Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.Siebenjährige Welt-Beschauung. zwey Tage und Nacht kein Land sehen konten und gleichwolunter diesen Barbaren in Leib und Lebens Gefabr viel Unlust dulden musten/ ward uns Zeit und Weile lang und hatte et- wann dieser Franzose gegen diesen Mohr lauffen lassen/ weil er damals auf unserer Galliott ein Booßknecht war/ er wolte ihm ein guth Trinckgeld geben/ wenn er vom Korbe am Mast herab die Zeitung und gute Post bringen würde/ daß man Land sehen könte. Weil nun solches geschehen und der Franzose sein Wort nicht gehalten/ hatte der Mohr gemeinet/ weil er ihn allda gleich gelegen antreffe/ er wolte sich auff solche Masse bezahlt machen/ welches ihm aber gar übel bekam. Auß diesem Exempel ist abermals zu sehen/ daß gleichwol auch unter solchen Barbarischen Leuten auf Gerechtigkeit gehalten wird/ da es oft wol unter Christen dran fehlet. Allhier in Syrien habe ich diese Zeit fast grössere Hitze/ als Zu Baruth habe ich auch gar eine sonderbare Arth Wein- Frucht
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. zwey Tage und Nacht kein Land ſehen konten und gleichwolunter dieſen Barbaren in Leib und Lebens Gefabr viel Unluſt dulden muſten/ ward uns Zeit und Weile lang und hatte et- wann dieſer Franzoſe gegen dieſen Mohr lauffen laſſen/ weil er damals auf unſerer Galliott ein Booßknecht war/ er wolte ihm ein guth Trinckgeld geben/ wenn er vom Korbe am Maſt herab die Zeitung und gute Poſt bringen wuͤrde/ daß man Land ſehen koͤnte. Weil nun ſolches geſchehen und der Franzoſe ſein Wort nicht gehalten/ hatte der Mohr gemeinet/ weil er ihn allda gleich gelegen antreffe/ er wolte ſich auff ſolche Maſſe bezahlt machen/ welches ihm aber gar uͤbel bekam. Auß dieſem Exempel iſt abermals zu ſehẽ/ daß gleichwol auch unter ſolchen Barbariſchen Leuten auf Gerechtigkeit gehalten wird/ da es oft wol unter Chriſten dran fehlet. Allhier in Syrien habe ich dieſe Zeit faſt groͤſſere Hitze/ als Zu Baruth habe ich auch gar eine ſonderbare Arth Wein- Frucht
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0264" n="258"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.</hi></fw><lb/> zwey Tage und Nacht kein Land ſehen konten und gleichwol<lb/> unter dieſen Barbaren in Leib und Lebens Gefabr viel Unluſt<lb/> dulden muſten/ ward uns Zeit und Weile lang und hatte et-<lb/> wann dieſer Franzoſe gegen dieſen Mohr lauffen laſſen/ weil<lb/> er damals auf unſerer Galliott ein Booßknecht war/ er wolte<lb/> ihm ein guth Trinckgeld geben/ wenn er vom Korbe am Maſt<lb/> herab die Zeitung und gute Poſt bringen wuͤrde/ daß man<lb/> Land ſehen koͤnte. Weil nun ſolches geſchehen und der Franzoſe<lb/> ſein Wort nicht gehalten/ hatte der Mohr gemeinet/ weil er<lb/> ihn allda gleich gelegen antreffe/ er wolte ſich auff ſolche Maſſe<lb/> bezahlt machen/ welches ihm aber gar uͤbel bekam. Auß dieſem<lb/> Exempel iſt abermals zu ſehẽ/ daß gleichwol auch unter ſolchen<lb/> Barbariſchen Leuten auf Gerechtigkeit gehalten wird/ da es<lb/> oft wol unter Chriſten dran fehlet.</p><lb/> <p>Allhier in Syrien habe ich dieſe Zeit faſt groͤſſere Hitze/ als<lb/> in Egypten/ befunden und wird gleichwol unerachtet deſſen/<lb/> die Frucht allda und im Juͤdiſchen Lande ſpaͤter reiff/ als in E-<lb/> gypten/ woruͤber ſich zuverwundern. Als zum exempel: Zu<lb/> Baruth wird der Wein faſt gar zu Ende deß Julij reiff/ in E-<lb/> gypten aber und zu Babylon flugs im <hi rendition="#aq">Junio,</hi> wiewoles im Ge-<lb/> buͤrge gleichwol auch noch ſpaͤter geſchiehet.</p><lb/> <p>Zu Baruth habe ich auch gar eine ſonderbare Arth Wein-<lb/> trauben geſehen. Eine Beere warſo groß/ als ein groſſer Spil-<lb/> ling. Auch hats gar ſonderliche Feigen allda/ dergleichen ich<lb/> auch in Egypten zu <hi rendition="#aq">Alexandria</hi> geſehen/ welche <hi rendition="#aq">Pharaonis</hi> Fei-<lb/> gen genennet werden. Sie wachſen aus den dicken Aeſten/ wie<lb/> Weintrauben und ſind nicht wie andere Feigen/ ſondern in der<lb/> Groͤſſe/ als eine kleine welſche Nuß von 12. biß 20. an einem Puͤ-<lb/> ſchel. Sind ſafftiger und vielſuͤſſer/ als andere Feigen und dar-<lb/> neben uͤber alle maſſe lieblich und anmuthig zu genieſſen. Etzli-<lb/> che heiſſen ſie Adams-Aepffel und halten dafuͤr/ daß diß die<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Frucht</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [258/0264]
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
zwey Tage und Nacht kein Land ſehen konten und gleichwol
unter dieſen Barbaren in Leib und Lebens Gefabr viel Unluſt
dulden muſten/ ward uns Zeit und Weile lang und hatte et-
wann dieſer Franzoſe gegen dieſen Mohr lauffen laſſen/ weil
er damals auf unſerer Galliott ein Booßknecht war/ er wolte
ihm ein guth Trinckgeld geben/ wenn er vom Korbe am Maſt
herab die Zeitung und gute Poſt bringen wuͤrde/ daß man
Land ſehen koͤnte. Weil nun ſolches geſchehen und der Franzoſe
ſein Wort nicht gehalten/ hatte der Mohr gemeinet/ weil er
ihn allda gleich gelegen antreffe/ er wolte ſich auff ſolche Maſſe
bezahlt machen/ welches ihm aber gar uͤbel bekam. Auß dieſem
Exempel iſt abermals zu ſehẽ/ daß gleichwol auch unter ſolchen
Barbariſchen Leuten auf Gerechtigkeit gehalten wird/ da es
oft wol unter Chriſten dran fehlet.
Allhier in Syrien habe ich dieſe Zeit faſt groͤſſere Hitze/ als
in Egypten/ befunden und wird gleichwol unerachtet deſſen/
die Frucht allda und im Juͤdiſchen Lande ſpaͤter reiff/ als in E-
gypten/ woruͤber ſich zuverwundern. Als zum exempel: Zu
Baruth wird der Wein faſt gar zu Ende deß Julij reiff/ in E-
gypten aber und zu Babylon flugs im Junio, wiewoles im Ge-
buͤrge gleichwol auch noch ſpaͤter geſchiehet.
Zu Baruth habe ich auch gar eine ſonderbare Arth Wein-
trauben geſehen. Eine Beere warſo groß/ als ein groſſer Spil-
ling. Auch hats gar ſonderliche Feigen allda/ dergleichen ich
auch in Egypten zu Alexandria geſehen/ welche Pharaonis Fei-
gen genennet werden. Sie wachſen aus den dicken Aeſten/ wie
Weintrauben und ſind nicht wie andere Feigen/ ſondern in der
Groͤſſe/ als eine kleine welſche Nuß von 12. biß 20. an einem Puͤ-
ſchel. Sind ſafftiger und vielſuͤſſer/ als andere Feigen und dar-
neben uͤber alle maſſe lieblich und anmuthig zu genieſſen. Etzli-
che heiſſen ſie Adams-Aepffel und halten dafuͤr/ daß diß die
Frucht
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/264 |
Zitationshilfe: | Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/264>, abgerufen am 16.02.2025. |