Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.Siebenjährige Welt-Beschauung. sehr böse und hat man erst einen grossen steinigten Weg hernachüber lauter Berg und Thaal zu reisen/ biß man endlich eine grosse steinigte Höhle hinab kömmt in ein Thaal/ welches weit und sehr lustig und schön grün bewachsen ist/ liegt vom Hinrei- sen zur lincken Hand und wird Therebynthi genannt und ge- sagt/ das allda David mit seiner Schläuder den Goliath er- leget/ der im Heer der Philister dem Volck Gottes Hohn sprach und dasselbe ausforderte. Dieses Thaal hatte ich auch vorhin schon von ferne gesehen und trug Verlangen/ biß ich dißmal nun gar dahin kam und mich recht allda umsehen kente. Jn diesem Gebürge blieb unser Mohr zurücke und hatte Jch lidte aber diese Nacht wegen ausgestandener grosser Be-
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. ſehr boͤſe und hat man erſt einen groſſen ſteinigten Weg hernachuͤber lauter Berg und Thaal zu reiſen/ biß man endlich eine groſſe ſteinigte Hoͤhle hinab koͤmmt in ein Thaal/ welches weit und ſehr luſtig und ſchoͤn gruͤn bewachſen iſt/ liegt vom Hinrei- ſen zur lincken Hand und wird Therebynthi genannt und ge- ſagt/ das allda David mit ſeiner Schlaͤuder den Goliath er- leget/ der im Heer der Philiſter dem Volck Gottes Hohn ſprach und daſſelbe ausforderte. Dieſes Thaal hatte ich auch vorhin ſchon von ferne geſehen und trug Verlangen/ biß ich dißmal nun gar dahin kam und mich recht allda umſehen kente. Jn dieſem Gebuͤrge blieb unſer Mohr zuruͤcke und hatte Jch lidte aber dieſe Nacht wegen ausgeſtandener groſſer Be-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0348" n="342"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.</hi></fw><lb/> ſehr boͤſe und hat man erſt einen groſſen ſteinigten Weg hernach<lb/> uͤber lauter Berg und Thaal zu reiſen/ biß man endlich eine<lb/> groſſe ſteinigte Hoͤhle hinab koͤmmt in ein Thaal/ welches weit<lb/> und ſehr luſtig und ſchoͤn gruͤn bewachſen iſt/ liegt vom Hinrei-<lb/> ſen zur lincken Hand und wird <hi rendition="#aq">Therebynthi</hi> genannt und ge-<lb/> ſagt/ das allda David mit ſeiner Schlaͤuder den Goliath er-<lb/> leget/ der im Heer der Philiſter dem Volck Gottes Hohn<lb/> ſprach und daſſelbe ausforderte. Dieſes Thaal hatte ich auch<lb/> vorhin ſchon von ferne geſehen und trug Verlangen/ biß ich<lb/> dißmal nun gar dahin kam und mich recht allda umſehen<lb/> kente.</p><lb/> <p>Jn dieſem Gebuͤrge blieb unſer Mohr zuruͤcke und hatte<lb/> gedacht ſich mit denen ihm vertrauten Sachen davon zu ma-<lb/> chen/ ward aber noch wieder ereilet und zuruͤcke gebracht. Von<lb/> hinnen kamen wir auf ebener Straſſe zu einem groſſen Caſtell/<lb/><hi rendition="#aq">Caſtello di Latroni</hi> genannt/ aus welchem der eine Schecher/ ſo<lb/> mit Chriſto gecreutziget worden/ buͤrtig ſoll geweſen ſeyn/ und<lb/> haben zur rechten Hand den Flecken Emahus liegen laſſen.<lb/> Sind vom Caſtell aus Thalab in der Ebene erſt zu einem Dorf-<lb/> fe und hernach um Mitternacht/ wie vorgedacht/ gen Rama<lb/> kommen-Allda ſind wir in einem groſſen weiten Hauſe/ mit ei-<lb/> nem Hof umgeben/ und mit vielen Gewoͤlben und Kammern/<lb/> eingekehret/ allein dieſe Nacht daſelbſt unter freyem Him̃el<lb/> blieben/ dieweil es gar lieblich und kuͤhle war und gehoͤret dieſes<lb/> Hauß den Muͤnchen zu Jeruſalem.</p><lb/> <p>Jch lidte aber dieſe Nacht wegen ausgeſtandener groſſer<lb/> Hitze uͤber die maſſen groſſen Durſt/ und mein Mohr und<lb/> Tuͤrcke hatten mir meinen Wein/ ſo mir im Kloſter mitgegeben<lb/> ward/ verpartiret. Allein weil zu meinem Gluͤck meines Grie-<lb/> chen/ der mein Gleitsmann war/ Vater allda wohnete/ wel-<lb/> cher gar ein reicher Mann war/ und ich ihn bitten lieſſe mir um<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Be-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [342/0348]
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
ſehr boͤſe und hat man erſt einen groſſen ſteinigten Weg hernach
uͤber lauter Berg und Thaal zu reiſen/ biß man endlich eine
groſſe ſteinigte Hoͤhle hinab koͤmmt in ein Thaal/ welches weit
und ſehr luſtig und ſchoͤn gruͤn bewachſen iſt/ liegt vom Hinrei-
ſen zur lincken Hand und wird Therebynthi genannt und ge-
ſagt/ das allda David mit ſeiner Schlaͤuder den Goliath er-
leget/ der im Heer der Philiſter dem Volck Gottes Hohn
ſprach und daſſelbe ausforderte. Dieſes Thaal hatte ich auch
vorhin ſchon von ferne geſehen und trug Verlangen/ biß ich
dißmal nun gar dahin kam und mich recht allda umſehen
kente.
Jn dieſem Gebuͤrge blieb unſer Mohr zuruͤcke und hatte
gedacht ſich mit denen ihm vertrauten Sachen davon zu ma-
chen/ ward aber noch wieder ereilet und zuruͤcke gebracht. Von
hinnen kamen wir auf ebener Straſſe zu einem groſſen Caſtell/
Caſtello di Latroni genannt/ aus welchem der eine Schecher/ ſo
mit Chriſto gecreutziget worden/ buͤrtig ſoll geweſen ſeyn/ und
haben zur rechten Hand den Flecken Emahus liegen laſſen.
Sind vom Caſtell aus Thalab in der Ebene erſt zu einem Dorf-
fe und hernach um Mitternacht/ wie vorgedacht/ gen Rama
kommen-Allda ſind wir in einem groſſen weiten Hauſe/ mit ei-
nem Hof umgeben/ und mit vielen Gewoͤlben und Kammern/
eingekehret/ allein dieſe Nacht daſelbſt unter freyem Him̃el
blieben/ dieweil es gar lieblich und kuͤhle war und gehoͤret dieſes
Hauß den Muͤnchen zu Jeruſalem.
Jch lidte aber dieſe Nacht wegen ausgeſtandener groſſer
Hitze uͤber die maſſen groſſen Durſt/ und mein Mohr und
Tuͤrcke hatten mir meinen Wein/ ſo mir im Kloſter mitgegeben
ward/ verpartiret. Allein weil zu meinem Gluͤck meines Grie-
chen/ der mein Gleitsmann war/ Vater allda wohnete/ wel-
cher gar ein reicher Mann war/ und ich ihn bitten lieſſe mir um
Be-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |