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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Von Museis I. Theil
Brüssel.

Ein Liebhaber der Gemählde admiriret den Vorrath, so er auf dasigem
Rathhause findet, unter welchen das Urtheil Salomons von Rubens treff-
lich gemahlet ist, dem von vielen der Vorzug gegeben wird. Ausser diesen
findet man noch andere künstliche Sachen daselbst; und unter andern besie-
het man in dieser Stadt auch die vortreffliche Bibliothec der Jesuiten, nebst
denen unterschiedlichen Pallästen, in denen hin und wieder viele Curiosa zu
finden. (g)

Blois.
(g) Die Jesuiter-Kirche ist reich an marmorsteinernen Bildern. Jn dem Gemählde-
Saal findet man eine grosse Menge rarer und seltener Schildereyen, unter andern
zwey, die unschätzbar seyn; die eine bildet ab die heidnische Götter über der Tafel
sitzend; die andre das Studier-Zimmer eines Sachwalters, nebst dem Herrn und
seinem Schreiber. Eine von den Gallerien im grossen Saal ist mit vortrefflichen
Gemählden der Kayser, ausländischer Könige und anderer Fürsten behänget: Die
andere Gallerie ist gleichwie eine Rüst-Kammer voll tausenderley Raritäten, kleiner
Schiffe, köstlicher Tafeln, Geschirre, Uhrwercke und güldener und silberner Kugeln.
Die meiste Augenweide geben die Grotten, worinnen z. E. der Orpheus spielet etc. eine
Himmels-Kugel vom Wasser getrieben, die ordentliche Bewegung macht etc. wovon
die Lustbarkeiten von Niederland (Delices de Pais bas) p. m. 395. mit mehrerem
nachzusehen. Auf der Bibliothec der Jesuiten ist der Sessel von vergoldetem Leder
zu sehen, worauf Kayser Carl der V. gesessen, als er die Regierung aufgegeben.
Misson p. 1083.
Birckenfeld.
Jn dieser Pfältzischen Stadt soll eine Kunst-Kammer befindlich seyn, aller un-
gemeinen Dinge voll, wie Paullini in philos. Lust-Stunden P. I. p. 422. vermeldet.
Braunschweig.
Der hieselbst lebende gelehrte Medicus Hr. D. F. E. Brückmann hat durch vie-
len Fleiß und Unkosten, besonders durch seine Reisen, ein feines Naturalien-Cabi-
net
zusammen gebracht, so er noch beständig durch auswärtige viele Correspon-
denz
zu vermehren keine Mühe sparet. Es bestehet aus etlichen 1000. Stücken, und
ist nach den 3. Reichen der Natur eingetheilet; wovon der Catalogus wol ein par
Bücher Papier ausmacht. Ein Zeugniß hiervon können seine bisher über verschiedene
Naturalien ausgefertigte kleine Piecen geben, wie noch letzthin die de lapide nummali
Transylvanioe
,
Wolffenbüt. 1727. 4. Hiernächst sind noch in Braunschweig zu se-
"hen: 1) Des Hrn. Hof-Raths Schmidt Müntz-Cabinet, darinnen über 1000.
"Sorten von nummis bracteatis, it. ein Zimmer voll allerhand Naturalien und
"Artefactis, nebst einer zahlreichen und schönen Bibliothec von historischen Bü-
"chern zu finden. 2) Des Hrn. Commissarii Ridders Müntz- und Schilderey-
"Cabinet, welcher auch einen schönen Apparatum von den kostbaresten und raresten
"histor. Büchern besitzt: 3) Herr Rauschenplatts, Kammerschreibers und Inge-
"nieurs
Naturalien-Cabinet, dai innen sonderlich viele Jndianische Fische, Krebse,
"Insecta &c. anzutreffen. Ex liter. Bruckmann. d. d. 2. Oct. 1726.
Von Muſeis I. Theil
Bruͤſſel.

Ein Liebhaber der Gemaͤhlde admiriret den Vorrath, ſo er auf daſigem
Rathhauſe findet, unter welchen das Urtheil Salomons von Rubens treff-
lich gemahlet iſt, dem von vielen der Vorzug gegeben wird. Auſſer dieſen
findet man noch andere kuͤnſtliche Sachen daſelbſt; und unter andern beſie-
het man in dieſer Stadt auch die vortreffliche Bibliothec der Jeſuiten, nebſt
denen unterſchiedlichen Pallaͤſten, in denen hin und wieder viele Curioſa zu
finden. (g)

Blois.
(g) Die Jeſuiter-Kirche iſt reich an marmorſteinernen Bildern. Jn dem Gemaͤhlde-
Saal findet man eine groſſe Menge rarer und ſeltener Schildereyen, unter andern
zwey, die unſchaͤtzbar ſeyn; die eine bildet ab die heidniſche Goͤtter uͤber der Tafel
ſitzend; die andre das Studier-Zimmer eines Sachwalters, nebſt dem Herrn und
ſeinem Schreiber. Eine von den Gallerien im groſſen Saal iſt mit vortrefflichen
Gemaͤhlden der Kayſer, auslaͤndiſcher Koͤnige und anderer Fuͤrſten behaͤnget: Die
andere Gallerie iſt gleichwie eine Ruͤſt-Kammer voll tauſenderley Raritaͤten, kleiner
Schiffe, koͤſtlicher Tafeln, Geſchirre, Uhrwercke und guͤldener und ſilberner Kugeln.
Die meiſte Augenweide geben die Grotten, worinnen z. E. der Orpheus ſpielet ꝛc. eine
Himmels-Kugel vom Waſſer getrieben, die ordentliche Bewegung macht ꝛc. wovon
die Luſtbarkeiten von Niederland (Delices de Pais bas) p. m. 395. mit mehrerem
nachzuſehen. Auf der Bibliothec der Jeſuiten iſt der Seſſel von vergoldetem Leder
zu ſehen, worauf Kayſer Carl der V. geſeſſen, als er die Regierung aufgegeben.
Miſſon p. 1083.
Birckenfeld.
Jn dieſer Pfaͤltziſchen Stadt ſoll eine Kunſt-Kammer befindlich ſeyn, aller un-
gemeinen Dinge voll, wie Paullini in philoſ. Luſt-Stunden P. I. p. 422. vermeldet.
Braunſchweig.
Der hieſelbſt lebende gelehrte Medicus Hr. D. F. E. Bruͤckmann hat durch vie-
len Fleiß und Unkoſten, beſonders durch ſeine Reiſen, ein feines Naturalien-Cabi-
net
zuſammen gebracht, ſo er noch beſtaͤndig durch auswaͤrtige viele Correſpon-
denz
zu vermehren keine Muͤhe ſparet. Es beſtehet aus etlichen 1000. Stuͤcken, und
iſt nach den 3. Reichen der Natur eingetheilet; wovon der Catalogus wol ein par
Buͤcher Papier ausmacht. Ein Zeugniß hiervon koͤñen ſeine bisher uͤber verſchiedene
Naturalien ausgefertigte kleine Piecen geben, wie noch letzthin die de lapide nummali
Tranſylvaniœ
,
Wolffenbuͤt. 1727. 4. Hiernaͤchſt ſind noch in Braunſchweig zu ſe-
„hen: 1) Des Hrn. Hof-Raths Schmidt Muͤntz-Cabinet, darinnen uͤber 1000.
„Sorten von nummis bracteatis, it. ein Zimmer voll allerhand Naturalien und
Artefactis, nebſt einer zahlreichen und ſchoͤnen Bibliothec von hiſtoriſchen Buͤ-
„chern zu finden. 2) Des Hrn. Commiſſarii Ridders Muͤntz- und Schilderey-
Cabinet, welcher auch einen ſchoͤnen Apparatum von den koſtbareſten und rareſten
„hiſtor. Buͤchern beſitzt: 3) Herr Rauſchenplatts, Kammerſchreibers und Inge-
„nieurs
Naturalien-Cabinet, dai innen ſonderlich viele Jndianiſche Fiſche, Krebſe,
Inſecta &c. anzutreffen. Ex liter. Bruckmann. d. d. 2. Oct. 1726.
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[30/0058] Von Muſeis I. Theil Bruͤſſel. Ein Liebhaber der Gemaͤhlde admiriret den Vorrath, ſo er auf daſigem Rathhauſe findet, unter welchen das Urtheil Salomons von Rubens treff- lich gemahlet iſt, dem von vielen der Vorzug gegeben wird. Auſſer dieſen findet man noch andere kuͤnſtliche Sachen daſelbſt; und unter andern beſie- het man in dieſer Stadt auch die vortreffliche Bibliothec der Jeſuiten, nebſt denen unterſchiedlichen Pallaͤſten, in denen hin und wieder viele Curioſa zu finden. (g) Blois. (g) Die Jeſuiter-Kirche iſt reich an marmorſteinernen Bildern. Jn dem Gemaͤhlde- Saal findet man eine groſſe Menge rarer und ſeltener Schildereyen, unter andern zwey, die unſchaͤtzbar ſeyn; die eine bildet ab die heidniſche Goͤtter uͤber der Tafel ſitzend; die andre das Studier-Zimmer eines Sachwalters, nebſt dem Herrn und ſeinem Schreiber. Eine von den Gallerien im groſſen Saal iſt mit vortrefflichen Gemaͤhlden der Kayſer, auslaͤndiſcher Koͤnige und anderer Fuͤrſten behaͤnget: Die andere Gallerie iſt gleichwie eine Ruͤſt-Kammer voll tauſenderley Raritaͤten, kleiner Schiffe, koͤſtlicher Tafeln, Geſchirre, Uhrwercke und guͤldener und ſilberner Kugeln. Die meiſte Augenweide geben die Grotten, worinnen z. E. der Orpheus ſpielet ꝛc. eine Himmels-Kugel vom Waſſer getrieben, die ordentliche Bewegung macht ꝛc. wovon die Luſtbarkeiten von Niederland (Delices de Pais bas) p. m. 395. mit mehrerem nachzuſehen. Auf der Bibliothec der Jeſuiten iſt der Seſſel von vergoldetem Leder zu ſehen, worauf Kayſer Carl der V. geſeſſen, als er die Regierung aufgegeben. Miſſon p. 1083. Birckenfeld. Jn dieſer Pfaͤltziſchen Stadt ſoll eine Kunſt-Kammer befindlich ſeyn, aller un- gemeinen Dinge voll, wie Paullini in philoſ. Luſt-Stunden P. I. p. 422. vermeldet. Braunſchweig. Der hieſelbſt lebende gelehrte Medicus Hr. D. F. E. Bruͤckmann hat durch vie- len Fleiß und Unkoſten, beſonders durch ſeine Reiſen, ein feines Naturalien-Cabi- net zuſammen gebracht, ſo er noch beſtaͤndig durch auswaͤrtige viele Correſpon- denz zu vermehren keine Muͤhe ſparet. Es beſtehet aus etlichen 1000. Stuͤcken, und iſt nach den 3. Reichen der Natur eingetheilet; wovon der Catalogus wol ein par Buͤcher Papier ausmacht. Ein Zeugniß hiervon koͤñen ſeine bisher uͤber verſchiedene Naturalien ausgefertigte kleine Piecen geben, wie noch letzthin die de lapide nummali Tranſylvaniœ, Wolffenbuͤt. 1727. 4. Hiernaͤchſt ſind noch in Braunſchweig zu ſe- „hen: 1) Des Hrn. Hof-Raths Schmidt Muͤntz-Cabinet, darinnen uͤber 1000. „Sorten von nummis bracteatis, it. ein Zimmer voll allerhand Naturalien und „Artefactis, nebſt einer zahlreichen und ſchoͤnen Bibliothec von hiſtoriſchen Buͤ- „chern zu finden. 2) Des Hrn. Commiſſarii Ridders Muͤntz- und Schilderey- „Cabinet, welcher auch einen ſchoͤnen Apparatum von den koſtbareſten und rareſten „hiſtor. Buͤchern beſitzt: 3) Herr Rauſchenplatts, Kammerſchreibers und Inge- „nieurs Naturalien-Cabinet, dai innen ſonderlich viele Jndianiſche Fiſche, Krebſe, „Inſecta &c. anzutreffen. Ex liter. Bruckmann. d. d. 2. Oct. 1726.

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/58>, abgerufen am 24.11.2024.