Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebenjährige Welt-Beschauung.
nigen Söhnlein sammt drey Dienern/ der Meinung desto ge-
schwinder fort und auf Candia zu kommen/ wie denn auch ge-
schahe.

Den 24. Maij um Mittag seynd wir zur längst verlang-
ten Jnsul mit Glück angelanget und liegt nicht weit davon im
Meer eine Jnsul Carbosa genannt/ so viel mehr eine Scochlio.

Heute habe ich Cerichotto zur lincken Hand von ferne ge-
sehen. Weil uns aber der Wind zu unserer Einkunfft im Port
allerdings nicht favorabel, haben wir uns in die Jnsul und an
die Stadt Candia hinan laviren müssen. Und obwol gestern A-
bend der Wind sich gut angelassen/ hat er doch nicht angehal-
ten. Ausser diesen beiden Jnsulen Cerichotto und Candia haben
wir sonst kein Land gesehen und zwar Candia zur rechten und ge-
gen über Cerichotto.

Als wir nun vor Candia eingangen/ sind wir nahe bey
der Stadt Canea vor bey passiret/ welches eine kleine am Meer
und unter hohem Schnee-Gebürge gelegene Stadt/ allwo die
mit uns von Zante außgelauffene andere Tartano, oder Latino
verblieben/ auch sind wir diese Nacht vor der Stadt Sitia vor-
bey gestrichen/ so auch auf der Jnsul Candia liegt.

Den 25. Mais nach Mittage seynd wir der längst ver-
langten Stadt Candia, so bey und unter sehr hohem Schnee-
Gebürge am Meer gelegen/ mit grossen Freuden ansichtig
worden.

Den 26. Maij ist eine über auß grosse Hitze gewesen/ und
ward die Ernde damals in dieser Jnsul schon vor vier Wochen
angangen/ wie sich denn dieselbe gemeiniglich mit dem Meyen
anhebet/ dahero man auch sonst von allerhand Früchten ha-
ben konte.

Gegen halb Abend kamen wir im Port vor Candia
der Stadt in der Jnsul Candia an und legten uns

hart

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
nigen Soͤhnlein ſammt drey Dienern/ der Meinung deſto ge-
ſchwinder fort und auf Candia zu kommen/ wie denn auch ge-
ſchahe.

Den 24. Maij um Mittag ſeynd wir zur laͤngſt verlang-
ten Jnſul mit Gluͤck angelanget und liegt nicht weit davon im
Meer eine Jnſul Carboſa genannt/ ſo viel mehr eine Scochlio.

Heute habe ich Cerichotto zur lincken Hand von ferne ge-
ſehen. Weil uns aber der Wind zu unſerer Einkunfft im Port
allerdings nicht favorabel, haben wir uns in die Jnſul und an
die Stadt Candia hinan laviren muͤſſen. Und obwol geſtern A-
bend der Wind ſich gut angelaſſen/ hat er doch nicht angehal-
ten. Auſſer dieſen beiden Jnſulen Cerichotto und Candia haben
wir ſonſt kein Land geſehen und zwar Candia zur rechten und ge-
gen uͤber Cerichotto.

Als wir nun vor Candia eingangen/ ſind wir nahe bey
der Stadt Canea vor bey pasſiret/ welches eine kleine am Meer
und unter hohem Schnee-Gebuͤrge gelegene Stadt/ allwo die
mit uns von Zante außgelauffene andere Tartano, oder Latino
verblieben/ auch ſind wir dieſe Nacht vor der Stadt Sitia vor-
bey geſtrichen/ ſo auch auf der Jnſul Candia liegt.

Den 25. Maiſ nach Mittage ſeynd wir der laͤngſt ver-
langten Stadt Candia, ſo bey und unter ſehr hohem Schnee-
Gebuͤrge am Meer gelegen/ mit groſſen Freuden anſichtig
worden.

Den 26. Maij iſt eine uͤber auß groſſe Hitze geweſen/ und
ward die Ernde damals in dieſer Jnſul ſchon vor vier Wochen
angangen/ wie ſich denn dieſelbe gemeiniglich mit dem Meyen
anhebet/ dahero man auch ſonſt von allerhand Fruͤchten ha-
ben konte.

Gegen halb Abend kamen wir im Port vor Candia
der Stadt in der Jnſul Candia an und legten uns

hart
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0136" n="130"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebenja&#x0364;hrige Welt-Be&#x017F;chauung.</hi></fw><lb/>
nigen So&#x0364;hnlein &#x017F;ammt drey Dienern/ der Meinung de&#x017F;to ge-<lb/>
&#x017F;chwinder fort und auf <hi rendition="#aq">Candia</hi> zu kommen/ wie denn auch ge-<lb/>
&#x017F;chahe.</p><lb/>
            <p>Den 24. Maij um Mittag &#x017F;eynd wir zur la&#x0364;ng&#x017F;t verlang-<lb/>
ten Jn&#x017F;ul mit Glu&#x0364;ck angelanget und liegt nicht weit davon im<lb/>
Meer eine Jn&#x017F;ul <hi rendition="#aq">Carbo&#x017F;a</hi> genannt/ &#x017F;o viel mehr eine <hi rendition="#aq">Scochlio.</hi></p><lb/>
            <p>Heute habe ich <hi rendition="#aq">Cerichotto</hi> zur lincken Hand von ferne ge-<lb/>
&#x017F;ehen. Weil uns aber der Wind zu un&#x017F;erer Einkunfft im Port<lb/>
allerdings nicht <hi rendition="#aq">favorabel,</hi> haben wir uns in die Jn&#x017F;ul und an<lb/>
die Stadt <hi rendition="#aq">Candia</hi> hinan <hi rendition="#aq">lavir</hi>en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Und obwol ge&#x017F;tern A-<lb/>
bend der Wind &#x017F;ich gut angela&#x017F;&#x017F;en/ hat er doch nicht angehal-<lb/>
ten. Au&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;en beiden Jn&#x017F;ulen <hi rendition="#aq">Cerichotto</hi> und <hi rendition="#aq">Candia</hi> haben<lb/>
wir &#x017F;on&#x017F;t kein Land ge&#x017F;ehen und zwar <hi rendition="#aq">Candia</hi> zur rechten und ge-<lb/>
gen u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">Cerichotto</hi>.</p><lb/>
            <p>Als wir nun vor <hi rendition="#aq">Candia</hi> eingangen/ &#x017F;ind wir nahe bey<lb/>
der Stadt <hi rendition="#aq">Canea</hi> vor bey <hi rendition="#aq">pas&#x017F;ir</hi>et/ welches eine kleine am Meer<lb/>
und unter hohem Schnee-Gebu&#x0364;rge gelegene Stadt/ allwo die<lb/>
mit uns von Zante außgelauffene andere <hi rendition="#aq">Tartano,</hi> oder <hi rendition="#aq">Latino</hi><lb/>
verblieben/ auch &#x017F;ind wir die&#x017F;e Nacht vor der Stadt <hi rendition="#aq">Sitia</hi> vor-<lb/>
bey ge&#x017F;trichen/ &#x017F;o auch auf der Jn&#x017F;ul <hi rendition="#aq">Candia</hi> liegt.</p><lb/>
            <p>Den 25. Mai&#x017F; nach Mittage &#x017F;eynd wir der la&#x0364;ng&#x017F;t ver-<lb/>
langten Stadt <hi rendition="#aq">Candia,</hi> &#x017F;o bey und unter &#x017F;ehr hohem Schnee-<lb/>
Gebu&#x0364;rge am Meer gelegen/ mit gro&#x017F;&#x017F;en Freuden an&#x017F;ichtig<lb/>
worden.</p><lb/>
            <p>Den 26. Maij i&#x017F;t eine u&#x0364;ber auß gro&#x017F;&#x017F;e Hitze gewe&#x017F;en/ und<lb/>
ward die Ernde damals in die&#x017F;er Jn&#x017F;ul &#x017F;chon vor vier Wochen<lb/>
angangen/ wie &#x017F;ich denn die&#x017F;elbe gemeiniglich mit dem Meyen<lb/>
anhebet/ dahero man auch &#x017F;on&#x017F;t von allerhand Fru&#x0364;chten ha-<lb/>
ben konte.</p><lb/>
            <p>Gegen halb Abend kamen wir im Port vor <hi rendition="#aq">Candia</hi><lb/>
der Stadt in der Jn&#x017F;ul <hi rendition="#aq">Candia</hi> an und legten uns<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hart</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130/0136] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. nigen Soͤhnlein ſammt drey Dienern/ der Meinung deſto ge- ſchwinder fort und auf Candia zu kommen/ wie denn auch ge- ſchahe. Den 24. Maij um Mittag ſeynd wir zur laͤngſt verlang- ten Jnſul mit Gluͤck angelanget und liegt nicht weit davon im Meer eine Jnſul Carboſa genannt/ ſo viel mehr eine Scochlio. Heute habe ich Cerichotto zur lincken Hand von ferne ge- ſehen. Weil uns aber der Wind zu unſerer Einkunfft im Port allerdings nicht favorabel, haben wir uns in die Jnſul und an die Stadt Candia hinan laviren muͤſſen. Und obwol geſtern A- bend der Wind ſich gut angelaſſen/ hat er doch nicht angehal- ten. Auſſer dieſen beiden Jnſulen Cerichotto und Candia haben wir ſonſt kein Land geſehen und zwar Candia zur rechten und ge- gen uͤber Cerichotto. Als wir nun vor Candia eingangen/ ſind wir nahe bey der Stadt Canea vor bey pasſiret/ welches eine kleine am Meer und unter hohem Schnee-Gebuͤrge gelegene Stadt/ allwo die mit uns von Zante außgelauffene andere Tartano, oder Latino verblieben/ auch ſind wir dieſe Nacht vor der Stadt Sitia vor- bey geſtrichen/ ſo auch auf der Jnſul Candia liegt. Den 25. Maiſ nach Mittage ſeynd wir der laͤngſt ver- langten Stadt Candia, ſo bey und unter ſehr hohem Schnee- Gebuͤrge am Meer gelegen/ mit groſſen Freuden anſichtig worden. Den 26. Maij iſt eine uͤber auß groſſe Hitze geweſen/ und ward die Ernde damals in dieſer Jnſul ſchon vor vier Wochen angangen/ wie ſich denn dieſelbe gemeiniglich mit dem Meyen anhebet/ dahero man auch ſonſt von allerhand Fruͤchten ha- ben konte. Gegen halb Abend kamen wir im Port vor Candia der Stadt in der Jnſul Candia an und legten uns hart

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/136
Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/136>, abgerufen am 24.11.2024.