Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebenjährige Welt-Beschauung.
schen Dorffe/ Tunop genannt/ gar still liegen musten. Jndeß
stiegen wir auß/ giengen aufs Land/ der Meinung etwas von
Vogeln/ oder andern Thieren zu schiessen/ haben aber mehr
nicht/ als zwo Turteltauben bekommen können/ weil wir uns
der Räuber halben nicht gar zu weit von unserm Schiffe wa-
gen dorfften. Dieselben Tauben wolten uns hernach weder
Türcken/ noch Mohren zurichten/ denn es bey ihnen vor grosse
Sünde gehalten wird Turteltauben zu schiessen/ oder umzu-
bringen/ andere Vogel aber und Tauben umbzubringen und
den Christen zuzurichten achten sie nicht für unrecht und Sün-
de.

Durch den Fluß Nilum tragen die Egyptier allerhand
hindurch wie ich denn selber gesehen/ daß die Mohren grosse
Bürden und Bündel von Palmen-Zweigen hindurch getra-
gen. Sie ziehen ihre Hembden auß/ binden sie auff die Köpffe/
nehmen ihre Tracht auf den Halß und lauffen also nackend da-
mit hindurch/ dergleichen auch unsere Mohren auf der Bar ka
thäten. Wenn der Wind halbicht schwach war/ entblößten sie
sich vor uns allen ohne Scham und Scheu/ sprungen ins Was-
ser und zogen also das Schiff mit Seilen. Jst also bey diesen
Barbarischen Völckern so wenig Schaam/ als bey dem un-
vernünfftigen Vieh.

Den 6. Junij sind wir zur rechter Hand lauter sandiges
Gebürge vorbey passiret und war den Tag/ wie auch folgende
Nacht/ gar guther Wind/ biß wir den 7. Junij früh vor Son-
nen Aufgang nach Bulaco kommen und waren deßwegen alle
froh/ weil wir vorige Nacht wegen der Räuberischen Mohren
grosse Furcht und Gefahr außgestanden hatten.

Das V. Capitul.

Von der Stadt Bulaco und ihrer Beschaffenheit.

Diese

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
ſchen Dorffe/ Tunop genannt/ gar ſtill liegen muſten. Jndeß
ſtiegen wir auß/ giengen aufs Land/ der Meinung etwas von
Vogeln/ oder andern Thieren zu ſchieſſen/ haben aber mehr
nicht/ als zwo Turteltauben bekommen koͤnnen/ weil wir uns
der Raͤuber halben nicht gar zu weit von unſerm Schiffe wa-
gen dorfften. Dieſelben Tauben wolten uns hernach weder
Tuͤrcken/ noch Mohren zurichten/ denn es bey ihnen vor groſſe
Suͤnde gehalten wird Turteltauben zu ſchieſſen/ oder umzu-
bringen/ andere Vogel aber und Tauben umbzubringen und
den Chriſten zuzurichten achten ſie nicht fuͤr unrecht und Suͤn-
de.

Durch den Fluß Nilum tragen die Egyptier allerhand
hindurch wie ich denn ſelber geſehen/ daß die Mohren groſſe
Buͤrden und Buͤndel von Palmen-Zweigen hindurch getra-
gen. Sie ziehen ihre Hembden auß/ binden ſie auff die Koͤpffe/
nehmen ihre Tracht auf den Halß und lauffen alſo nackend da-
mit hindurch/ dergleichen auch unſere Mohren auf der Bar ka
thaͤten. Wenn der Wind halbicht ſchwach war/ entbloͤßten ſie
ſich vor uns allen ohne Scham und Scheu/ ſprungen ins Waſ-
ſer und zogen alſo das Schiff mit Seilen. Jſt alſo bey dieſen
Barbariſchen Voͤlckern ſo wenig Schaam/ als bey dem un-
vernuͤnfftigen Vieh.

Den 6. Junij ſind wir zur rechter Hand lauter ſandiges
Gebuͤrge vorbey pasſiret und war den Tag/ wie auch folgende
Nacht/ gar guther Wind/ biß wir den 7. Junij fruͤh vor Son-
nen Aufgang nach Bulaco kommen und waren deßwegen alle
froh/ weil wir vorige Nacht wegen der Raͤuberiſchen Mohren
groſſe Furcht und Gefahr außgeſtanden hatten.

Das V. Capitul.

Von der Stadt Bulaco und ihrer Beſchaffenheit.

Dieſe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0154" n="148"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebenja&#x0364;hrige Welt-Be&#x017F;chauung.</hi></fw><lb/>
&#x017F;chen Dorffe/ <hi rendition="#aq">Tunop</hi> genannt/ gar &#x017F;till liegen mu&#x017F;ten. Jndeß<lb/>
&#x017F;tiegen wir auß/ giengen aufs Land/ der Meinung etwas von<lb/>
Vogeln/ oder andern Thieren zu &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en/ haben aber mehr<lb/>
nicht/ als zwo Turteltauben bekommen ko&#x0364;nnen/ weil wir uns<lb/>
der Ra&#x0364;uber halben nicht gar zu weit von un&#x017F;erm Schiffe wa-<lb/>
gen dorfften. Die&#x017F;elben Tauben wolten uns hernach weder<lb/>
Tu&#x0364;rcken/ noch Mohren zurichten/ denn es bey ihnen vor gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Su&#x0364;nde gehalten wird Turteltauben zu &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en/ oder umzu-<lb/>
bringen/ andere Vogel aber und Tauben umbzubringen und<lb/>
den Chri&#x017F;ten zuzurichten achten &#x017F;ie nicht fu&#x0364;r unrecht und Su&#x0364;n-<lb/>
de.</p><lb/>
            <p>Durch den Fluß <hi rendition="#aq">Nilum</hi> tragen die Egyptier allerhand<lb/>
hindurch wie ich denn &#x017F;elber ge&#x017F;ehen/ daß die Mohren gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Bu&#x0364;rden und Bu&#x0364;ndel von Palmen-Zweigen hindurch getra-<lb/>
gen. Sie ziehen ihre Hembden auß/ binden &#x017F;ie auff die Ko&#x0364;pffe/<lb/>
nehmen ihre Tracht auf den Halß und lauffen al&#x017F;o nackend da-<lb/>
mit hindurch/ dergleichen auch un&#x017F;ere Mohren auf der <hi rendition="#aq">Bar ka</hi><lb/>
tha&#x0364;ten. Wenn der Wind halbicht &#x017F;chwach war/ entblo&#x0364;ßten &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich vor uns allen ohne Scham und Scheu/ &#x017F;prungen ins Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er und zogen al&#x017F;o das Schiff mit Seilen. J&#x017F;t al&#x017F;o bey die&#x017F;en<lb/>
Barbari&#x017F;chen Vo&#x0364;lckern &#x017F;o wenig Schaam/ als bey dem un-<lb/>
vernu&#x0364;nfftigen Vieh.</p><lb/>
            <p>Den 6. Junij &#x017F;ind wir zur rechter Hand lauter &#x017F;andiges<lb/>
Gebu&#x0364;rge vorbey <hi rendition="#aq">pas&#x017F;iret</hi> und war den Tag/ wie auch folgende<lb/>
Nacht/ gar guther Wind/ biß wir den 7. Junij fru&#x0364;h vor Son-<lb/>
nen Aufgang nach <hi rendition="#aq">Bulaco</hi> kommen und waren deßwegen alle<lb/>
froh/ weil wir vorige Nacht wegen der Ra&#x0364;uberi&#x017F;chen Mohren<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Furcht und Gefahr außge&#x017F;tanden hatten.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq">V.</hi> <hi rendition="#fr">Capitul.</hi> </head><lb/>
            <argument>
              <p> <hi rendition="#c">Von der Stadt <hi rendition="#aq">Bulaco</hi> und ihrer Be&#x017F;chaffenheit.</hi> </p>
            </argument><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Die&#x017F;e</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0154] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. ſchen Dorffe/ Tunop genannt/ gar ſtill liegen muſten. Jndeß ſtiegen wir auß/ giengen aufs Land/ der Meinung etwas von Vogeln/ oder andern Thieren zu ſchieſſen/ haben aber mehr nicht/ als zwo Turteltauben bekommen koͤnnen/ weil wir uns der Raͤuber halben nicht gar zu weit von unſerm Schiffe wa- gen dorfften. Dieſelben Tauben wolten uns hernach weder Tuͤrcken/ noch Mohren zurichten/ denn es bey ihnen vor groſſe Suͤnde gehalten wird Turteltauben zu ſchieſſen/ oder umzu- bringen/ andere Vogel aber und Tauben umbzubringen und den Chriſten zuzurichten achten ſie nicht fuͤr unrecht und Suͤn- de. Durch den Fluß Nilum tragen die Egyptier allerhand hindurch wie ich denn ſelber geſehen/ daß die Mohren groſſe Buͤrden und Buͤndel von Palmen-Zweigen hindurch getra- gen. Sie ziehen ihre Hembden auß/ binden ſie auff die Koͤpffe/ nehmen ihre Tracht auf den Halß und lauffen alſo nackend da- mit hindurch/ dergleichen auch unſere Mohren auf der Bar ka thaͤten. Wenn der Wind halbicht ſchwach war/ entbloͤßten ſie ſich vor uns allen ohne Scham und Scheu/ ſprungen ins Waſ- ſer und zogen alſo das Schiff mit Seilen. Jſt alſo bey dieſen Barbariſchen Voͤlckern ſo wenig Schaam/ als bey dem un- vernuͤnfftigen Vieh. Den 6. Junij ſind wir zur rechter Hand lauter ſandiges Gebuͤrge vorbey pasſiret und war den Tag/ wie auch folgende Nacht/ gar guther Wind/ biß wir den 7. Junij fruͤh vor Son- nen Aufgang nach Bulaco kommen und waren deßwegen alle froh/ weil wir vorige Nacht wegen der Raͤuberiſchen Mohren groſſe Furcht und Gefahr außgeſtanden hatten. Das V. Capitul. Von der Stadt Bulaco und ihrer Beſchaffenheit. Dieſe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/154
Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/154>, abgerufen am 24.11.2024.