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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
das sehr lustige Feld und grosse Thaal Esdrelon, welches wei-
land wie oben gedacht zu Kriegs-Zeiten der Kinder Jsrael oft
und viel mit Blute gefeuchtet worden.

Nach dem wir uns nun wol müde gestiegen hatten/ setzten
wir uns unter einen Baum/ ein wenig vor Mittage/ und ver-
zehrten das jenige vollends mit rechter Lustund Ergetzlichkeit/
was wir von Essen und Trincken mit aus Nazareth gebracht
hatten/ dieweil wir über dem Essen zugleich auch unsere Au-
gen und Gemüther mit dem Anschauen so vieler heiliger Städ-
ten weiden konten. Und weil wir nahe bey ietzt gedachter Cister-
ne sassen/ muste uns auch derselben Wasser dienen unsern
Wein damit zu mischen und zuerfrischen.

Nach verrichteter Mahlzeit habe ich mich allein von mei-
ner Gesellschafft abgesondert/ denn sie wolte ich weiter nicht be-
mühen/ und damit ich mich noch einmal recht satt sehen wolte/
bin eilend durchs alte Gemäuer hindurch gelauffen/ und an ei-
ner Ecke des Berges zu einer hohen dicken Mauer kommen/
auf welche ich mit grosser Lebens-Gefahr/ iedoch mit noch
grösserer Lust gestiegen/ da ich denn sehr weit und ferne herum
sehen und viel heilige in Gottes Wort mit eingeführte denckwür-
dige Orte mit Lust beschauen können.

Das wäre mir bald/ als ein Fürwitz/ übel bekommen/ sin-
temal ich nicht vermeinet/ daß ich mich so weit von meiner Ge-
sellschafft solte verlaufen haben/ als doch in dem alten zerfallen-
en Gemäuer geschehen war. Lief also herum/ als ein irre Schaf/
ruffte und schrye/ was ich konte/ aber da war niemand/ der mir
antworten wolte und war mir Angst und bange/ unwissend
wie ichs in der Wüsteney/ da mir alle Haare zu Berge stunden
machen und angreiffen solte/ biß ich sie endlich plumbs halben
ansichtig ward/ da ich lange gnug gelauffen war. Da ward
mir solcher mein Vorwitz erst verwiesen und dabey Bericht

ge-

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
das ſehr luſtige Feld und groſſe Thaal Esdrelon, welches wei-
land wie oben gedacht zu Kriegs-Zeiten der Kinder Jſrael oft
und viel mit Blute gefeuchtet worden.

Nach dem wiꝛ uns nun wol muͤde geſtiegen hatten/ ſetzten
wir uns unter einen Baum/ ein wenig vor Mittage/ und ver-
zehrten das jenige vollends mit rechter Luſtund Ergetzlichkeit/
was wir von Eſſen und Trincken mit aus Nazareth gebracht
hatten/ dieweil wir uͤber dem Eſſen zugleich auch unſere Au-
gen und Gemuͤther mit dem Anſchauen ſo vieler heiliger Staͤd-
ten weiden konten. Und weil wir nahe bey ietzt gedachter Ciſter-
ne ſaſſen/ muſte uns auch derſelben Waſſer dienen unſern
Wein damit zu miſchen und zuerfriſchen.

Nach verrichteter Mahlzeit habe ich mich allein von mei-
ner Geſellſchafft abgeſondert/ denn ſie wolte ich weiter nicht be-
muͤhen/ und damit ich mich noch einmal recht ſatt ſehen wolte/
bin eilend durchs alte Gemaͤuer hindurch gelauffen/ und an ei-
ner Ecke des Berges zu einer hohen dicken Mauer kommen/
auf welche ich mit groſſer Lebens-Gefahr/ iedoch mit noch
groͤſſerer Luſt geſtiegen/ da ich denn ſehr weit und ferne herum
ſehen uñ viel heilige in Gottes Wort mit eingefuͤhrte denckwuͤr-
dige Orte mit Luſt beſchauen koͤnnen.

Das waͤre mir bald/ als ein Fuͤrwitz/ uͤbel bekommen/ ſin-
temal ich nicht vermeinet/ daß ich mich ſo weit von meiner Ge-
ſellſchafft ſolte verlaufen haben/ als doch in dem alten zerfallen-
en Gemaͤuer geſchehen war. Lief alſo herum/ als ein irre Schaf/
ruffte und ſchrye/ was ich konte/ aber da war niemand/ der mir
antworten wolte und war mir Angſt und bange/ unwiſſend
wie ichs in der Wuͤſteney/ da mir alle Haare zu Berge ſtunden
machen und angreiffen ſolte/ biß ich ſie endlich plumbs halben
anſichtig ward/ da ich lange gnug gelauffen war. Da ward
mir ſolcher mein Vorwitz erſt verwieſen und dabey Bericht

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[285/0291] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. das ſehr luſtige Feld und groſſe Thaal Esdrelon, welches wei- land wie oben gedacht zu Kriegs-Zeiten der Kinder Jſrael oft und viel mit Blute gefeuchtet worden. Nach dem wiꝛ uns nun wol muͤde geſtiegen hatten/ ſetzten wir uns unter einen Baum/ ein wenig vor Mittage/ und ver- zehrten das jenige vollends mit rechter Luſtund Ergetzlichkeit/ was wir von Eſſen und Trincken mit aus Nazareth gebracht hatten/ dieweil wir uͤber dem Eſſen zugleich auch unſere Au- gen und Gemuͤther mit dem Anſchauen ſo vieler heiliger Staͤd- ten weiden konten. Und weil wir nahe bey ietzt gedachter Ciſter- ne ſaſſen/ muſte uns auch derſelben Waſſer dienen unſern Wein damit zu miſchen und zuerfriſchen. Nach verrichteter Mahlzeit habe ich mich allein von mei- ner Geſellſchafft abgeſondert/ denn ſie wolte ich weiter nicht be- muͤhen/ und damit ich mich noch einmal recht ſatt ſehen wolte/ bin eilend durchs alte Gemaͤuer hindurch gelauffen/ und an ei- ner Ecke des Berges zu einer hohen dicken Mauer kommen/ auf welche ich mit groſſer Lebens-Gefahr/ iedoch mit noch groͤſſerer Luſt geſtiegen/ da ich denn ſehr weit und ferne herum ſehen uñ viel heilige in Gottes Wort mit eingefuͤhrte denckwuͤr- dige Orte mit Luſt beſchauen koͤnnen. Das waͤre mir bald/ als ein Fuͤrwitz/ uͤbel bekommen/ ſin- temal ich nicht vermeinet/ daß ich mich ſo weit von meiner Ge- ſellſchafft ſolte verlaufen haben/ als doch in dem alten zerfallen- en Gemaͤuer geſchehen war. Lief alſo herum/ als ein irre Schaf/ ruffte und ſchrye/ was ich konte/ aber da war niemand/ der mir antworten wolte und war mir Angſt und bange/ unwiſſend wie ichs in der Wuͤſteney/ da mir alle Haare zu Berge ſtunden machen und angreiffen ſolte/ biß ich ſie endlich plumbs halben anſichtig ward/ da ich lange gnug gelauffen war. Da ward mir ſolcher mein Vorwitz erſt verwieſen und dabey Bericht ge-

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/291>, abgerufen am 21.11.2024.