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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
Das II. Capitul.

Wie ich aus der Contumacia in der Infermaria loß
lassen und mir in die Stadt Marsilia zu gehen
verstattet worden.

NAchdem ich nun biß auf den sechsten Tag in der Inferma-
ria contumaciam
gehalten/ und gute lange Weile gehabt/
iedoch gleichwolgesund dabey blieben war/ ward mir end-
lich den 18. Oct. auf vielfaltiges Bitten und Anhalten erlaubt in
die Stadt zu gehen. Und weil ich sonderlich unter den Kauff-
leuten nach Lands-Leuten Teutscher Nation nachfragen liesse/
die mich aus der infermaria in die Stadt begleiten mögten/ kam
einer mit Namen Zolicover, welcher ein Schweitzer und von
S. Gallen war/ unten in Hof zu mir/ empfing mich gar freund-
lich und erbot sich aller Liebe und Freundschafft gegen mich/
wiewol gantz Frembden und Unbekanten/ führte mich übern
Port in einem kleinen Schifflein mit in sein Hauß/ gab mir einen
Teutschen Diener zu/ der sein Schneider war/ welcher mich gar
in ein gut Logiment brachte/ in welchem ich auch verblieben
und nicht allein alle Liebe und Freundschafft von solchem
Kauffmanne genossen/ sondern auch um mein Geld wol be-
wirthet worden/ so lange ich mich allda zu Marsilien aufgehal-
ten und verblieben bin.

Und weil ich damals noch in Türckischen Kleidern ging
und damit nicht in die Stadt gehen wolte/ auch nicht konte/
weil ich mich gantz ablegen und auf Anordnung der zur Infer-
mari
verordneten Inspectorn meine Kleidung noch zwey oder
drey Tage allda lassen und also mich von blossem Leibe auf an-
ders kleiden muste/ in Gegenwart einer hierzu verordneten
Person/ die mit fleiß acht drauf geben muß/ damit zum wenig-
sten auch die alten und verdächtigen Kleider die neuen nicht be-
rühren und anstecken sollen/ ließ mir derselbe durch seinen Die-

ner
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Das II. Capitul.

Wie ich aus der Contumacia in der Infermaria loß
laſſen und mir in die Stadt Marſilia zu gehen
verſtattet worden.

NAchdem ich nun biß auf den ſechſten Tag in der Inferma-
ria contumaciam
gehalten/ und gute lange Weile gehabt/
iedoch gleichwolgeſund dabey blieben war/ ward mir end-
lich den 18. Oct. auf vielfaltiges Bitten und Anhalten erlaubt in
die Stadt zu gehen. Und weil ich ſonderlich unter den Kauff-
leuten nach Lands-Leuten Teutſcher Nation nachfragen lieſſe/
die mich aus der infermaria in die Stadt begleiten moͤgten/ kam
einer mit Namen Zolicover, welcher ein Schweitzer und von
S. Gallen war/ unten in Hof zu mir/ empfing mich gar freund-
lich und erbot ſich aller Liebe und Freundſchafft gegen mich/
wiewol gantz Frembden und Unbekanten/ fuͤhrte mich uͤbern
Port in einem kleinẽ Schifflein mit in ſein Hauß/ gab mir einen
Teutſchen Diener zu/ der ſein Schneider war/ welcher mich gar
in ein gut Logiment brachte/ in welchem ich auch verblieben
und nicht allein alle Liebe und Freundſchafft von ſolchem
Kauffmanne genoſſen/ ſondern auch um mein Geld wol be-
wirthet worden/ ſo lange ich mich allda zu Marſilien aufgehal-
ten und verblieben bin.

Und weil ich damals noch in Tuͤrckiſchen Kleidern ging
und damit nicht in die Stadt gehen wolte/ auch nicht konte/
weil ich mich gantz ablegen und auf Anordnung der zur Infer-
mari
verordneten Inſpectorn meine Kleidung noch zwey oder
drey Tage allda laſſen und alſo mich von bloſſem Leibe auf an-
ders kleiden muſte/ in Gegenwart einer hierzu verordneten
Perſon/ die mit fleiß acht drauf geben muß/ damit zum wenig-
ſten auch die alten und verdaͤchtigen Kleider die neuen nicht be-
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[366/0372] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Das II. Capitul. Wie ich aus der Contumacia in der Infermaria loß laſſen und mir in die Stadt Marſilia zu gehen verſtattet worden. NAchdem ich nun biß auf den ſechſten Tag in der Inferma- ria contumaciam gehalten/ und gute lange Weile gehabt/ iedoch gleichwolgeſund dabey blieben war/ ward mir end- lich den 18. Oct. auf vielfaltiges Bitten und Anhalten erlaubt in die Stadt zu gehen. Und weil ich ſonderlich unter den Kauff- leuten nach Lands-Leuten Teutſcher Nation nachfragen lieſſe/ die mich aus der infermaria in die Stadt begleiten moͤgten/ kam einer mit Namen Zolicover, welcher ein Schweitzer und von S. Gallen war/ unten in Hof zu mir/ empfing mich gar freund- lich und erbot ſich aller Liebe und Freundſchafft gegen mich/ wiewol gantz Frembden und Unbekanten/ fuͤhrte mich uͤbern Port in einem kleinẽ Schifflein mit in ſein Hauß/ gab mir einen Teutſchen Diener zu/ der ſein Schneider war/ welcher mich gar in ein gut Logiment brachte/ in welchem ich auch verblieben und nicht allein alle Liebe und Freundſchafft von ſolchem Kauffmanne genoſſen/ ſondern auch um mein Geld wol be- wirthet worden/ ſo lange ich mich allda zu Marſilien aufgehal- ten und verblieben bin. Und weil ich damals noch in Tuͤrckiſchen Kleidern ging und damit nicht in die Stadt gehen wolte/ auch nicht konte/ weil ich mich gantz ablegen und auf Anordnung der zur Infer- mari verordneten Inſpectorn meine Kleidung noch zwey oder drey Tage allda laſſen und alſo mich von bloſſem Leibe auf an- ders kleiden muſte/ in Gegenwart einer hierzu verordneten Perſon/ die mit fleiß acht drauf geben muß/ damit zum wenig- ſten auch die alten und verdaͤchtigen Kleider die neuen nicht be- ruͤhren und anſtecken ſollen/ ließ mir derſelbe durch ſeinen Die- ner

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/372>, abgerufen am 22.11.2024.