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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
an einem grossen alten steineckichten Gebäu hingeritten und da
sind die Aqua-Ductus. Sind überaus viel und sehr hohe weit
außgewölbte Schwibbogen/ auf welchen das Wasser in bley-
ern Röhren ins Castell geführet wird und in vorgedachten al-
ten Hause wird das Wasser durch gewisse Räder in die Höhe
den Schwibbogen zugetrieben und also einen langen Weg ins
Castell geführet.

Nicht weit davon liegt eine alte zerbrochene Türckische
Musquee oder Kirche/ worinnen der Jnwohner Fürgeben nach
nimmer keine Fliege zu finden und zu sehen seyn soll/ dieweil et-
was drinnen/ so den Fliegen solle zu wider seyn. Die Mohren
und Egyptier mögen sonst die Fliegen noch wol vertragen kön-
nen/ denn zuverwundern ist/ wer es sehen soll/ wie sie offt diesel-
ben so häuffig in und um die Augen herum/ so wol an sich selber/
als sonderlich ihren Kindern können kriechen beissen und schmeis-
sen lassen/ daß sie dieselben kaum dafür auffthun können und
begehren sie nicht einmahl weg zu schlagen. Könten demnach
nur in ietzgedachte ihre Kirche gehen/ so könten sie leicht deß
Unzieffers loß werden.

Den 10. Junij bin ich mit meinem Janitzscharen nach
S. Chatharinen gangen/ welches ein Griechisches Münchs-
Kloster ist/ um dasselbe auch zubesehen. Auf diesem Kloster hat
man gar ein lustiges Außsehen und kan man weit und ferne
herum sehen/ wie die gantze Stadt so gar schön/ lustig und an-
muthig unter allerhand grünen/ meistentheils aber Palmen-
Bäumen lieget.

Den 17. Junij bin ich mit meinem Janitzschar aberm als
auf zweyen kleinen Eseln hinauß für die Stadt fast auf drey
Vierthel Wegs nach S. Mattoria geritten. Da ist ein schöner
Garte von Balsam Palmen/ Lemonien und andern mir un-
bekanten fruchtbaren Bäumen/ unter welchen auch waren

zwey
X 3

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
an einem groſſen alten ſteineckichten Gebaͤu hingeritten uñ da
ſind die Aqua-Ductus. Sind uͤberaus viel und ſehr hohe weit
außgewoͤlbte Schwibbogen/ auf welchen das Waſſer in bley-
ern Roͤhren ins Caſtell gefuͤhret wird und in vorgedachten al-
ten Hauſe wird das Waſſer durch gewiſſe Raͤder in die Hoͤhe
den Schwibbogen zugetrieben und alſo einen langen Weg ins
Caſtell gefuͤhret.

Nicht weit davon liegt eine alte zerbrochene Tuͤrckiſche
Muſquee oder Kirche/ worinnen der Jnwohner Fuͤrgeben nach
nimmer keine Fliege zu finden und zu ſehen ſeyn ſoll/ dieweil et-
was drinnen/ ſo den Fliegen ſolle zu wider ſeyn. Die Mohren
und Egyptier moͤgen ſonſt die Fliegen noch wol vertragen koͤn-
nen/ denn zuverwundern iſt/ wer es ſehen ſoll/ wie ſie offt dieſel-
ben ſo haͤuffig in und um die Augen herum/ ſo wol an ſich ſelbeꝛ/
als ſonderlich ihren Kindern koͤnnen kriechen beiſſen uñ ſchmeiſ-
ſen laſſen/ daß ſie dieſelben kaum dafuͤr auffthun koͤnnen und
begehren ſie nicht einmahl weg zu ſchlagen. Koͤnten demnach
nur in ietzgedachte ihre Kirche gehen/ ſo koͤnten ſie leicht deß
Unzieffers loß werden.

Den 10. Junij bin ich mit meinem Janitzſcharen nach
S. Chatharinen gangen/ welches ein Griechiſches Muͤnchs-
Kloſter iſt/ um daſſelbe auch zubeſehen. Auf dieſem Kloſter hat
man gar ein luſtiges Außſehen und kan man weit und ferne
herum ſehen/ wie die gantze Stadt ſo gar ſchoͤn/ luſtig und an-
muthig unter allerhand gruͤnen/ meiſtentheils aber Palmen-
Baͤumen lieget.

Den 17. Junij bin ich mit meinem Janitzſchar aberm als
auf zweyen kleinen Eſeln hinauß fuͤr die Stadt faſt auf drey
Vierthel Wegs nach S. Mattoria geritten. Da iſt ein ſchoͤner
Garte von Balſam Palmen/ Lemonien und andern mir un-
bekanten fruchtbaren Baͤumen/ unter welchen auch waren

zwey
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[163/0169] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. an einem groſſen alten ſteineckichten Gebaͤu hingeritten uñ da ſind die Aqua-Ductus. Sind uͤberaus viel und ſehr hohe weit außgewoͤlbte Schwibbogen/ auf welchen das Waſſer in bley- ern Roͤhren ins Caſtell gefuͤhret wird und in vorgedachten al- ten Hauſe wird das Waſſer durch gewiſſe Raͤder in die Hoͤhe den Schwibbogen zugetrieben und alſo einen langen Weg ins Caſtell gefuͤhret. Nicht weit davon liegt eine alte zerbrochene Tuͤrckiſche Muſquee oder Kirche/ worinnen der Jnwohner Fuͤrgeben nach nimmer keine Fliege zu finden und zu ſehen ſeyn ſoll/ dieweil et- was drinnen/ ſo den Fliegen ſolle zu wider ſeyn. Die Mohren und Egyptier moͤgen ſonſt die Fliegen noch wol vertragen koͤn- nen/ denn zuverwundern iſt/ wer es ſehen ſoll/ wie ſie offt dieſel- ben ſo haͤuffig in und um die Augen herum/ ſo wol an ſich ſelbeꝛ/ als ſonderlich ihren Kindern koͤnnen kriechen beiſſen uñ ſchmeiſ- ſen laſſen/ daß ſie dieſelben kaum dafuͤr auffthun koͤnnen und begehren ſie nicht einmahl weg zu ſchlagen. Koͤnten demnach nur in ietzgedachte ihre Kirche gehen/ ſo koͤnten ſie leicht deß Unzieffers loß werden. Den 10. Junij bin ich mit meinem Janitzſcharen nach S. Chatharinen gangen/ welches ein Griechiſches Muͤnchs- Kloſter iſt/ um daſſelbe auch zubeſehen. Auf dieſem Kloſter hat man gar ein luſtiges Außſehen und kan man weit und ferne herum ſehen/ wie die gantze Stadt ſo gar ſchoͤn/ luſtig und an- muthig unter allerhand gruͤnen/ meiſtentheils aber Palmen- Baͤumen lieget. Den 17. Junij bin ich mit meinem Janitzſchar aberm als auf zweyen kleinen Eſeln hinauß fuͤr die Stadt faſt auf drey Vierthel Wegs nach S. Mattoria geritten. Da iſt ein ſchoͤner Garte von Balſam Palmen/ Lemonien und andern mir un- bekanten fruchtbaren Baͤumen/ unter welchen auch waren zwey X 3

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/169>, abgerufen am 26.11.2024.