Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebenjährige Welt-Beschauung.
Ausser dem aber was ich etwan noch sonderliches auf dem Oel-
berge gesehen/ soll folgend mit berühret werden.

Von hier ab sind wir ins Thaal Josaphat gangen und
erstlich an den Orth kommen/ wo Christus die übrigen Apostel
gelassen/ indeß er mit vorgedachten dreyen an den Oelberg
gangen und ist derselbe mit einem Mäuerlein bezogen. Dar-
nach sind wir zu Absolons Grabe kommen/ dasselbe ist in einem
schönen dicken und künstlichem Felsen/ welches der ungerathe-
ne Absalom ihm zum Gedächtnüs erbauet hatte/ und nicht
hinein kam/ sondern von dem Volcke im Walde in eine Grube
geworffen ward/ so veracht/ daß sie ein groß Hauffen Steine
auf ihn warffen/ weil er den Fluch deß vierdten Gebots an sei-
nem Vater David verdienet und es am Eichbaume mit dem
Leben ausbaden hatte müssen/ wie davon Nachricht zu lesen
im 18. Cap. deß 2. Buchs Sam. unterm 17. und 18. Versiculn.
Denn was die Gottlosen gerne wolten/ das ist verlohren. Da-
hero denn auch solcher Orth ietzt aus Gottes Gericht von Tür-
cken und Mohren voll Steine hat müssen geworffen werden/
damit ja seine/ als eines Gottlosen/ Ehre zur Schmach und
Schande worden und nun allen ungerathenen Kindern allda
zur Warnung stehen soll.

Nicht weit davon wird auch gezeiget und gewiesen das
Begräbniß deß Königs Josaphats/ in welches eine viereckich-
te Thür gehet. Besser envor aber ist der Orth/ da sich der Apo-
stel Jacobus/ so lange der HErr Christus im Grabe gelegen/
ungessen und ungetruncken soll enthalten und den schmählichen
Tod seines lieben HErrn und Meisters betrauret haben. Nicht
weit davon ist auch das Begräbniß deß Propheten Zacharias/
iedoch so ist auch/ ehe man noch zum selben kömmet/ der Ort noch
zu sehen/ wo sich Judas aus Verzweiflung erhencket und am
Stricke entzwey geborsten/ daß ihm sein Eingeweide vor die

Füs-

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Auſſer dem aber was ich etwan noch ſonderliches auf dem Oel-
berge geſehen/ ſoll folgend mit beruͤhret werden.

Von hier ab ſind wir ins Thaal Joſaphat gangen und
erſtlich an den Orth kommen/ wo Chriſtus die uͤbrigen Apoſtel
gelaſſen/ indeß er mit vorgedachten dreyen an den Oelberg
gangen und iſt derſelbe mit einem Maͤuerlein bezogen. Dar-
nach ſind wir zu Abſolons Grabe kommen/ daſſelbe iſt in einem
ſchoͤnen dicken und kuͤnſtlichem Felſen/ welches der ungerathe-
ne Abſalom ihm zum Gedaͤchtnuͤs erbauet hatte/ und nicht
hinein kam/ ſondern von dem Volcke im Walde in eine Grube
geworffen ward/ ſo veracht/ daß ſie ein groß Hauffen Steine
auf ihn warffen/ weil er den Fluch deß vierdten Gebots an ſei-
nem Vater David verdienet und es am Eichbaume mit dem
Leben ausbaden hatte muͤſſen/ wie davon Nachricht zu leſen
im 18. Cap. deß 2. Buchs Sam. unterm 17. und 18. Verſiculn.
Denn was die Gottloſen gerne wolten/ das iſt verlohren. Da-
hero denn auch ſolcher Orth ietzt aus Gottes Gericht von Tuͤr-
cken und Mohren voll Steine hat muͤſſen geworffen werden/
damit ja ſeine/ als eines Gottloſen/ Ehre zur Schmach und
Schande worden und nun allen ungerathenen Kindern allda
zur Warnung ſtehen ſoll.

Nicht weit davon wird auch gezeiget und gewieſen das
Begraͤbniß deß Koͤnigs Joſaphats/ in welches eine viereckich-
te Thuͤr gehet. Beſſer envor aber iſt der Orth/ da ſich der Apo-
ſtel Jacobus/ ſo lange der HErr Chriſtus im Grabe gelegen/
ungeſſen und ungetruncken ſoll enthalten und den ſchmaͤhlichen
Tod ſeines lieben HErrn und Meiſters betrauret haben. Nicht
weit davon iſt auch das Begraͤbniß deß Propheten Zacharias/
iedoch ſo iſt auch/ ehe man noch zum ſelben koͤm̃et/ der Ort noch
zu ſehen/ wo ſich Judas aus Verzweiflung erhencket und am
Stricke entzwey geborſten/ daß ihm ſein Eingeweide vor die

Fuͤſ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0315" n="309"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebenja&#x0364;hrige Welt-Be&#x017F;chauung.</hi></fw><lb/>
Au&#x017F;&#x017F;er dem aber was ich etwan noch &#x017F;onderliches auf dem Oel-<lb/>
berge ge&#x017F;ehen/ &#x017F;oll folgend mit beru&#x0364;hret werden.</p><lb/>
            <p>Von hier ab &#x017F;ind wir ins Thaal Jo&#x017F;aphat gangen und<lb/>
er&#x017F;tlich an den Orth kommen/ wo Chri&#x017F;tus die u&#x0364;brigen Apo&#x017F;tel<lb/>
gela&#x017F;&#x017F;en/ indeß er mit vorgedachten dreyen an den Oelberg<lb/>
gangen und i&#x017F;t der&#x017F;elbe mit einem Ma&#x0364;uerlein bezogen. Dar-<lb/>
nach &#x017F;ind wir zu Ab&#x017F;olons Grabe kommen/ da&#x017F;&#x017F;elbe i&#x017F;t in einem<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nen dicken und ku&#x0364;n&#x017F;tlichem Fel&#x017F;en/ welches der ungerathe-<lb/>
ne Ab&#x017F;alom ihm zum Geda&#x0364;chtnu&#x0364;s erbauet hatte/ und nicht<lb/>
hinein kam/ &#x017F;ondern von dem Volcke im Walde in eine Grube<lb/>
geworffen ward/ &#x017F;o veracht/ daß &#x017F;ie ein groß Hauffen Steine<lb/>
auf ihn warffen/ weil er den Fluch deß vierdten Gebots an &#x017F;ei-<lb/>
nem Vater David verdienet und es am Eichbaume mit dem<lb/>
Leben ausbaden hatte mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ wie davon Nachricht zu le&#x017F;en<lb/>
im 18. Cap. deß 2. Buchs Sam. unterm 17. und 18. Ver&#x017F;iculn.<lb/>
Denn was die Gottlo&#x017F;en gerne wolten/ das i&#x017F;t verlohren. Da-<lb/>
hero denn auch &#x017F;olcher Orth ietzt aus Gottes Gericht von Tu&#x0364;r-<lb/>
cken und Mohren voll Steine hat mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en geworffen werden/<lb/>
damit ja &#x017F;eine/ als eines Gottlo&#x017F;en/ Ehre zur Schmach und<lb/>
Schande worden und nun allen ungerathenen Kindern allda<lb/>
zur Warnung &#x017F;tehen &#x017F;oll.</p><lb/>
            <p>Nicht weit davon wird auch gezeiget und gewie&#x017F;en das<lb/>
Begra&#x0364;bniß deß Ko&#x0364;nigs Jo&#x017F;aphats/ in welches eine viereckich-<lb/>
te Thu&#x0364;r gehet. Be&#x017F;&#x017F;er envor aber i&#x017F;t der Orth/ da &#x017F;ich der Apo-<lb/>
&#x017F;tel Jacobus/ &#x017F;o lange der HErr Chri&#x017F;tus im Grabe gelegen/<lb/>
unge&#x017F;&#x017F;en und ungetruncken &#x017F;oll enthalten und den &#x017F;chma&#x0364;hlichen<lb/>
Tod &#x017F;eines lieben HErrn und Mei&#x017F;ters betrauret haben. Nicht<lb/>
weit davon i&#x017F;t auch das Begra&#x0364;bniß deß Propheten Zacharias/<lb/>
iedoch &#x017F;o i&#x017F;t auch/ ehe man noch zum &#x017F;elben ko&#x0364;m&#x0303;et/ der Ort noch<lb/>
zu &#x017F;ehen/ wo &#x017F;ich Judas aus Verzweiflung erhencket und am<lb/>
Stricke entzwey gebor&#x017F;ten/ daß ihm &#x017F;ein Eingeweide vor die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Fu&#x0364;&#x017F;-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[309/0315] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Auſſer dem aber was ich etwan noch ſonderliches auf dem Oel- berge geſehen/ ſoll folgend mit beruͤhret werden. Von hier ab ſind wir ins Thaal Joſaphat gangen und erſtlich an den Orth kommen/ wo Chriſtus die uͤbrigen Apoſtel gelaſſen/ indeß er mit vorgedachten dreyen an den Oelberg gangen und iſt derſelbe mit einem Maͤuerlein bezogen. Dar- nach ſind wir zu Abſolons Grabe kommen/ daſſelbe iſt in einem ſchoͤnen dicken und kuͤnſtlichem Felſen/ welches der ungerathe- ne Abſalom ihm zum Gedaͤchtnuͤs erbauet hatte/ und nicht hinein kam/ ſondern von dem Volcke im Walde in eine Grube geworffen ward/ ſo veracht/ daß ſie ein groß Hauffen Steine auf ihn warffen/ weil er den Fluch deß vierdten Gebots an ſei- nem Vater David verdienet und es am Eichbaume mit dem Leben ausbaden hatte muͤſſen/ wie davon Nachricht zu leſen im 18. Cap. deß 2. Buchs Sam. unterm 17. und 18. Verſiculn. Denn was die Gottloſen gerne wolten/ das iſt verlohren. Da- hero denn auch ſolcher Orth ietzt aus Gottes Gericht von Tuͤr- cken und Mohren voll Steine hat muͤſſen geworffen werden/ damit ja ſeine/ als eines Gottloſen/ Ehre zur Schmach und Schande worden und nun allen ungerathenen Kindern allda zur Warnung ſtehen ſoll. Nicht weit davon wird auch gezeiget und gewieſen das Begraͤbniß deß Koͤnigs Joſaphats/ in welches eine viereckich- te Thuͤr gehet. Beſſer envor aber iſt der Orth/ da ſich der Apo- ſtel Jacobus/ ſo lange der HErr Chriſtus im Grabe gelegen/ ungeſſen und ungetruncken ſoll enthalten und den ſchmaͤhlichen Tod ſeines lieben HErrn und Meiſters betrauret haben. Nicht weit davon iſt auch das Begraͤbniß deß Propheten Zacharias/ iedoch ſo iſt auch/ ehe man noch zum ſelben koͤm̃et/ der Ort noch zu ſehen/ wo ſich Judas aus Verzweiflung erhencket und am Stricke entzwey geborſten/ daß ihm ſein Eingeweide vor die Fuͤſ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/315
Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/315>, abgerufen am 25.11.2024.