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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Das V. Capitel.
müssen in der Bibliothec studiren. Aus dieser kommt man in die andere
Bibliothec, darinnen lauter geschriebene Bücher gleichfals in ihre Stellen
abgetheilet sind. Sonderlich ist eines von der heil. Tauffe, welches St. Au-
gustinus
mit eigener Hand soll geschrieben haben, das man den Fremden
ehrerbietig zu küssen giebt. Es wird auch berichtet, daß dem Kayser Ca-
rolo
für solche Bücher 50000. Cronen wären geboten worden. Jn der
Sacristey wird, nebst einer Menge von allerley Edelgesteinen und pretiösen
Sachen, auch ein Buch gewiesen mit Gold beschlagen, so auf die 4000. Cro-
nen geschätzt wird, darinnen man das Leiden Christi, von des Ordens Mön-
chen einem gemahlet, und die dazu gehörige Psalmen und Responsoria von
einem andern Mönche mit eigner Hand geschrieben. Ein anderer Autor
thut zu diesem noch hinzu, daß in beyden Bibliothequen über die 18000.
Bücher befindlich: Ferner ein Magnet, welcher 7. Pfund wiegt, und 27.
Pfund Eisen ziehet. Deßgleichen zeiget man hier noch 7. Tische aus Jaspis,
einen aus Porphyr, und viele Astrologische Instrumenta. (o) Jn diesem
Kloster sollen sich bey die 180. Mönche aufhalten, deren jährliches Einkom-
men sich wenigstens über 30000. Thlr. erstrecket. Eben dieser Autor mel-
det, daß alle Schlüssel zu diesem Kloster 1250. Pfund wägen: Woraus
sich einiger Massen abnehmen läßt die Menge der Kammern, so sich darinnen
befinden. (p) Und obzwar An. 1671. am 6. Jun. eine ungeheure Feuers-

brunst
(o) Die Gräfin D' Aunoy in der Reise nach Spanien p. 510. vergrössert die Zahl der
Bücher auf 100000. worunter nicht einmal die MScta, so die heil. Väter und Leh-
rer der Kirchen mit eigener Hand geschrieben, gerechnet wären: Auch befänden sich
viele vortreffliche Gemählde darinnen, so von Titian und andern berühmten Mei-
stern verfertiget worden. Monconnys p. 962. der diese Bibliothec selbst gesehen,
meldet, daß sich 14. bis 15000. MScta darinnen befänden: Mitten in dem Saal
sey an der Mauer ein vortrefflich Cabinet voll allerhand Antiquitaeten, Müntzen,
Statuen, kleinen Thieren u. s. f. Von den übrigen Raritäten und Kostbarkeiten ist
gedachter Monconnys p. 958. sq. nachzulesen. Aus der Gräfin D' Aunoy Reise
p. 506. allegiren wir noch, daß das Königliche Wapen allda in einen Donner-Keil
soll gegraben seyn, den man aus Arabien gebracht, und soll die Arbeit 60000. Thlr.
gekostet haben.
(p) Berckenmeyer in Antiquario p. 31. und die Gräfin D' Aunoy p. 510. sagen, daß
man im Escurial 17. Creutz-Gänge (erster nennet es, vielleicht unrecht, Klöster,)
22. Höfe, 11000. Fenster, über 800. Seulen, und 14000. Thüren fände, und
sollen die Schlüssel 7. Centner wiegen.
Eisenach.
Davon habe ich im Anhange etwas beygefügt.
El-
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Das V. Capitel.
muͤſſen in der Bibliothec ſtudiren. Aus dieſer kommt man in die andere
Bibliothec, darinnen lauter geſchriebene Buͤcher gleichfals in ihre Stellen
abgetheilet ſind. Sonderlich iſt eines von der heil. Tauffe, welches St. Au-
guſtinus
mit eigener Hand ſoll geſchrieben haben, das man den Fremden
ehrerbietig zu kuͤſſen giebt. Es wird auch berichtet, daß dem Kayſer Ca-
rolo
fuͤr ſolche Buͤcher 50000. Cronen waͤren geboten worden. Jn der
Sacriſtey wird, nebſt einer Menge von allerley Edelgeſteinen und pretiöſen
Sachen, auch ein Buch gewieſen mit Gold beſchlagen, ſo auf die 4000. Cro-
nen geſchaͤtzt wird, darinnen man das Leiden Chriſti, von des Ordens Moͤn-
chen einem gemahlet, und die dazu gehoͤrige Pſalmen und Reſponſoria von
einem andern Moͤnche mit eigner Hand geſchrieben. Ein anderer Autor
thut zu dieſem noch hinzu, daß in beyden Bibliothequen uͤber die 18000.
Buͤcher befindlich: Ferner ein Magnet, welcher 7. Pfund wiegt, und 27.
Pfund Eiſen ziehet. Deßgleichen zeiget man hier noch 7. Tiſche aus Jaſpis,
einen aus Porphyr, und viele Aſtrologiſche Inſtrumenta. (o) Jn dieſem
Kloſter ſollen ſich bey die 180. Moͤnche aufhalten, deren jaͤhrliches Einkom-
men ſich wenigſtens uͤber 30000. Thlr. erſtrecket. Eben dieſer Autor mel-
det, daß alle Schluͤſſel zu dieſem Kloſter 1250. Pfund waͤgen: Woraus
ſich einiger Maſſen abnehmen laͤßt die Menge der Kammern, ſo ſich darinnen
befinden. (p) Und obzwar An. 1671. am 6. Jun. eine ungeheure Feuers-

brunſt
(o) Die Graͤfin D’ Aunoy in der Reiſe nach Spanien p. 510. vergroͤſſert die Zahl der
Buͤcher auf 100000. worunter nicht einmal die MScta, ſo die heil. Vaͤter und Leh-
rer der Kirchen mit eigener Hand geſchrieben, gerechnet waͤren: Auch befaͤnden ſich
viele vortreffliche Gemaͤhlde darinnen, ſo von Titian und andern beruͤhmten Mei-
ſtern verfertiget worden. Monconnys p. 962. der dieſe Bibliothec ſelbſt geſehen,
meldet, daß ſich 14. bis 15000. MScta darinnen befaͤnden: Mitten in dem Saal
ſey an der Mauer ein vortrefflich Cabinet voll allerhand Antiquitæten, Muͤntzen,
Statuen, kleinen Thieren u. ſ. f. Von den uͤbrigen Raritaͤten und Koſtbarkeiten iſt
gedachter Monconnys p. 958. ſq. nachzuleſen. Aus der Graͤfin D’ Aunoy Reiſe
p. 506. allegiren wir noch, daß das Koͤnigliche Wapen allda in einen Donner-Keil
ſoll gegraben ſeyn, den man aus Arabien gebracht, und ſoll die Arbeit 60000. Thlr.
gekoſtet haben.
(p) Berckenmeyer in Antiquario p. 31. und die Graͤfin D’ Aunoy p. 510. ſagen, daß
man im Eſcurial 17. Creutz-Gaͤnge (erſter nennet es, vielleicht unrecht, Kloͤſter,)
22. Hoͤfe, 11000. Fenſter, uͤber 800. Seulen, und 14000. Thuͤren faͤnde, und
ſollen die Schluͤſſel 7. Centner wiegen.
Eiſenach.
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[35/0063] Das V. Capitel. muͤſſen in der Bibliothec ſtudiren. Aus dieſer kommt man in die andere Bibliothec, darinnen lauter geſchriebene Buͤcher gleichfals in ihre Stellen abgetheilet ſind. Sonderlich iſt eines von der heil. Tauffe, welches St. Au- guſtinus mit eigener Hand ſoll geſchrieben haben, das man den Fremden ehrerbietig zu kuͤſſen giebt. Es wird auch berichtet, daß dem Kayſer Ca- rolo fuͤr ſolche Buͤcher 50000. Cronen waͤren geboten worden. Jn der Sacriſtey wird, nebſt einer Menge von allerley Edelgeſteinen und pretiöſen Sachen, auch ein Buch gewieſen mit Gold beſchlagen, ſo auf die 4000. Cro- nen geſchaͤtzt wird, darinnen man das Leiden Chriſti, von des Ordens Moͤn- chen einem gemahlet, und die dazu gehoͤrige Pſalmen und Reſponſoria von einem andern Moͤnche mit eigner Hand geſchrieben. Ein anderer Autor thut zu dieſem noch hinzu, daß in beyden Bibliothequen uͤber die 18000. Buͤcher befindlich: Ferner ein Magnet, welcher 7. Pfund wiegt, und 27. Pfund Eiſen ziehet. Deßgleichen zeiget man hier noch 7. Tiſche aus Jaſpis, einen aus Porphyr, und viele Aſtrologiſche Inſtrumenta. (o) Jn dieſem Kloſter ſollen ſich bey die 180. Moͤnche aufhalten, deren jaͤhrliches Einkom- men ſich wenigſtens uͤber 30000. Thlr. erſtrecket. Eben dieſer Autor mel- det, daß alle Schluͤſſel zu dieſem Kloſter 1250. Pfund waͤgen: Woraus ſich einiger Maſſen abnehmen laͤßt die Menge der Kammern, ſo ſich darinnen befinden. (p) Und obzwar An. 1671. am 6. Jun. eine ungeheure Feuers- brunſt (o) Die Graͤfin D’ Aunoy in der Reiſe nach Spanien p. 510. vergroͤſſert die Zahl der Buͤcher auf 100000. worunter nicht einmal die MScta, ſo die heil. Vaͤter und Leh- rer der Kirchen mit eigener Hand geſchrieben, gerechnet waͤren: Auch befaͤnden ſich viele vortreffliche Gemaͤhlde darinnen, ſo von Titian und andern beruͤhmten Mei- ſtern verfertiget worden. Monconnys p. 962. der dieſe Bibliothec ſelbſt geſehen, meldet, daß ſich 14. bis 15000. MScta darinnen befaͤnden: Mitten in dem Saal ſey an der Mauer ein vortrefflich Cabinet voll allerhand Antiquitæten, Muͤntzen, Statuen, kleinen Thieren u. ſ. f. Von den uͤbrigen Raritaͤten und Koſtbarkeiten iſt gedachter Monconnys p. 958. ſq. nachzuleſen. Aus der Graͤfin D’ Aunoy Reiſe p. 506. allegiren wir noch, daß das Koͤnigliche Wapen allda in einen Donner-Keil ſoll gegraben ſeyn, den man aus Arabien gebracht, und ſoll die Arbeit 60000. Thlr. gekoſtet haben. (p) Berckenmeyer in Antiquario p. 31. und die Graͤfin D’ Aunoy p. 510. ſagen, daß man im Eſcurial 17. Creutz-Gaͤnge (erſter nennet es, vielleicht unrecht, Kloͤſter,) 22. Hoͤfe, 11000. Fenſter, uͤber 800. Seulen, und 14000. Thuͤren faͤnde, und ſollen die Schluͤſſel 7. Centner wiegen. Eiſenach. Davon habe ich im Anhange etwas beygefuͤgt. El- E 2

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/63>, abgerufen am 22.11.2024.