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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.

DEn 18.19. und 20. Oct. haben wir sehr guthen Wind ge-
habt/ der uns auch so fort gefördert/ daß wir den 19.
flugs 1. die Jnsul auch Metlin und Mytilene, so vor Zeiten Lesbos
genennet worden/ erreichet/ iedoch zur lincken Hand gelassen/
uf der rechten Hand aber 2. die Jnsul Chio wieder ins Gesicht
bekommen/ Mitylene ist an Fruchtbarkeit gar eine berühmte
Jnsul/ sonderlich gerathen da die Bäumfrüchte so wol/ als
sonst fast an keinem Orthe/ der Wein gehet allen Griechischen
Weinen vor.

Den 20. Octob. sind wir 3. die Jnsul Tenedos vorbey gese-
gelt und 4. die Gegend der uhralten Stadt Troja in Asia und
Griechenland cum montibus Idae, denn gerade Tenedos gegen
über/ in einer Krümme deß Meeres ist noch zu sehen viel alt
zerfallen Gemäuer und wird für gewiß vorgegeben/ daß es die
Stadt Troja gewesen. Man sihet in solchem Gemäuer noch
einen grossen viereckichten Thurm und kan man daran gnug
abnehmen/ was Troja für eine herrliche Stadt müsse gewesen
seyn/ zumahl dennoch hin und wieder Stücken Mauren und
Thürne von Marmel mit unter gefunden werden. Ohngefähr
eine Stunde hiervon soll auch der Pallast deß Königs Priami
gestanden haben in lauter schönen Wiesen an einem Lorber-
baumwalde ist aber nichts mehr davon zu sehen als ein Haufen
zerbrochener schwartzer Marmel/ aufs fleissigste poliret und
sonst viel zerbrochene Seulen und Bildwerck von Marmel/ sind
also zwischen Asia und Europa, den beiden Theilen der Welt/
deren das erste zur lincken/ das andere zur rechten Hand blie-
ben/ gar nahe durchhin gese gelt.

Obgedachten 20. Oct. ist unser Schiff nahe bey der Stadt
Callipoli in Hellesponto wegen Seuchte deß Wassers auff den
Grund angestanden/ weßwegen es grosse Mühe gekostet selbi-

ges
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Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.

DEn 18.19. und 20. Oct. haben wir ſehr guthen Wind ge-
habt/ der uns auch ſo fort gefoͤrdert/ daß wir den 19.
flugs 1. die Jnſul auch Metlin und Mytilene, ſo vor Zeiten Lesbos
genennet worden/ erreichet/ iedoch zur lincken Hand gelaſſen/
uf der rechten Hand aber 2. die Jnſul Chio wieder ins Geſicht
bekommen/ Mitylene iſt an Fruchtbarkeit gar eine beruͤhmte
Jnſul/ ſonderlich gerathen da die Baͤumfruͤchte ſo wol/ als
ſonſt faſt an keinem Orthe/ der Wein gehet allen Griechiſchen
Weinen vor.

Den 20. Octob. ſind wir 3. die Jnſul Tenedos vorbey geſe-
gelt und 4. die Gegend der uhralten Stadt Troja in Aſia und
Griechenland cum montibus Idæ, denn gerade Tenedos gegen
uͤber/ in einer Kruͤmme deß Meeres iſt noch zu ſehen viel alt
zerfallen Gemaͤuer und wird fuͤr gewiß vorgegeben/ daß es die
Stadt Troja geweſen. Man ſihet in ſolchem Gemaͤuer noch
einen groſſen viereckichten Thurm und kan man daran gnug
abnehmen/ was Troja fuͤr eine herrliche Stadt muͤſſe geweſen
ſeyn/ zumahl dennoch hin und wieder Stuͤcken Mauren und
Thuͤrne von Marmel mit unter gefunden werden. Ohngefaͤhr
eine Stunde hiervon ſoll auch der Pallaſt deß Koͤnigs Priami
geſtanden haben in lauter ſchoͤnen Wieſen an einem Lorber-
baumwalde iſt aber nichts mehr davon zu ſehen als ein Haufen
zerbrochener ſchwartzer Marmel/ aufs fleiſſigſte poliret und
ſonſt viel zerbrochene Seulen uñ Bildwerck von Marmel/ ſind
alſo zwiſchen Aſia und Europa, den beiden Theilen der Welt/
deren das erſte zur lincken/ das andere zur rechten Hand blie-
ben/ gar nahe durchhin geſe gelt.

Obgedachten 20. Oct. iſt unſer Schiff nahe bey der Stadt
Callipoli in Helleſponto wegen Seuchte deß Waſſers auff den
Grund angeſtanden/ weßwegen es groſſe Muͤhe gekoſtet ſelbi-

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[41/0047] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. DEn 18.19. und 20. Oct. haben wir ſehr guthen Wind ge- habt/ der uns auch ſo fort gefoͤrdert/ daß wir den 19. flugs 1. die Jnſul auch Metlin und Mytilene, ſo vor Zeiten Lesbos genennet worden/ erreichet/ iedoch zur lincken Hand gelaſſen/ uf der rechten Hand aber 2. die Jnſul Chio wieder ins Geſicht bekommen/ Mitylene iſt an Fruchtbarkeit gar eine beruͤhmte Jnſul/ ſonderlich gerathen da die Baͤumfruͤchte ſo wol/ als ſonſt faſt an keinem Orthe/ der Wein gehet allen Griechiſchen Weinen vor. Den 20. Octob. ſind wir 3. die Jnſul Tenedos vorbey geſe- gelt und 4. die Gegend der uhralten Stadt Troja in Aſia und Griechenland cum montibus Idæ, denn gerade Tenedos gegen uͤber/ in einer Kruͤmme deß Meeres iſt noch zu ſehen viel alt zerfallen Gemaͤuer und wird fuͤr gewiß vorgegeben/ daß es die Stadt Troja geweſen. Man ſihet in ſolchem Gemaͤuer noch einen groſſen viereckichten Thurm und kan man daran gnug abnehmen/ was Troja fuͤr eine herrliche Stadt muͤſſe geweſen ſeyn/ zumahl dennoch hin und wieder Stuͤcken Mauren und Thuͤrne von Marmel mit unter gefunden werden. Ohngefaͤhr eine Stunde hiervon ſoll auch der Pallaſt deß Koͤnigs Priami geſtanden haben in lauter ſchoͤnen Wieſen an einem Lorber- baumwalde iſt aber nichts mehr davon zu ſehen als ein Haufen zerbrochener ſchwartzer Marmel/ aufs fleiſſigſte poliret und ſonſt viel zerbrochene Seulen uñ Bildwerck von Marmel/ ſind alſo zwiſchen Aſia und Europa, den beiden Theilen der Welt/ deren das erſte zur lincken/ das andere zur rechten Hand blie- ben/ gar nahe durchhin geſe gelt. Obgedachten 20. Oct. iſt unſer Schiff nahe bey der Stadt Callipoli in Helleſponto wegen Seuchte deß Waſſers auff den Grund angeſtanden/ weßwegen es groſſe Muͤhe gekoſtet ſelbi- ges F 2

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/47>, abgerufen am 24.11.2024.