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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
ilch reiten konte und der Thaal unten war gar enge/ in welchem
wir endlich zwischen lauter Oelbäumen und Bergen hin an ein
Dorff kamen Purka genannt/ allwo die Mukir ihre Maulthie-
re füttern wolten/ musten aber wider ihren Willen weiter mit
uns fort/ biß nach Sebaste, oder Samaria/ alldahin wir noch
vor Mittage mit guter Musse ankamen.

Diese Stadt ist vor Zeiten eine schöne Stadt und Resi-
den
tz der Könige Jsrael gewesen/ fast drey Vierthel Meilen um-
fangen und Samaria genennet worden. Nachdem sie aber die
Assyrer zerstöret und sie nach diesem Herodes/ der Kindermör-
der/ ja so schön und groß wieder aufgebauet und zu seiner Resi-
den
tz genommen/ nach dem ihn Keyser Augustus zum Vierfür-
sten ins Land gesetzet/ hat er sie Sebaste genennet/ welchen Na-
men sie noch bißhero behalten. Sie ist aber ietzo gantz zerstöret
und nur noch ein kleines Dorff/ auf der Höhe gelegen/ daß
mans ihr nicht das geringste ansiehet/ wer sie vordessen gewe-
sen ist. Das hat sie mit ihrer Boßheit und Verachtung Gottes
verdienet/ massen noch allda ein finster Gewölbe/ oder Höhle
gewiesen wird/ worein Johannes der Täuffer von seinen Jün-
gern begraben worden/ nach dem er zu Macheruat auf Anstif-
tung der Herodias enthäuptet worden war/ über welcher noch
eine alte numehr gantz zerstörte Kirche stehet. Auch kan man
noch sehen dem ietzigen Sebaste gegen über/ wo die alte Stadt
Sebaste vordessen gestanden ist. Also hat Gott sein Heer aus-
geschickt/ diese Mörder umgebracht und ihre Stadt angezün-
det/ weil sie diesen getreuen Knecht Gottes gegriffen/ gehöhnet
und getödtet/ welcher auch wie ietzt gedacht allda begraben lie-
gen soll zwischen diesen beiden Propheten Elisa und Obadja.
Sehr lustig liegt sie/ zwischen lauter schönen fruchtbarn Oel-
bäumen/ und um und um mit Bergen umgeben. Das ist auch
alles/ was an ihr zu sehen und ietzt zu loben ist.

Das

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
ilch reiten konte und der Thaal unten war gar enge/ in welchem
wir endlich zwiſchen lauter Oelbaͤumen und Bergen hin an ein
Dorff kamen Purka genannt/ allwo die Mukir ihre Maulthie-
re fuͤttern wolten/ muſten aber wider ihren Willen weiter mit
uns fort/ biß nach Sebaſte, oder Samaria/ alldahin wir noch
vor Mittage mit guter Muſſe ankamen.

Dieſe Stadt iſt vor Zeiten eine ſchoͤne Stadt und Reſi-
den
tz der Koͤnige Jſrael geweſen/ faſt drey Vierthel Meilen um-
fangen und Samaria genennet worden. Nachdem ſie aber die
Aſſyrer zerſtoͤret und ſie nach dieſem Herodes/ der Kindermoͤr-
der/ ja ſo ſchoͤn und groß wieder aufgebauet und zu ſeiner Reſi-
den
tz genommen/ nach dem ihn Keyſer Auguſtus zum Vierfuͤr-
ſten ins Land geſetzet/ hat er ſie Sebaſte genennet/ welchen Na-
men ſie noch bißhero behalten. Sie iſt aber ietzo gantz zerſtoͤret
und nur noch ein kleines Dorff/ auf der Hoͤhe gelegen/ daß
mans ihr nicht das geringſte anſiehet/ wer ſie vordeſſen gewe-
ſen iſt. Das hat ſie mit ihrer Boßheit und Verachtung Gottes
verdienet/ maſſen noch allda ein finſter Gewoͤlbe/ oder Hoͤhle
gewieſen wird/ worein Johannes der Taͤuffer von ſeinen Juͤn-
gern begraben worden/ nach dem er zu Macheruat auf Anſtif-
tung der Herodias enthaͤuptet worden war/ uͤber welcher noch
eine alte numehr gantz zerſtoͤrte Kirche ſtehet. Auch kan man
noch ſehen dem ietzigen Sebaſte gegen uͤber/ wo die alte Stadt
Sebaſte vordeſſen geſtanden iſt. Alſo hat Gott ſein Heer aus-
geſchickt/ dieſe Moͤrder umgebracht und ihre Stadt angezuͤn-
det/ weil ſie dieſen getreuen Knecht Gottes gegriffen/ gehoͤhnet
und getoͤdtet/ welcher auch wie ietzt gedacht allda begraben lie-
gen ſoll zwiſchen dieſen beiden Propheten Eliſa und Obadja.
Sehr luſtig liegt ſie/ zwiſchen lauter ſchoͤnen fruchtbarn Oel-
baͤumen/ und um und um mit Bergen umgeben. Das iſt auch
alles/ was an ihr zu ſehen und ietzt zu loben iſt.

Das
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[288/0294] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. ilch reiten konte und der Thaal unten war gar enge/ in welchem wir endlich zwiſchen lauter Oelbaͤumen und Bergen hin an ein Dorff kamen Purka genannt/ allwo die Mukir ihre Maulthie- re fuͤttern wolten/ muſten aber wider ihren Willen weiter mit uns fort/ biß nach Sebaſte, oder Samaria/ alldahin wir noch vor Mittage mit guter Muſſe ankamen. Dieſe Stadt iſt vor Zeiten eine ſchoͤne Stadt und Reſi- dentz der Koͤnige Jſrael geweſen/ faſt drey Vierthel Meilen um- fangen und Samaria genennet worden. Nachdem ſie aber die Aſſyrer zerſtoͤret und ſie nach dieſem Herodes/ der Kindermoͤr- der/ ja ſo ſchoͤn und groß wieder aufgebauet und zu ſeiner Reſi- dentz genommen/ nach dem ihn Keyſer Auguſtus zum Vierfuͤr- ſten ins Land geſetzet/ hat er ſie Sebaſte genennet/ welchen Na- men ſie noch bißhero behalten. Sie iſt aber ietzo gantz zerſtoͤret und nur noch ein kleines Dorff/ auf der Hoͤhe gelegen/ daß mans ihr nicht das geringſte anſiehet/ wer ſie vordeſſen gewe- ſen iſt. Das hat ſie mit ihrer Boßheit und Verachtung Gottes verdienet/ maſſen noch allda ein finſter Gewoͤlbe/ oder Hoͤhle gewieſen wird/ worein Johannes der Taͤuffer von ſeinen Juͤn- gern begraben worden/ nach dem er zu Macheruat auf Anſtif- tung der Herodias enthaͤuptet worden war/ uͤber welcher noch eine alte numehr gantz zerſtoͤrte Kirche ſtehet. Auch kan man noch ſehen dem ietzigen Sebaſte gegen uͤber/ wo die alte Stadt Sebaſte vordeſſen geſtanden iſt. Alſo hat Gott ſein Heer aus- geſchickt/ dieſe Moͤrder umgebracht und ihre Stadt angezuͤn- det/ weil ſie dieſen getreuen Knecht Gottes gegriffen/ gehoͤhnet und getoͤdtet/ welcher auch wie ietzt gedacht allda begraben lie- gen ſoll zwiſchen dieſen beiden Propheten Eliſa und Obadja. Sehr luſtig liegt ſie/ zwiſchen lauter ſchoͤnen fruchtbarn Oel- baͤumen/ und um und um mit Bergen umgeben. Das iſt auch alles/ was an ihr zu ſehen und ietzt zu loben iſt. Das

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/294>, abgerufen am 22.11.2024.