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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
brennende Lampen drinnen hangen/ welche einen gewaltigen
Dampff von sich geben/ so ist der Stein gantz beraucher und
schwartz davon worden.

Als ich mich nun unten in der Höhle und auf dem Berge
Calvariae allendhalben wol besehen hatte/ sind wir wieder hin-
auf in den Tempel gestiegen und von dar weiter in eine Capelle
der Abyssiner/ gleich heraussen zur Lincken an der Kirch-Thür
der grossen Kirche stehend/ in welcher Capelle unter einem Al-
tar ein schlechter dicker Stein gewiesen und von demselbigen ge-
sagt wird/ daß Christus im Richthause Pilati drauf gesessen/
als ihm die Gottlose Schaar der Jüden die Dorne Crone aufs
Haupt geflochten/ ihm ein Rohr stat Königliches Scepters in
die rechte Hand gegeben/ sich für ihm gebeuget und geneiget/ ihn
angespeyet und das Rohr auf dem Haupt entzwey geschlagen
und aufs ärgste verspottet/ und gesagt: Gegrüsset seystu Jü-
den König/ gleich als hätte er groß Unrecht gethan/ daß er sich
einen König genennet.

Vorgedachte Abyssiner aber sind auch eine Arth der Mor-
genländischen Christen und halten ihren Gottesdienst und An-
dacht in dieser Capelle auf dem Berge Calvariae. Haltens zwar
nicht mitdem Papst/ denn sie gebrauchen das Abendmal in bey-
derley Gestalt und ihre Priester leben ehelich etc. Allein darneben
haben sie doch gleichwol noch viel Jrrthüme/ denn sie halten die
Beschneidung und nicht allein bey denen Knäblein/ wie die Jü-
den und Türcken/ sondern auch bey denen Mägdlein. So tauf-
fen sie auch die Kinder/ iedoch nicht mit Wasser/ wie Gott be-
fohlen sondern mit Feuer und so fortan.

Nach dem ich wieder aus solcher Capelle heraus kom-
men und an der grossen Kirche herum gangen/ bin ich
zu einer Stiege von vierzehen Stuffen kommen und auf
derselben vollends hinauf auf den Berg Calvariae gestiegen/ da
hab ich gefunden zwey gewölbte schöne weite Bogen.

Jn
U u 2

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
brennende Lampen drinnen hangen/ welche einen gewaltigen
Dampff von ſich geben/ ſo iſt der Stein gantz beraucher und
ſchwartz davon worden.

Als ich mich nun unten in der Hoͤhle und auf dem Berge
Calvariæ allendhalben wol beſehen hatte/ ſind wir wieder hin-
auf in den Tempel geſtiegen und von dar weiter in eine Capelle
der Abyſſiner/ gleich herauſſen zur Lincken an der Kirch-Thuͤr
der groſſen Kirche ſtehend/ in welcher Capelle unter einem Al-
tar ein ſchlechter dicker Stein gewieſen und von demſelbigen ge-
ſagt wird/ daß Chriſtus im Richthauſe Pilati drauf geſeſſen/
als ihm die Gottloſe Schaar der Juͤden die Dorne Crone aufs
Haupt geflochten/ ihm ein Rohr ſtat Koͤnigliches Scepters in
die rechte Hand gegeben/ ſich fuͤr ihm gebeuget und geneiget/ ihn
angeſpeyet und das Rohr auf dem Haupt entzwey geſchlagen
und aufs aͤrgſte verſpottet/ und geſagt: Gegruͤſſet ſeyſtu Juͤ-
den Koͤnig/ gleich als haͤtte er groß Unrecht gethan/ daß er ſich
einen Koͤnig genennet.

Vorgedachte Abyſſiner aber ſind auch eine Arth der Mor-
genlaͤndiſchen Chriſten und halten ihren Gottesdienſt und An-
dacht in dieſer Capelle auf dem Berge Calvariæ. Haltens zwar
nicht mitdem Papſt/ deñ ſie gebrauchen das Abendmal in bey-
derley Geſtalt uñ ihre Prieſter leben ehelich ꝛc. Allein darneben
haben ſie doch gleichwol noch viel Jrrthuͤme/ denn ſie halten die
Beſchneidung und nicht allein bey denen Knaͤblein/ wie die Juͤ-
den und Tuͤrcken/ ſondern auch bey denen Maͤgdlein. So tauf-
fen ſie auch die Kinder/ iedoch nicht mit Waſſer/ wie Gott be-
fohlen ſondern mit Feuer und ſo fortan.

Nach dem ich wieder aus ſolcher Capelle heraus kom-
men und an der groſſen Kirche herum gangen/ bin ich
zu einer Stiege von vierzehen Stuffen kommen und auf
derſelben vollends hinauf auf den Berg Calvariæ geſtiegen/ da
hab ich gefunden zwey gewoͤlbte ſchoͤne weite Bogen.

Jn
U u 2
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[337/0343] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. brennende Lampen drinnen hangen/ welche einen gewaltigen Dampff von ſich geben/ ſo iſt der Stein gantz beraucher und ſchwartz davon worden. Als ich mich nun unten in der Hoͤhle und auf dem Berge Calvariæ allendhalben wol beſehen hatte/ ſind wir wieder hin- auf in den Tempel geſtiegen und von dar weiter in eine Capelle der Abyſſiner/ gleich herauſſen zur Lincken an der Kirch-Thuͤr der groſſen Kirche ſtehend/ in welcher Capelle unter einem Al- tar ein ſchlechter dicker Stein gewieſen und von demſelbigen ge- ſagt wird/ daß Chriſtus im Richthauſe Pilati drauf geſeſſen/ als ihm die Gottloſe Schaar der Juͤden die Dorne Crone aufs Haupt geflochten/ ihm ein Rohr ſtat Koͤnigliches Scepters in die rechte Hand gegeben/ ſich fuͤr ihm gebeuget und geneiget/ ihn angeſpeyet und das Rohr auf dem Haupt entzwey geſchlagen und aufs aͤrgſte verſpottet/ und geſagt: Gegruͤſſet ſeyſtu Juͤ- den Koͤnig/ gleich als haͤtte er groß Unrecht gethan/ daß er ſich einen Koͤnig genennet. Vorgedachte Abyſſiner aber ſind auch eine Arth der Mor- genlaͤndiſchen Chriſten und halten ihren Gottesdienſt und An- dacht in dieſer Capelle auf dem Berge Calvariæ. Haltens zwar nicht mitdem Papſt/ deñ ſie gebrauchen das Abendmal in bey- derley Geſtalt uñ ihre Prieſter leben ehelich ꝛc. Allein darneben haben ſie doch gleichwol noch viel Jrrthuͤme/ denn ſie halten die Beſchneidung und nicht allein bey denen Knaͤblein/ wie die Juͤ- den und Tuͤrcken/ ſondern auch bey denen Maͤgdlein. So tauf- fen ſie auch die Kinder/ iedoch nicht mit Waſſer/ wie Gott be- fohlen ſondern mit Feuer und ſo fortan. Nach dem ich wieder aus ſolcher Capelle heraus kom- men und an der groſſen Kirche herum gangen/ bin ich zu einer Stiege von vierzehen Stuffen kommen und auf derſelben vollends hinauf auf den Berg Calvariæ geſtiegen/ da hab ich gefunden zwey gewoͤlbte ſchoͤne weite Bogen. Jn U u 2

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/343>, abgerufen am 25.11.2024.