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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.

Den 1. Feb. st. n. haben wir uns von Tolno wieder auf den
Weg gemachet früh um neun Uhr und Nachts um acht
Uhr 4. nach Mohatsch, sechs Meilen kommen/ und
haben wir diese beide Tage fast in lauter Gehöltze und
Weingebürge/ beschwerlich reisen gehabt/ weßwegen wir
auch den 2. Febr. stille liegen müssen/ biß die Wagen alle nach-
kommen/ die um deß bösen Weges willen nicht gleich folgen
können. Kurtz vor Mohatsch ist das Bächlein/ oder vielmehr
ietzt eine Pfütze und Morast/ darinnen der König in Ungarn
umkommen und zwischen diesem Mahatsch und Osseck hat da-
mahls/ als dieser König geschlagen worden/ der Türckis. Keyser
seine Schantze und Zelt gehabt.

Den 3. Febr. sind wir wieder aufgebrochen früh mit dem
Tage und Abends um 3. Uhr 5. nach Osseck angelanget fünff
Meilen von Mohatsch. Jst eine Stadt mit einer Mauer umher/
wiewol die Stadt nicht gar groß ist. Hierhaben wir den 4. Febr.
um andere Wagen zuerlangen abermahls stille liegen müssen.

Den 5. Febr. früh zwischen 7. und 8. Uhr sind wir wieder
fortgezogen und Mittags um 11. Uhr 6. nach Wocovvar, ein
Städtlein mit einem grossen alten steinern Castell kommen/
drey Meilen von Osseck. Allhier haben wir über eine lange stei-
nerne Brücke gemüst/ worunter gar wenig Wasser/ so ein
Stück von der Donau/ fleust/ dergleichen Brücke wir auch
hatten/ ehe wir nach Osseck kommen/ die sich zu Tarta, einem
Türckischen Dorffe anfähet/ und eine gute Teutsche Meile wä-
ret über lauter Morast/ hat bißweilen auf beiden Seiten Ab-
sätze/ da man etwas bey Seite fahren und einander weichen
kan/ wann Reisende auf derselben zusammen kommen.

Als wir nun dieser Brucken ein Ende gehabt/ sind wir in
einer Platten über die Trage/ welches ein Fluß/ so bald am
selben Orth in die Donau fället/ gesetzet worden/ welches gar

lang-
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.

Den 1. Feb. ſt. n. haben wir uns von Tolno wieder auf den
Weg gemachet fruͤh um neun Uhr und Nachts um acht
Uhr 4. nach Mohatſch, ſechs Meilen kommen/ und
haben wir dieſe beide Tage faſt in lauter Gehoͤltze und
Weingebuͤrge/ beſchwerlich reiſen gehabt/ weßwegẽ wir
auch den 2. Febr. ſtille liegen muͤſſen/ biß die Wagen alle nach-
kommen/ die um deß boͤſen Weges willen nicht gleich folgen
koͤnnen. Kurtz vor Mohatſch iſt das Baͤchlein/ oder vielmehr
ietzt eine Pfuͤtze und Moraſt/ darinnen der Koͤnig in Ungarn
umkommen und zwiſchen dieſem Mahatſch und Oſſeck hat da-
mahls/ als dieſer Koͤnig geſchlagen worden/ der Tuͤrckiſ. Keyſer
ſeine Schantze und Zelt gehabt.

Den 3. Febr. ſind wir wieder aufgebrochen fruͤh mit dem
Tage und Abends um 3. Uhr 5. nach Oſſeck angelanget fuͤnff
Meilen von Mohatſch. Jſt eine Stadt mit einer Mauer umher/
wiewol die Stadt nicht gar groß iſt. Hierhaben wir den 4. Febr.
um andere Wagen zuerlangen abermahls ſtille liegen muͤſſen.

Den 5. Febr. fruͤh zwiſchen 7. und 8. Uhr ſind wir wieder
fortgezogen und Mittags um 11. Uhr 6. nach Wocovvar, ein
Staͤdtlein mit einem groſſen alten ſteinern Caſtell kommen/
drey Meilen von Oſſeck. Allhier haben wir uͤber eine lange ſtei-
nerne Bruͤcke gemuͤſt/ worunter gar wenig Waſſer/ ſo ein
Stuͤck von der Donau/ fleuſt/ dergleichen Bruͤcke wir auch
hatten/ ehe wir nach Oſſeck kommen/ die ſich zu Tarta, einem
Tuͤrckiſchen Dorffe anfaͤhet/ und eine gute Teutſche Meile waͤ-
ret uͤber lauter Moraſt/ hat bißweilen auf beiden Seiten Ab-
ſaͤtze/ da man etwas bey Seite fahren und einander weichen
kan/ wann Reiſende auf derſelben zuſammen kommen.

Als wir nun dieſer Brucken ein Ende gehabt/ ſind wir in
einer Platten uͤber die Trage/ welches ein Fluß/ ſo bald am
ſelben Orth in die Donau faͤllet/ geſetzet worden/ welches gar

lang-
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[68/0074] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Den 1. Feb. ſt. n. haben wir uns von Tolno wieder auf den Weg gemachet fruͤh um neun Uhr und Nachts um acht Uhr 4. nach Mohatſch, ſechs Meilen kommen/ und haben wir dieſe beide Tage faſt in lauter Gehoͤltze und Weingebuͤrge/ beſchwerlich reiſen gehabt/ weßwegẽ wir auch den 2. Febr. ſtille liegen muͤſſen/ biß die Wagen alle nach- kommen/ die um deß boͤſen Weges willen nicht gleich folgen koͤnnen. Kurtz vor Mohatſch iſt das Baͤchlein/ oder vielmehr ietzt eine Pfuͤtze und Moraſt/ darinnen der Koͤnig in Ungarn umkommen und zwiſchen dieſem Mahatſch und Oſſeck hat da- mahls/ als dieſer Koͤnig geſchlagen worden/ der Tuͤrckiſ. Keyſer ſeine Schantze und Zelt gehabt. Den 3. Febr. ſind wir wieder aufgebrochen fruͤh mit dem Tage und Abends um 3. Uhr 5. nach Oſſeck angelanget fuͤnff Meilen von Mohatſch. Jſt eine Stadt mit einer Mauer umher/ wiewol die Stadt nicht gar groß iſt. Hierhaben wir den 4. Febr. um andere Wagen zuerlangen abermahls ſtille liegen muͤſſen. Den 5. Febr. fruͤh zwiſchen 7. und 8. Uhr ſind wir wieder fortgezogen und Mittags um 11. Uhr 6. nach Wocovvar, ein Staͤdtlein mit einem groſſen alten ſteinern Caſtell kommen/ drey Meilen von Oſſeck. Allhier haben wir uͤber eine lange ſtei- nerne Bruͤcke gemuͤſt/ worunter gar wenig Waſſer/ ſo ein Stuͤck von der Donau/ fleuſt/ dergleichen Bruͤcke wir auch hatten/ ehe wir nach Oſſeck kommen/ die ſich zu Tarta, einem Tuͤrckiſchen Dorffe anfaͤhet/ und eine gute Teutſche Meile waͤ- ret uͤber lauter Moraſt/ hat bißweilen auf beiden Seiten Ab- ſaͤtze/ da man etwas bey Seite fahren und einander weichen kan/ wann Reiſende auf derſelben zuſammen kommen. Als wir nun dieſer Brucken ein Ende gehabt/ ſind wir in einer Platten uͤber die Trage/ welches ein Fluß/ ſo bald am ſelben Orth in die Donau faͤllet/ geſetzet worden/ welches gar lang-

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/74>, abgerufen am 24.11.2024.