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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
fragte/ wenn ich denn solche Orte zubesuchen willens/ damit ich
nuch vorhero mit andächtiger Confession und Communion
darzu schicken könte/ weil es höchst unbillig/ daß einer ohne vor-
hergehende gnungsame Vorbereitung dieselben besuchen und
sehen solte.

Hierauf gab ich ihm diß zur Antwort/ weil ich wol mer-
cken konte/ daß der Münch zu dem Ende mit diesem Gespräch
an mich abgeordnet war/ damit man Nachricht meiner Reli-
gion und Glaubens erfahren mögte: Es wäre an dem/ daß ich
freylich mit höchster Begier diesen fernen und gefährlichen
Weg daher kommen solche heilige Orte zubesehen und stellete es
zu der Herren Fratrum selbst eigenem Gefallen und guten Gele-
genheit/ wenn sie mir die hohe Gunst erweisen und mich an sol-
che Orte führen wolten/ iedoch wanns alsbald den morgenden
Tag geschehen könte/ wäre mirs um so viel desto lieber/ damit
ich mich desto ehe wieder zu meiner vorhabenden Reise fördern
könte. Belangende aber meine Confession und Communion,
so könte ich mich sonder Verletzung meines Gewissens darzu
nicht verstehen/ alldieweil ich der reinen waren Evangelischen
und Lutherischen Religion mit Hertz/ Mund und Leben zuge-
than wäre/ wolte auch deßwegen den Herrn Pater Guardian
zum höchsten gebeten haben mich in dem Fall nicht zuverun-
ruhigen. Denn wie ich keines wegs hoffen/ noch Sorgetragen
wolte/ daß sie mir das geringste zumuthen würden/ also würde
auch ich durch Gottes Hülffe im geringsten Punct nicht wei-
chen von der einmahl erkannten Evangelischen seeligmachen-
den Warheit und solte ich auch gleich unverrichteter Sache wie-
der von dannen ziehen und von denen heiligen Orthen und re-
liquien
mein Tage nicht das geringste sehen.

Hierauf bin ich auch alsbald mit dem Münche wieder
herunter gegangen und ihn gebeten/ er solle mit mir hingehen

zum

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
fragte/ wenn ich denn ſolche Orte zubeſuchen willens/ damit ich
nuch vorhero mit andaͤchtiger Confesſion und Communion
darzu ſchicken koͤnte/ weil es hoͤchſt unbillig/ daß einer ohne vor-
hergehende gnungſame Vorbereitung dieſelben beſuchen und
ſehen ſolte.

Hierauf gab ich ihm diß zur Antwort/ weil ich wol mer-
cken konte/ daß der Muͤnch zu dem Ende mit dieſem Geſpraͤch
an mich abgeordnet war/ damit man Nachricht meiner Reli-
gion und Glaubens erfahren moͤgte: Es waͤre an dem/ daß ich
freylich mit hoͤchſter Begier dieſen fernen und gefaͤhrlichen
Weg daher kommen ſolche heilige Orte zubeſehen und ſtellete es
zu der Herren Fratrum ſelbſt eigenem Gefallen und guten Gele-
genheit/ wenn ſie mir die hohe Gunſt erweiſen und mich an ſol-
che Orte fuͤhren wolten/ iedoch wanns alsbald den morgenden
Tag geſchehen koͤnte/ waͤre mirs um ſo viel deſto lieber/ damit
ich mich deſto ehe wieder zu meiner vorhabenden Reiſe foͤrdern
koͤnte. Belangende aber meine Confesſion und Communion,
ſo koͤnte ich mich ſonder Verletzung meines Gewiſſens darzu
nicht verſtehen/ alldieweil ich der reinen waren Evangeliſchen
und Lutheriſchen Religion mit Hertz/ Mund und Leben zuge-
than waͤre/ wolte auch deßwegen den Herrn Pater Guardian
zum hoͤchſten gebeten haben mich in dem Fall nicht zuverun-
ruhigen. Denn wie ich keines wegs hoffen/ noch Sorgetragen
wolte/ daß ſie mir das geringſte zumuthen wuͤrden/ alſo wuͤrde
auch ich durch Gottes Huͤlffe im geringſten Punct nicht wei-
chen von der einmahl erkannten Evangeliſchen ſeeligmachen-
den Warheit und ſolte ich auch gleich unverrichteter Sache wie-
der von dannen ziehen und von denen heiligen Orthen und re-
liquien
mein Tage nicht das geringſte ſehen.

Hierauf bin ich auch alsbald mit dem Muͤnche wieder
herunter gegangen und ihn gebeten/ er ſolle mit mir hingehen

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[298/0304] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. fragte/ wenn ich denn ſolche Orte zubeſuchen willens/ damit ich nuch vorhero mit andaͤchtiger Confesſion und Communion darzu ſchicken koͤnte/ weil es hoͤchſt unbillig/ daß einer ohne vor- hergehende gnungſame Vorbereitung dieſelben beſuchen und ſehen ſolte. Hierauf gab ich ihm diß zur Antwort/ weil ich wol mer- cken konte/ daß der Muͤnch zu dem Ende mit dieſem Geſpraͤch an mich abgeordnet war/ damit man Nachricht meiner Reli- gion und Glaubens erfahren moͤgte: Es waͤre an dem/ daß ich freylich mit hoͤchſter Begier dieſen fernen und gefaͤhrlichen Weg daher kommen ſolche heilige Orte zubeſehen und ſtellete es zu der Herren Fratrum ſelbſt eigenem Gefallen und guten Gele- genheit/ wenn ſie mir die hohe Gunſt erweiſen und mich an ſol- che Orte fuͤhren wolten/ iedoch wanns alsbald den morgenden Tag geſchehen koͤnte/ waͤre mirs um ſo viel deſto lieber/ damit ich mich deſto ehe wieder zu meiner vorhabenden Reiſe foͤrdern koͤnte. Belangende aber meine Confesſion und Communion, ſo koͤnte ich mich ſonder Verletzung meines Gewiſſens darzu nicht verſtehen/ alldieweil ich der reinen waren Evangeliſchen und Lutheriſchen Religion mit Hertz/ Mund und Leben zuge- than waͤre/ wolte auch deßwegen den Herrn Pater Guardian zum hoͤchſten gebeten haben mich in dem Fall nicht zuverun- ruhigen. Denn wie ich keines wegs hoffen/ noch Sorgetragen wolte/ daß ſie mir das geringſte zumuthen wuͤrden/ alſo wuͤrde auch ich durch Gottes Huͤlffe im geringſten Punct nicht wei- chen von der einmahl erkannten Evangeliſchen ſeeligmachen- den Warheit und ſolte ich auch gleich unverrichteter Sache wie- der von dannen ziehen und von denen heiligen Orthen und re- liquien mein Tage nicht das geringſte ſehen. Hierauf bin ich auch alsbald mit dem Muͤnche wieder herunter gegangen und ihn gebeten/ er ſolle mit mir hingehen zum

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/304>, abgerufen am 25.11.2024.