Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebenjährige Welt-Beschauung.
genannt/ und auß Niederland gebührtig Und weil derselbe etz-
liche Türckische Patienten unter der Besatzung drauff hatte/
und mir anbot mit ihm zu gehen/ hielt ichs für ein Glück und
bin zwey Tage nacheinander mit ihm hinauf gegangen/ als
den 24. und 25. Julj/ da ich mich denn allendhalben wol umge-
sehen/ so viel mir anders ohne Verdacht müglich gewesen und
dem wolgeneigten Leser unten im 9. Cap. deß 3. Buchs bey der
Beschreibung der Stadt Babylon/ oder Alkair Part davon
gegeben.

Allhier zu Alkair habe ich gesehen/ das trefflich auf Ge-
rechtigkeit gehalten worden. Man hat mich für glaubwürdig
berichtet/ wenn sich ein Handwercksmann auf Untreu ertap-
pen liesse/ er hefftig gestrafft würde/ massen mir denn Exempels
weise gedacht/ auch die Straffe gewiesen ward/ wenn ein Be-
cker das Brodt zu klein gebacken hätte/ wie man mit ihm umzu-
gehen berechtiget/ nemlich: Er würde gantz nackend außgezo-
gen und nur mit einem Tuch unten behenget/ hienge ihm ein
Instrument, welches wie ichs gesehen/ von etzlichen schweren
Bretern/ fast wie eine Thür anzusehen/ zusammen gemachet war
und in der Mitten ein Loch/ unten aber Schellen hatte ziemli-
cher Grösse/ an den Halß/ daß der Kopff oben herauß gienge
und das schwere Instrument auf den Achseln ruhete setzte ihm
einen spitzigen Papirnen Hut auf und peitschte ihn also zur
Stadt hinaus mit ledernen knotigen Peiitschen. So wird auch
auf die Wahren-Steigerung der Kauffleute fleissige Auffsicht
gehalten/ damit niemand übersetzt werden soll.

Die Todtschläger und Mörder werden/ nach Befindung
der Mordthat/ entweder gespiesset/ oder in grosse spitzige Ha-
cken entweder durch den Halß/ oder durch den Leib geschlagen/
leben oft daran noch wie viel Tage und müssen sich hefftig quä-
len/ ehe sie sterben.

Den

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
genannt/ und auß Niederland gebuͤhrtig Und weil derſelbe etz-
liche Tuͤrckiſche Patienten unter der Beſatzung drauff hatte/
und mir anbot mit ihm zu gehen/ hielt ichs fuͤr ein Gluͤck und
bin zwey Tage nacheinander mit ihm hinauf gegangen/ als
den 24. und 25. Julj/ da ich mich denn allendhalben wol umge-
ſehen/ ſo viel mir anders ohne Verdacht muͤglich geweſen und
dem wolgeneigten Leſer unten im 9. Cap. deß 3. Buchs bey der
Beſchreibung der Stadt Babylon/ oder Alkair Part davon
gegeben.

Allhier zu Alkair habe ich geſehen/ das trefflich auf Ge-
rechtigkeit gehalten worden. Man hat mich fuͤr glaubwuͤrdig
berichtet/ wenn ſich ein Handwercksmann auf Untreu ertap-
pen lieſſe/ er hefftig geſtrafft wuͤrde/ maſſen mir denn Exempels
weiſe gedacht/ auch die Straffe gewieſen ward/ wenn ein Be-
cker das Brodt zu klein gebacken haͤtte/ wie man mit ihm umzu-
gehen berechtiget/ nemlich: Er wuͤrde gantz nackend außgezo-
gen und nur mit einem Tuch unten behenget/ hienge ihm ein
Inſtrument, welches wie ichs geſehen/ von etzlichen ſchweren
Bretern/ faſt wie eine Thuͤr anzuſehen/ zuſam̃en gemachet waꝛ
und in der Mitten ein Loch/ unten aber Schellen hatte ziemli-
cher Groͤſſe/ an den Halß/ daß der Kopff oben herauß gienge
und das ſchwere Inſtrument auf den Achſeln ruhete ſetzte ihm
einen ſpitzigen Papirnen Hut auf und peitſchte ihn alſo zur
Stadt hinaus mit ledernen knotigen Peiitſchen. So wird auch
auf die Wahren-Steigerung der Kauffleute fleiſſige Auffſicht
gehalten/ damit niemand uͤberſetzt werden ſoll.

Die Todtſchlaͤger und Moͤrder werden/ nach Befindung
der Mordthat/ entweder geſpieſſet/ oder in groſſe ſpitzige Ha-
cken entweder durch den Halß/ oder durch den Leib geſchlagen/
leben oft daran noch wie viel Tage und muͤſſen ſich hefftig quaͤ-
len/ ehe ſie ſterben.

Den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0243" n="237"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebenja&#x0364;hrige Welt-Be&#x017F;chauung.</hi></fw><lb/>
genannt/ und auß Niederland gebu&#x0364;hrtig Und weil der&#x017F;elbe etz-<lb/>
liche Tu&#x0364;rcki&#x017F;che Patienten unter der Be&#x017F;atzung drauff hatte/<lb/>
und mir anbot mit ihm zu gehen/ hielt ichs fu&#x0364;r ein Glu&#x0364;ck und<lb/>
bin zwey Tage nacheinander mit ihm hinauf gegangen/ als<lb/>
den 24. und 25. Julj/ da ich mich denn allendhalben wol umge-<lb/>
&#x017F;ehen/ &#x017F;o viel mir anders ohne Verdacht mu&#x0364;glich gewe&#x017F;en und<lb/>
dem wolgeneigten Le&#x017F;er unten im 9. Cap. deß 3. Buchs bey der<lb/>
Be&#x017F;chreibung der Stadt Babylon/ oder Alkair Part davon<lb/>
gegeben.</p><lb/>
            <p>Allhier zu Alkair habe ich ge&#x017F;ehen/ das trefflich auf Ge-<lb/>
rechtigkeit gehalten worden. Man hat mich fu&#x0364;r glaubwu&#x0364;rdig<lb/>
berichtet/ wenn &#x017F;ich ein Handwercksmann auf Untreu ertap-<lb/>
pen lie&#x017F;&#x017F;e/ er hefftig ge&#x017F;trafft wu&#x0364;rde/ ma&#x017F;&#x017F;en mir denn Exempels<lb/>
wei&#x017F;e gedacht/ auch die Straffe gewie&#x017F;en ward/ wenn ein Be-<lb/>
cker das Brodt zu klein gebacken ha&#x0364;tte/ wie man mit ihm umzu-<lb/>
gehen berechtiget/ nemlich: Er wu&#x0364;rde gantz nackend außgezo-<lb/>
gen und nur mit einem Tuch unten behenget/ hienge ihm ein<lb/><hi rendition="#aq">In&#x017F;trument,</hi> welches wie ichs ge&#x017F;ehen/ von etzlichen &#x017F;chweren<lb/>
Bretern/ fa&#x017F;t wie eine Thu&#x0364;r anzu&#x017F;ehen/ zu&#x017F;am&#x0303;en gemachet wa&#xA75B;<lb/>
und in der Mitten ein Loch/ unten aber Schellen hatte ziemli-<lb/>
cher Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ an den Halß/ daß der Kopff oben herauß gienge<lb/>
und das &#x017F;chwere <hi rendition="#aq">In&#x017F;trument</hi> auf den Ach&#x017F;eln ruhete &#x017F;etzte ihm<lb/>
einen &#x017F;pitzigen Papirnen Hut auf und peit&#x017F;chte ihn al&#x017F;o zur<lb/>
Stadt hinaus mit ledernen knotigen Peiit&#x017F;chen. So wird auch<lb/>
auf die Wahren-Steigerung der Kauffleute flei&#x017F;&#x017F;ige Auff&#x017F;icht<lb/>
gehalten/ damit niemand u&#x0364;ber&#x017F;etzt werden &#x017F;oll.</p><lb/>
            <p>Die Todt&#x017F;chla&#x0364;ger und Mo&#x0364;rder werden/ nach Befindung<lb/>
der Mordthat/ entweder ge&#x017F;pie&#x017F;&#x017F;et/ oder in gro&#x017F;&#x017F;e &#x017F;pitzige Ha-<lb/>
cken entweder durch den Halß/ oder durch den Leib ge&#x017F;chlagen/<lb/>
leben oft daran noch wie viel Tage und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich hefftig qua&#x0364;-<lb/>
len/ ehe &#x017F;ie &#x017F;terben.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Den</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[237/0243] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. genannt/ und auß Niederland gebuͤhrtig Und weil derſelbe etz- liche Tuͤrckiſche Patienten unter der Beſatzung drauff hatte/ und mir anbot mit ihm zu gehen/ hielt ichs fuͤr ein Gluͤck und bin zwey Tage nacheinander mit ihm hinauf gegangen/ als den 24. und 25. Julj/ da ich mich denn allendhalben wol umge- ſehen/ ſo viel mir anders ohne Verdacht muͤglich geweſen und dem wolgeneigten Leſer unten im 9. Cap. deß 3. Buchs bey der Beſchreibung der Stadt Babylon/ oder Alkair Part davon gegeben. Allhier zu Alkair habe ich geſehen/ das trefflich auf Ge- rechtigkeit gehalten worden. Man hat mich fuͤr glaubwuͤrdig berichtet/ wenn ſich ein Handwercksmann auf Untreu ertap- pen lieſſe/ er hefftig geſtrafft wuͤrde/ maſſen mir denn Exempels weiſe gedacht/ auch die Straffe gewieſen ward/ wenn ein Be- cker das Brodt zu klein gebacken haͤtte/ wie man mit ihm umzu- gehen berechtiget/ nemlich: Er wuͤrde gantz nackend außgezo- gen und nur mit einem Tuch unten behenget/ hienge ihm ein Inſtrument, welches wie ichs geſehen/ von etzlichen ſchweren Bretern/ faſt wie eine Thuͤr anzuſehen/ zuſam̃en gemachet waꝛ und in der Mitten ein Loch/ unten aber Schellen hatte ziemli- cher Groͤſſe/ an den Halß/ daß der Kopff oben herauß gienge und das ſchwere Inſtrument auf den Achſeln ruhete ſetzte ihm einen ſpitzigen Papirnen Hut auf und peitſchte ihn alſo zur Stadt hinaus mit ledernen knotigen Peiitſchen. So wird auch auf die Wahren-Steigerung der Kauffleute fleiſſige Auffſicht gehalten/ damit niemand uͤberſetzt werden ſoll. Die Todtſchlaͤger und Moͤrder werden/ nach Befindung der Mordthat/ entweder geſpieſſet/ oder in groſſe ſpitzige Ha- cken entweder durch den Halß/ oder durch den Leib geſchlagen/ leben oft daran noch wie viel Tage und muͤſſen ſich hefftig quaͤ- len/ ehe ſie ſterben. Den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/243
Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/243>, abgerufen am 28.11.2024.