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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
soll/ Vorgeben nach/ von der Seule seyn/ woran Christus der
HErr gegeisselt worden/ von welcher noch andere zwey Stü-
cke mehr/ eins zu Rom/ das andere zu Jerusalem/ zu sinden
seyn/ massen ich sie denn alle drey gesehen habe. Jst gar ein son-
derbares Wunder/ daß gleichwol/ wie ich selber mit Augen ge-
sehen/ zur Fasten-Zeit diese Seule schwitzet und wenn ich die
Tropffen noch so rein abgewischet/ so sind flugs andere dage-
gen wieder herfür gedrungen.

Sonst siehet man auch in dieser Kirche noch etzliche Cör-
per der Heiligen/ welche gantz unversehrt und bekleidet sind/
ungeacht sie der Griechischen Mönche Vorgeben nach/ schon
vor viel 100. Jahr verstorben sind. Der Stuhl dar auf der Pa-
triarch in gedachter Kirche sitzet/ ist mit Türckoißen versetzet. Die
Kirche ist an sich selbst sonst nicht groß und niedrich vom Tache/
der Boden aber mit Marmel gepflastert. Die Decke oben ist
rund und mit Farben außgestrichen/ an deren kleine Fenster-
lein zur Seiten/ dadurch das Liecht in die Kirche fället.

Sonsten wird auch in einer uhralten Kirchen/ S. Sophia
genannt/ so vor alten Zeiten eine Kirche der Christen gewesen/
anietzo aber Türckisch/ und unter etzlich hunder Türckische Kir-
chen die allerschönste und am Gebäu die kunstreichste ist/ darin-
nen von den Türcken eine steinerne Mulde/ auß welcher die
Jungfr au Maria ihr Christkindlein gebadet haben soll: Jtem
in der Mauer ein brauner Marmelstein/ welcher deß Nachts
helle gläntzen soll/ gewiesen wird.

Diese Kirche hat innwendig fast mehr Marmelstein/
Porfyr- und andere edle Steine als andere gemeine Steine/
und ist ihrer kunstreichen Erbauung wegen nicht gnugsam zu
beschreiben.

Man hält sie vor ein Werck deß Keysers Iustiniani und
wird von den Türcken auch Ala Sophia, das ist H. Sophia ge-

nannt/

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
ſoll/ Vorgeben nach/ von der Seule ſeyn/ woran Chriſtus der
HErr gegeiſſelt worden/ von welcher noch andere zwey Stuͤ-
cke mehr/ eins zu Rom/ das andere zu Jeruſalem/ zu ſinden
ſeyn/ maſſen ich ſie denn alle drey geſehen habe. Jſt gar ein ſon-
derbares Wunder/ daß gleichwol/ wie ich ſelber mit Augen ge-
ſehen/ zur Faſten-Zeit dieſe Seule ſchwitzet und wenn ich die
Tropffen noch ſo rein abgewiſchet/ ſo ſind flugs andere dage-
gen wieder herfuͤr gedrungen.

Sonſt ſiehet man auch in dieſer Kirche noch etzliche Coͤr-
per der Heiligen/ welche gantz unverſehrt und bekleidet ſind/
ungeacht ſie der Griechiſchen Moͤnche Vorgeben nach/ ſchon
vor viel 100. Jahr verſtorbẽ ſind. Der Stuhl dar auf der Pa-
triarch in gedachter Kirche ſitzet/ iſt mit Tuͤrckoißẽ verſetzet. Die
Kirche iſt an ſich ſelbſt ſonſt nicht groß und niedrich vom Tache/
der Boden aber mit Marmel gepflaſtert. Die Decke oben iſt
rund und mit Farben außgeſtrichen/ an deren kleine Fenſter-
lein zur Seiten/ dadurch das Liecht in die Kirche faͤllet.

Sonſten wird auch in einer uhralten Kirchen/ S. Sophia
genannt/ ſo vor alten Zeiten eine Kirche der Chriſten geweſen/
anietzo aber Tuͤrckiſch/ und unter etzlich hunder Tuͤrckiſche Kir-
chen die allerſchoͤnſte und am Gebaͤu die kunſtreichſte iſt/ darin-
nen von den Tuͤrcken eine ſteinerne Mulde/ auß welcher die
Jungfr au Maria ihr Chriſtkindlein gebadet haben ſoll: Jtem
in der Mauer ein brauner Marmelſtein/ welcher deß Nachts
helle glaͤntzen ſoll/ gewieſen wird.

Dieſe Kirche hat innwendig faſt mehr Marmelſtein/
Porfyr- und andere edle Steine als andere gemeine Steine/
und iſt ihrer kunſtreichen Erbauung wegen nicht gnugſam zu
beſchreiben.

Man haͤlt ſie vor ein Werck deß Keyſers Iuſtiniani und
wird von den Tuͤrcken auch Ala Sophia, das iſt H. Sophia ge-

nannt/
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[50/0056] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. ſoll/ Vorgeben nach/ von der Seule ſeyn/ woran Chriſtus der HErr gegeiſſelt worden/ von welcher noch andere zwey Stuͤ- cke mehr/ eins zu Rom/ das andere zu Jeruſalem/ zu ſinden ſeyn/ maſſen ich ſie denn alle drey geſehen habe. Jſt gar ein ſon- derbares Wunder/ daß gleichwol/ wie ich ſelber mit Augen ge- ſehen/ zur Faſten-Zeit dieſe Seule ſchwitzet und wenn ich die Tropffen noch ſo rein abgewiſchet/ ſo ſind flugs andere dage- gen wieder herfuͤr gedrungen. Sonſt ſiehet man auch in dieſer Kirche noch etzliche Coͤr- per der Heiligen/ welche gantz unverſehrt und bekleidet ſind/ ungeacht ſie der Griechiſchen Moͤnche Vorgeben nach/ ſchon vor viel 100. Jahr verſtorbẽ ſind. Der Stuhl dar auf der Pa- triarch in gedachter Kirche ſitzet/ iſt mit Tuͤrckoißẽ verſetzet. Die Kirche iſt an ſich ſelbſt ſonſt nicht groß und niedrich vom Tache/ der Boden aber mit Marmel gepflaſtert. Die Decke oben iſt rund und mit Farben außgeſtrichen/ an deren kleine Fenſter- lein zur Seiten/ dadurch das Liecht in die Kirche faͤllet. Sonſten wird auch in einer uhralten Kirchen/ S. Sophia genannt/ ſo vor alten Zeiten eine Kirche der Chriſten geweſen/ anietzo aber Tuͤrckiſch/ und unter etzlich hunder Tuͤrckiſche Kir- chen die allerſchoͤnſte und am Gebaͤu die kunſtreichſte iſt/ darin- nen von den Tuͤrcken eine ſteinerne Mulde/ auß welcher die Jungfr au Maria ihr Chriſtkindlein gebadet haben ſoll: Jtem in der Mauer ein brauner Marmelſtein/ welcher deß Nachts helle glaͤntzen ſoll/ gewieſen wird. Dieſe Kirche hat innwendig faſt mehr Marmelſtein/ Porfyr- und andere edle Steine als andere gemeine Steine/ und iſt ihrer kunſtreichen Erbauung wegen nicht gnugſam zu beſchreiben. Man haͤlt ſie vor ein Werck deß Keyſers Iuſtiniani und wird von den Tuͤrcken auch Ala Sophia, das iſt H. Sophia ge- nannt/

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/56>, abgerufen am 24.11.2024.