Nestroy, Johann: Einen Jux will er sich machen. Wien, 1844.
Handelsherr mit die andern alten Handelsherren beim jungen Wein sitz, wenn so im traulichen Ge- spräch das Eis aufghackt wird vor dem Magazin der Erinnerung, wann die Gwölbthür der Vorzeit wie- der aufg'sperrt, und die Budel der Phantasie voll angraumt wird mit Waaren von Ehmals, wenn ich dann beim lebhaften Ausverkauf alter Geschichten sagen könnt: O! ich war auch einmal ein verfluchter Kerl! ein Teuxelsmensch -- ein Schwerack -- ich muß -- ich muß um jeden Preis dieses Verfluchte- kerlbewußtsein mir erringen. Christoph. Von mir aus hätten Sie dieses Bewußtsein schon lange; so oft Sie sich in meine Frisur verkam- pelt haben, hab ich mir denkt; das is ein verfluchter Kerl, den holt -- Weinberl. Was Sie denken, geht mich nix an, ich muß es denken, muß es fühlen. Christoph. So beutelns Jhnen selber den Schopf. Weinberl (von einer Jdee ergriffen). Halt! ich habs!
Handelsherr mit die andern alten Handelsherren beim jungen Wein ſitz, wenn ſo im traulichen Ge- ſpräch das Eis aufghackt wird vor dem Magazin der Erinnerung, wann die Gwölbthür der Vorzeit wie- der aufg’ſperrt, und die Budel der Phantaſie voll angraumt wird mit Waaren von Ehmals, wenn ich dann beim lebhaften Ausverkauf alter Geſchichten ſagen könnt: O! ich war auch einmal ein verfluchter Kerl! ein Teuxelsmenſch — ein Schwerack — ich muß — ich muß um jeden Preis dieſes Verfluchte- kerlbewußtſein mir erringen. Chriſtoph. Von mir aus hätten Sie dieſes Bewußtſein ſchon lange; ſo oft Sie ſich in meine Friſur verkam- pelt haben, hab ich mir denkt; das is ein verfluchter Kerl, den holt — Weinberl. Was Sie denken, geht mich nix an, ich muß es denken, muß es fühlen. Chriſtoph. So beutelns Jhnen ſelber den Schopf. Weinberl (von einer Jdee ergriffen). Halt! ich habs! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#WEIN"> <p><pb facs="#f0049" n="43"/> Handelsherr mit die andern alten Handelsherren<lb/> beim jungen Wein ſitz, wenn ſo im traulichen Ge-<lb/> ſpräch das Eis aufghackt wird vor dem Magazin der<lb/> Erinnerung, wann die Gwölbthür der Vorzeit wie-<lb/> der aufg’ſperrt, und die Budel der Phantaſie voll<lb/> angraumt wird mit Waaren von Ehmals, wenn ich<lb/> dann beim lebhaften Ausverkauf alter Geſchichten<lb/> ſagen könnt: O! ich war auch einmal ein verfluchter<lb/> Kerl! ein Teuxelsmenſch — ein Schwerack — ich<lb/> muß — ich muß um jeden Preis dieſes Verfluchte-<lb/> kerlbewußtſein mir erringen.</p> </sp><lb/> <sp who="#CHR"> <speaker><hi rendition="#g">Chriſtoph</hi>.</speaker><lb/> <p>Von mir aus hätten Sie dieſes Bewußtſein<lb/> ſchon lange; ſo oft Sie ſich in meine Friſur verkam-<lb/> pelt haben, hab ich mir denkt; das is ein verfluchter<lb/> Kerl, den holt —</p> </sp><lb/> <sp who="#WEIN"> <speaker><hi rendition="#g">Weinberl</hi>.</speaker><lb/> <p>Was Sie denken, geht mich nix an, ich muß<lb/> es denken, muß es fühlen.</p> </sp><lb/> <sp who="#CHR"> <speaker><hi rendition="#g">Chriſtoph</hi>.</speaker><lb/> <p>So beutelns Jhnen ſelber den Schopf.</p> </sp><lb/> <sp who="#WEIN"> <speaker> <hi rendition="#g">Weinberl</hi> </speaker><lb/> <stage>(von einer Jdee ergriffen).</stage><lb/> <p>Halt! ich habs!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [43/0049]
Handelsherr mit die andern alten Handelsherren
beim jungen Wein ſitz, wenn ſo im traulichen Ge-
ſpräch das Eis aufghackt wird vor dem Magazin der
Erinnerung, wann die Gwölbthür der Vorzeit wie-
der aufg’ſperrt, und die Budel der Phantaſie voll
angraumt wird mit Waaren von Ehmals, wenn ich
dann beim lebhaften Ausverkauf alter Geſchichten
ſagen könnt: O! ich war auch einmal ein verfluchter
Kerl! ein Teuxelsmenſch — ein Schwerack — ich
muß — ich muß um jeden Preis dieſes Verfluchte-
kerlbewußtſein mir erringen.
Chriſtoph.
Von mir aus hätten Sie dieſes Bewußtſein
ſchon lange; ſo oft Sie ſich in meine Friſur verkam-
pelt haben, hab ich mir denkt; das is ein verfluchter
Kerl, den holt —
Weinberl.
Was Sie denken, geht mich nix an, ich muß
es denken, muß es fühlen.
Chriſtoph.
So beutelns Jhnen ſelber den Schopf.
Weinberl
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Zitationshilfe: | Nestroy, Johann: Einen Jux will er sich machen. Wien, 1844, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nestroy_jux_1844/49>, abgerufen am 16.02.2025. |