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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Von Museis I. Theil
als die Thüre des Gemachs: Eine Tafel mit polirten Steinen sauber und
künstlich also ausgelegt, daß es eine gantze Stadt in Böhmen mit vielen
Figuren von Menschen, Pferden etc. auf das herrlichste vorstellet. Einen
natürlichen Zweig in einen Stein verwandelt, der die höltzerne Gestalt noch
hat, wie vorhin: Die Bilder dreyer oder vier Groß-Hertzoge in Por-
phyr-Stein: Einen schönen Spiegel oben über der Thüre, der gegen einem
Mannsbild recht überhängt, in sich schliessend ein Weibsbild, die man klär-
lich darinn sehen kan, daß es scheinet, als wenn von dem Manne, als einem
zweyten Adam, das Weib aus der Seiten komme, durch eine Reflexion.

Jn dem dritten Gemach:

Eine schöne Tafel mit polirten Steinen ausgelegt, welche vollkömm-
lich die Stadt und Haven Livorno vorstellet: Ein groß Cabinet, auswen-
dig mit köstlichen Steinen eingelegt, die unterschiedliche Historien der Heil.
Schrifft vorstellen, oben darauf ist ein Uhrwerck, welches verdorben, und
niemand wieder zu repariren capable ist. Jn diesem Cabinet siehet man
die Paßion Christi sehr künstlich von Michael Angelo in Helffenbein ge-
schnitten; item Christus mit seinen 12. Aposteln von gelbem Birn-Stein,
deren Häupter aber mit weissem Succino geschnitten: Man siehet diese Bil-
der nicht auf einmal, sondern eines nach dem andern, wenn der Mann sich
umdrehet. Dieses Stück wird 80000. Cronen aestimiret. Unterschiedli-
che Gemählder und Bilder, von grossem Werth: Adam und Eva von
Albrecht Dürer geschnitten; dieses Original-Stück wird auf 1500. Cro-
nen geschätzt.

Jn dem vierten Gemach:

Diß Gemach, (il Tribuno genannt,) ist das köstlichste unter allen,
und dessen Gewölbe schön roth bemahlet, und mit Perlen-Mutter besetzt ist;
die Wände dieses Gemaches sind mit grüner Seide behängt, und voller Ge-
mählde der berühmtesten Meister, Titian, Raphael, Andreas del Sarto, Vinci,
Holbein
,
von Dike u. d. gl. Ein Gemählde in Miniatur, von Giulio Glo-
rios
gemacht: Drey schöne Gemählde eines Augustiner-Mönches: Einen
Nagel halb in Gold verwandelt, von dem berühmten Alchymisten Thurn-
eisser:
Ein grosser Gold-Klumpe: Zwey Perlen-Mutter-Schalen, mit
2. darinn wachsenden Perlen: Zwey Stücke Smaragden, deren eines
noch unvollkommen: Zwey Thresoren an der Wand, worinnen ein grosser
Hauffen allerley Gattung Geschirr von Crystall, Agat, Lapis Lazuli,
über die Massen wohl ausgearbeitet: Ein Unicornu oder Einhorn: Ein
alabasterner Pfeiler: Das vortreffliche Cabinet von Eben-Holtz, so am

Ende

Von Muſeis I. Theil
als die Thuͤre des Gemachs: Eine Tafel mit polirten Steinen ſauber und
kuͤnſtlich alſo ausgelegt, daß es eine gantze Stadt in Boͤhmen mit vielen
Figuren von Menſchen, Pferden ꝛc. auf das herrlichſte vorſtellet. Einen
natuͤrlichen Zweig in einen Stein verwandelt, der die hoͤltzerne Geſtalt noch
hat, wie vorhin: Die Bilder dreyer oder vier Groß-Hertzoge in Por-
phyr-Stein: Einen ſchoͤnen Spiegel oben uͤber der Thuͤre, der gegen einem
Mannsbild recht uͤberhaͤngt, in ſich ſchlieſſend ein Weibsbild, die man klaͤr-
lich darinn ſehen kan, daß es ſcheinet, als wenn von dem Manne, als einem
zweyten Adam, das Weib aus der Seiten komme, durch eine Reflexion.

Jn dem dritten Gemach:

Eine ſchoͤne Tafel mit polirten Steinen ausgelegt, welche vollkoͤmm-
lich die Stadt und Haven Livorno vorſtellet: Ein groß Cabinet, auswen-
dig mit koͤſtlichen Steinen eingelegt, die unterſchiedliche Hiſtorien der Heil.
Schrifft vorſtellen, oben darauf iſt ein Uhrwerck, welches verdorben, und
niemand wieder zu repariren capable iſt. Jn dieſem Cabinet ſiehet man
die Paßion Chriſti ſehr kuͤnſtlich von Michael Angelo in Helffenbein ge-
ſchnitten; item Chriſtus mit ſeinen 12. Apoſteln von gelbem Birn-Stein,
deren Haͤupter aber mit weiſſem Succino geſchnitten: Man ſiehet dieſe Bil-
der nicht auf einmal, ſondern eines nach dem andern, wenn der Mann ſich
umdrehet. Dieſes Stuͤck wird 80000. Cronen æſtimiret. Unterſchiedli-
che Gemaͤhlder und Bilder, von groſſem Werth: Adam und Eva von
Albrecht Duͤrer geſchnitten; dieſes Original-Stuͤck wird auf 1500. Cro-
nen geſchaͤtzt.

Jn dem vierten Gemach:

Diß Gemach, (il Tribuno genannt,) iſt das koͤſtlichſte unter allen,
und deſſen Gewoͤlbe ſchoͤn roth bemahlet, und mit Perlen-Mutter beſetzt iſt;
die Waͤnde dieſes Gemaches ſind mit gruͤner Seide behaͤngt, und voller Ge-
maͤhlde der beruͤhmteſten Meiſter, Titian, Raphaël, Andreas del Sarto, Vinci,
Holbein
,
von Dike u. d. gl. Ein Gemaͤhlde in Miniatur, von Giulio Glo-
rios
gemacht: Drey ſchoͤne Gemaͤhlde eines Auguſtiner-Moͤnches: Einen
Nagel halb in Gold verwandelt, von dem beruͤhmten Alchymiſten Thurn-
eiſſer:
Ein groſſer Gold-Klumpe: Zwey Perlen-Mutter-Schalen, mit
2. darinn wachſenden Perlen: Zwey Stuͤcke Smaragden, deren eines
noch unvollkommen: Zwey Threſoren an der Wand, worinnen ein groſſer
Hauffen allerley Gattung Geſchirr von Cryſtall, Agat, Lapis Lazuli,
uͤber die Maſſen wohl ausgearbeitet: Ein Unicornu oder Einhorn: Ein
alabaſterner Pfeiler: Das vortreffliche Cabinet von Eben-Holtz, ſo am

Ende
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[40/0068] Von Muſeis I. Theil als die Thuͤre des Gemachs: Eine Tafel mit polirten Steinen ſauber und kuͤnſtlich alſo ausgelegt, daß es eine gantze Stadt in Boͤhmen mit vielen Figuren von Menſchen, Pferden ꝛc. auf das herrlichſte vorſtellet. Einen natuͤrlichen Zweig in einen Stein verwandelt, der die hoͤltzerne Geſtalt noch hat, wie vorhin: Die Bilder dreyer oder vier Groß-Hertzoge in Por- phyr-Stein: Einen ſchoͤnen Spiegel oben uͤber der Thuͤre, der gegen einem Mannsbild recht uͤberhaͤngt, in ſich ſchlieſſend ein Weibsbild, die man klaͤr- lich darinn ſehen kan, daß es ſcheinet, als wenn von dem Manne, als einem zweyten Adam, das Weib aus der Seiten komme, durch eine Reflexion. Jn dem dritten Gemach: Eine ſchoͤne Tafel mit polirten Steinen ausgelegt, welche vollkoͤmm- lich die Stadt und Haven Livorno vorſtellet: Ein groß Cabinet, auswen- dig mit koͤſtlichen Steinen eingelegt, die unterſchiedliche Hiſtorien der Heil. Schrifft vorſtellen, oben darauf iſt ein Uhrwerck, welches verdorben, und niemand wieder zu repariren capable iſt. Jn dieſem Cabinet ſiehet man die Paßion Chriſti ſehr kuͤnſtlich von Michael Angelo in Helffenbein ge- ſchnitten; item Chriſtus mit ſeinen 12. Apoſteln von gelbem Birn-Stein, deren Haͤupter aber mit weiſſem Succino geſchnitten: Man ſiehet dieſe Bil- der nicht auf einmal, ſondern eines nach dem andern, wenn der Mann ſich umdrehet. Dieſes Stuͤck wird 80000. Cronen æſtimiret. Unterſchiedli- che Gemaͤhlder und Bilder, von groſſem Werth: Adam und Eva von Albrecht Duͤrer geſchnitten; dieſes Original-Stuͤck wird auf 1500. Cro- nen geſchaͤtzt. Jn dem vierten Gemach: Diß Gemach, (il Tribuno genannt,) iſt das koͤſtlichſte unter allen, und deſſen Gewoͤlbe ſchoͤn roth bemahlet, und mit Perlen-Mutter beſetzt iſt; die Waͤnde dieſes Gemaches ſind mit gruͤner Seide behaͤngt, und voller Ge- maͤhlde der beruͤhmteſten Meiſter, Titian, Raphaël, Andreas del Sarto, Vinci, Holbein, von Dike u. d. gl. Ein Gemaͤhlde in Miniatur, von Giulio Glo- rios gemacht: Drey ſchoͤne Gemaͤhlde eines Auguſtiner-Moͤnches: Einen Nagel halb in Gold verwandelt, von dem beruͤhmten Alchymiſten Thurn- eiſſer: Ein groſſer Gold-Klumpe: Zwey Perlen-Mutter-Schalen, mit 2. darinn wachſenden Perlen: Zwey Stuͤcke Smaragden, deren eines noch unvollkommen: Zwey Threſoren an der Wand, worinnen ein groſſer Hauffen allerley Gattung Geſchirr von Cryſtall, Agat, Lapis Lazuli, uͤber die Maſſen wohl ausgearbeitet: Ein Unicornu oder Einhorn: Ein alabaſterner Pfeiler: Das vortreffliche Cabinet von Eben-Holtz, ſo am Ende

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/68>, abgerufen am 24.11.2024.