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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
auf/ da wir denn oben auf der Höhe desselben das tode Meer/
gleich wie in einem halben Zirckul/ unter dem hohen felsichten
Arabischen Gebürge/ sonft der Moabiter genannt/ gar schön
und eigentlich sehen können/ weil gleich die Sonne gar helle
schien und der Himmel klar war. So ist mir auch gezeiget
worden der Orth/ wo S. Appolonia, die vorhin gewesene grosse
Sünderin/ ernstliche Busse gethan/ sich auch gutwillig ver-
mauern lassen und endlich gestorben und allda begraben wor-
den. Das übrige findet der geneigte Leser droben bey der Be-
schreibung deß Oelberges.

Jm Heruntersteigen ward mir gezeiget eine graue stei-
nerne Seule/ an welcher Stelle Christus seinen Jüngern vom
Jüngsten Gerichte geprediget und gegen über/ wo er ihnen das
Vater unser zu beten gelehret/ besser hinabwerts aber/ wo die
zwölff Apostel ihr Christliches Glaubens-Bekäntnüß in zwölf
Artickuln aufgesetzet und sich also eine gleichstimmige Lehr und
Glaubens-Formul abgefasset/ wornach sie alle ihre Lehre rich-
ten und anstellen wolten/ da sie in alle Welt ausgehen und
nach Christi befehl das Evangelium predigen solten. Solcher
Ort bestehet in zwölf unter der Erden ausgemauerten und ge-
wölbten Bogen/ nach der Zahl der zwölff Apostel/ deren iegli-
cher absonderlich in einer solchen Höhle seine Andacht vor sich
gehabt und gleich wie sein Seelen-Gespräch mit dem heiligen
Geist über seinen Artickul gehabt und gehalten.

Weiter hinunter sind wir auf die Stäte kommen/ da der
HErr JEsus soll stille gestanden seyn/ die Stadt Jerusalem
angesehen und über ihre Unbußfertigkeit und ihr deßwegen
vorstehenden endlichen Zerstörung und Untergang bitterlich
geweinet haben/ wie man denn an dem Orte die Stadt so ei-
gentlich übersehen kan/ als wenn man sie auf eine Tafel ge-
mahlt vor sich hätte. Hierauf sind wir vollends den Berg hinab

gange
R r 3

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
auf/ da wir denn oben auf der Hoͤhe deſſelben das tode Meer/
gleich wie in einem halben Zirckul/ unter dem hohen felſichten
Arabiſchen Gebuͤrge/ ſonft der Moabiter genannt/ gar ſchoͤn
und eigentlich ſehen koͤnnen/ weil gleich die Sonne gar helle
ſchien und der Himmel klar war. So iſt mir auch gezeiget
worden der Orth/ wo S. Appolonia, die vorhin geweſene groſſe
Suͤnderin/ ernſtliche Buſſe gethan/ ſich auch gutwillig ver-
mauern laſſen und endlich geſtorben und allda begraben wor-
den. Das uͤbrige findet der geneigte Leſer droben bey der Be-
ſchreibung deß Oelberges.

Jm Herunterſteigen ward mir gezeiget eine graue ſtei-
nerne Seule/ an welcher Stelle Chriſtus ſeinen Juͤngern vom
Juͤngſten Gerichte geprediget und gegen uͤbeꝛ/ wo er ihnen das
Vater unſer zu beten gelehret/ beſſer hinabwerts aber/ wo die
zwoͤlff Apoſtel ihr Chriſtliches Glaubens-Bekaͤntnuͤß in zwoͤlf
Artickuln aufgeſetzet und ſich alſo eine gleichſtimmige Lehr und
Glaubens-Formul abgefaſſet/ wornach ſie alle ihre Lehre rich-
ten und anſtellen wolten/ da ſie in alle Welt ausgehen und
nach Chriſti befehl das Evangelium predigen ſolten. Solcher
Ort beſtehet in zwoͤlf unter der Erden ausgemauerten und ge-
woͤlbten Bogen/ nach der Zahl der zwoͤlff Apoſtel/ deren iegli-
cher abſonderlich in einer ſolchen Hoͤhle ſeine Andacht vor ſich
gehabt und gleich wie ſein Seelen-Geſpraͤch mit dem heiligen
Geiſt uͤber ſeinen Artickul gehabt und gehalten.

Weiter hinunter ſind wir auf die Staͤte kommen/ da der
HErr JEſus ſoll ſtille geſtanden ſeyn/ die Stadt Jeruſalem
angeſehen und uͤber ihre Unbußfertigkeit und ihr deßwegen
vorſtehenden endlichen Zerſtoͤrung und Untergang bitterlich
geweinet haben/ wie man denn an dem Orte die Stadt ſo ei-
gentlich uͤberſehen kan/ als wenn man ſie auf eine Tafel ge-
mahlt vor ſich haͤtte. Hierauf ſind wir vollends den Beꝛg hinab

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[315/0321] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. auf/ da wir denn oben auf der Hoͤhe deſſelben das tode Meer/ gleich wie in einem halben Zirckul/ unter dem hohen felſichten Arabiſchen Gebuͤrge/ ſonft der Moabiter genannt/ gar ſchoͤn und eigentlich ſehen koͤnnen/ weil gleich die Sonne gar helle ſchien und der Himmel klar war. So iſt mir auch gezeiget worden der Orth/ wo S. Appolonia, die vorhin geweſene groſſe Suͤnderin/ ernſtliche Buſſe gethan/ ſich auch gutwillig ver- mauern laſſen und endlich geſtorben und allda begraben wor- den. Das uͤbrige findet der geneigte Leſer droben bey der Be- ſchreibung deß Oelberges. Jm Herunterſteigen ward mir gezeiget eine graue ſtei- nerne Seule/ an welcher Stelle Chriſtus ſeinen Juͤngern vom Juͤngſten Gerichte geprediget und gegen uͤbeꝛ/ wo er ihnen das Vater unſer zu beten gelehret/ beſſer hinabwerts aber/ wo die zwoͤlff Apoſtel ihr Chriſtliches Glaubens-Bekaͤntnuͤß in zwoͤlf Artickuln aufgeſetzet und ſich alſo eine gleichſtimmige Lehr und Glaubens-Formul abgefaſſet/ wornach ſie alle ihre Lehre rich- ten und anſtellen wolten/ da ſie in alle Welt ausgehen und nach Chriſti befehl das Evangelium predigen ſolten. Solcher Ort beſtehet in zwoͤlf unter der Erden ausgemauerten und ge- woͤlbten Bogen/ nach der Zahl der zwoͤlff Apoſtel/ deren iegli- cher abſonderlich in einer ſolchen Hoͤhle ſeine Andacht vor ſich gehabt und gleich wie ſein Seelen-Geſpraͤch mit dem heiligen Geiſt uͤber ſeinen Artickul gehabt und gehalten. Weiter hinunter ſind wir auf die Staͤte kommen/ da der HErr JEſus ſoll ſtille geſtanden ſeyn/ die Stadt Jeruſalem angeſehen und uͤber ihre Unbußfertigkeit und ihr deßwegen vorſtehenden endlichen Zerſtoͤrung und Untergang bitterlich geweinet haben/ wie man denn an dem Orte die Stadt ſo ei- gentlich uͤberſehen kan/ als wenn man ſie auf eine Tafel ge- mahlt vor ſich haͤtte. Hierauf ſind wir vollends den Beꝛg hinab gange R r 3

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/321>, abgerufen am 22.11.2024.