien dürfen Sie keine Schuld zumeſſen. Marie. Nein, gar nichts zumeſſen — Verzeihung lie- ber Herr Onkel und Vormund — Sie ſchweigen? Dieſe ſchauerliche Stille verkündet einen furchtbaren Sturm. Weinberl (welcher in groͤßter Verlegenheit dageſtanden, indem er jeden Augenblick fuͤrchtet trotz der Dunkelheit von Marien erkannt zu werden, weiß ſich nicht anders zu helfen, nimmt zuerſt Mariens, dann Sonders Hand und fuͤgt ihre beiden Haͤnde ſegnend in einander). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0063" n="57"/> <sp who="#SON"> <speaker> <hi rendition="#g">Sonders</hi> </speaker> <stage>(betroffen).</stage><lb/> <p>Herr Zangler —</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#g">Marie</hi> </speaker><lb/> <stage>(Weinberl zu Fuͤßen fallend).</stage><lb/> <p>Lieber Herr Onkel-Vormund ſein Sie nicht<lb/> bös, ich kann nichts davor, ich weiß, daß es ſich<lb/> nicht ſchickt, aber —</p> </sp><lb/> <sp who="#SON"> <speaker><hi rendition="#g">Sonders</hi>.</speaker><lb/> <p>Jch habe Marien gegen ihren Willen bis in<lb/> die Stube verfolgt, zürnen Sie daher mir doppelt<lb/> und dreifach, wenn Sie wollen, doch Marien dürfen<lb/> Sie keine Schuld zumeſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker><hi rendition="#g">Marie</hi>.</speaker><lb/> <p>Nein, gar nichts zumeſſen — Verzeihung lie-<lb/> ber Herr Onkel und Vormund — Sie ſchweigen?<lb/> Dieſe ſchauerliche Stille verkündet einen furchtbaren<lb/> Sturm.</p> </sp><lb/> <sp who="#WEIN"> <speaker> <hi rendition="#g">Weinberl</hi> </speaker><lb/> <stage>(welcher in groͤßter Verlegenheit dageſtanden, indem er<lb/> jeden Augenblick fuͤrchtet trotz der Dunkelheit von Marien<lb/> erkannt zu werden, weiß ſich nicht anders zu helfen, nimmt<lb/> zuerſt Mariens, dann Sonders Hand und fuͤgt ihre beiden<lb/> Haͤnde ſegnend in einander).</stage> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [57/0063]
Sonders (betroffen).
Herr Zangler —
Marie
(Weinberl zu Fuͤßen fallend).
Lieber Herr Onkel-Vormund ſein Sie nicht
bös, ich kann nichts davor, ich weiß, daß es ſich
nicht ſchickt, aber —
Sonders.
Jch habe Marien gegen ihren Willen bis in
die Stube verfolgt, zürnen Sie daher mir doppelt
und dreifach, wenn Sie wollen, doch Marien dürfen
Sie keine Schuld zumeſſen.
Marie.
Nein, gar nichts zumeſſen — Verzeihung lie-
ber Herr Onkel und Vormund — Sie ſchweigen?
Dieſe ſchauerliche Stille verkündet einen furchtbaren
Sturm.
Weinberl
(welcher in groͤßter Verlegenheit dageſtanden, indem er
jeden Augenblick fuͤrchtet trotz der Dunkelheit von Marien
erkannt zu werden, weiß ſich nicht anders zu helfen, nimmt
zuerſt Mariens, dann Sonders Hand und fuͤgt ihre beiden
Haͤnde ſegnend in einander).
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