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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
Nilo eine Mohren-Galliott lege/ welche ihren Curs nach Syri-
en hätteund bald aufbrechen würde. Das war mir demnach
eine gewünschte Post/ machte mich auch alsbald auf/ dingte
mir eine eigene Barcka und nam um ein Trinckgeld einen Ja-
nitzschar durch Hülffe Herrn Hiplorenzens zu mir/ damit ich der
Mohren wegen nicht allein mögte desto sicherer seyn/ sondern
auch damit er mich an dem Galliott-Capitain gedachtes Hi-
plorenzens
wegen bestes antragen und mit ihm der Gebühr
halben handeln solte/ und fuhr also im Namen Gottes von
Damiata ab dahin nach gedachter Galliott/ die wir auch eine
gute Stunde von der Stadt bey einem Dorffe/ zur rechten
Hand gelegen/ antraffen. Dieselbe hatte auf beiden Seiten
dreyssig Ruder/ zwey Maste und Segel und darneben etzliche
kleine Stücklein Geschütz.

Es waren aber auf solcher Galiott lauter Mohren und
hatten etzliche gar die Pest am Halse/ worüber ich mich nicht
wenig entsatzte/ weil mir nicht dar von war gesagt worden/ ehe
ich ihnen auf den Halß kam. Und weil mirs der eine wol anmer-
cken konte/ iedem ich mich seiner eusserte/ wo ich konte ergrim-
mete er hefftig wider mich und drohete mir offt mit seinem krum-
men Messer/ daß er/ der Araber Brauch nach/ vorn auf der
Brust trug. Allein weil ich ihn mit dem Galiott-Capitain/ als
dem ich fleissig anbefohlen worden war/ trohete/ muste er sich
doch gleichwol etwas scheuen und dorffte sich so muthwillig an
mir ohne gegebene Ursache nicht vergreiffen.

Unterdeß aber/ weil wir beyde Christen gleichwol unter sol-
chen Barbarischen Völckern allein seyn musten/ ist leicht zu ach-
ten/ wie uns müsse zu gute gewesen seyn. Traun anders waren
wir nicht/ als die Eylen untern Vogeln/ in Leib und Lebens-Ge-
fahr und musten wir muthe Fremdlinge/ verlassen von aller
Menschliche Liebe und Treue/ uns schmie gen und biegen/ wolten
wir durchkommen/ alsdenn hernach weitläufftiger gesagt werden.
soll.


Und
J i 2

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Nilo eine Mohren-Galliott lege/ welche ihren Curs nach Syri-
en haͤtteund bald aufbrechen wuͤrde. Das war mir demnach
eine gewuͤnſchte Poſt/ machte mich auch alsbald auf/ dingte
mir eine eigene Barcka und nam um ein Trinckgeld einen Ja-
nitzſchar durch Huͤlffe Herrn Hiplorenzens zu mir/ damit ich der
Mohren wegen nicht allein moͤgte deſto ſicherer ſeyn/ ſondern
auch damit er mich an dem Galliott-Capitain gedachtes Hi-
plorenzens
wegen beſtes antragen und mit ihm der Gebuͤhr
halben handeln ſolte/ und fuhr alſo im Namen Gottes von
Damiata ab dahin nach gedachter Galliott/ die wir auch eine
gute Stunde von der Stadt bey einem Dorffe/ zur rechten
Hand gelegen/ antraffen. Dieſelbe hatte auf beiden Seiten
dreyſſig Ruder/ zwey Maſte und Segel und darneben etzliche
kleine Stuͤcklein Geſchuͤtz.

Es waren aber auf ſolcher Galiott lauter Mohren und
hatten etzliche gar die Peſt am Halſe/ woruͤber ich mich nicht
wenig entſatzte/ weil mir nicht dar von war geſagt worden/ ehe
ich ihnen auf den Halß kam. Und weil mirs der eine wol anmer-
cken konte/ iedem ich mich ſeiner euſſerte/ wo ich konte ergrim-
mete er hefftig wider mich uñ drohete mir offt mit ſeinem krum-
men Meſſer/ daß er/ der Araber Brauch nach/ vorn auf der
Bruſt trug. Allein weil ich ihn mit dem Galiott-Capitain/ als
dem ich fleiſſig anbefohlen worden war/ trohete/ muſte er ſich
doch gleichwol etwas ſcheuen und dorffte ſich ſo muthwillig an
mir ohne gegebene Urſache nicht vergreiffen.

Unterdeß aber/ weil wir beyde Chriſten gleichwol unter ſol-
chen Barbariſchen Voͤlckern allein ſeyn muſtẽ/ iſt leicht zu ach-
ten/ wie uns muͤſſe zu gute geweſen ſeyn. Traun anders waren
wir nicht/ als die Eylen untern Vogeln/ in Leib uñ Lebens-Ge-
fahr und muſten wir muthe Fremdlinge/ verlaſſen von aller
Menſchliche Liebe und Treue/ uns ſchmie gen und biegen/ woltẽ
wir durchkom̃en/ alsdeñ hernach weitlaͤufftiger geſagt werden.
ſoll.


Und
J i 2
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[249/0255] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Nilo eine Mohren-Galliott lege/ welche ihren Curs nach Syri- en haͤtteund bald aufbrechen wuͤrde. Das war mir demnach eine gewuͤnſchte Poſt/ machte mich auch alsbald auf/ dingte mir eine eigene Barcka und nam um ein Trinckgeld einen Ja- nitzſchar durch Huͤlffe Herrn Hiplorenzens zu mir/ damit ich der Mohren wegen nicht allein moͤgte deſto ſicherer ſeyn/ ſondern auch damit er mich an dem Galliott-Capitain gedachtes Hi- plorenzens wegen beſtes antragen und mit ihm der Gebuͤhr halben handeln ſolte/ und fuhr alſo im Namen Gottes von Damiata ab dahin nach gedachter Galliott/ die wir auch eine gute Stunde von der Stadt bey einem Dorffe/ zur rechten Hand gelegen/ antraffen. Dieſelbe hatte auf beiden Seiten dreyſſig Ruder/ zwey Maſte und Segel und darneben etzliche kleine Stuͤcklein Geſchuͤtz. Es waren aber auf ſolcher Galiott lauter Mohren und hatten etzliche gar die Peſt am Halſe/ woruͤber ich mich nicht wenig entſatzte/ weil mir nicht dar von war geſagt worden/ ehe ich ihnen auf den Halß kam. Und weil mirs der eine wol anmer- cken konte/ iedem ich mich ſeiner euſſerte/ wo ich konte ergrim- mete er hefftig wider mich uñ drohete mir offt mit ſeinem krum- men Meſſer/ daß er/ der Araber Brauch nach/ vorn auf der Bruſt trug. Allein weil ich ihn mit dem Galiott-Capitain/ als dem ich fleiſſig anbefohlen worden war/ trohete/ muſte er ſich doch gleichwol etwas ſcheuen und dorffte ſich ſo muthwillig an mir ohne gegebene Urſache nicht vergreiffen. Unterdeß aber/ weil wir beyde Chriſten gleichwol unter ſol- chen Barbariſchen Voͤlckern allein ſeyn muſtẽ/ iſt leicht zu ach- ten/ wie uns muͤſſe zu gute geweſen ſeyn. Traun anders waren wir nicht/ als die Eylen untern Vogeln/ in Leib uñ Lebens-Ge- fahr und muſten wir muthe Fremdlinge/ verlaſſen von aller Menſchliche Liebe und Treue/ uns ſchmie gen und biegen/ woltẽ wir durchkom̃en/ alsdeñ hernach weitlaͤufftiger geſagt werden. ſoll. Und J i 2

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/255>, abgerufen am 21.11.2024.