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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Von Museis I. Theil
Amiens.

Allhier besiehet man die herrliche Bibliothec bey denen Herren Jesui-
ten, worinnen viele rare Bücher und Schrifften vorhanden.

Amboise.

Allhier findet man in dem Königl. Schlosse unter andern Seltsamkei-
ten, so daselbst gezeiget werden, ein unglaublich grosses Hirsch-Geweihe,
welches 18. Fuß lang und 22. Enden hat, und bey 6. Centner wiegt. (c)

Amras

Lieget eine gute halbe Stunde von Jnspruck. Dieses ist ein Lust-
Haus der Ertz-Hertzoge von Oesterreich. Allhier findet man Gallerien vol-
ler schöner und rarer Sachen. Die, so solches besuchen, führet man in ei-
nen geraumen Saal, so ein Arsenal oder Zeughaus heissen kan: Die Waf-
fen und Rüstungen, so man daselbst siehet, sind mehr zur Curiosität als Nu-
tzen. Unter andern zeiget man allda die extraordinair-grosse und schwere
Lantze, deren sich der Ertz-Hertzog Ferdinand im Turniren bedienet. Jn ei-
ner andern Gallerie siehet man viele Fürsten und ihre Pferde mit ihren Rü-
stungen und allen Zierathen, so sie zum Turniren gebraucht. Auch bewah-
ret man hier eine Schlangen-Haut, 50. Fuß lang, die bey Ulm am Ufer der
Donau gefangen worden. Aus dieser Gallerie gehet man in eine andere
Kammer, die voll türckischer Waffen und Gewehre ist; ein Bassa und Janit-
scharen-Aga praesentiren sich auf ihren Pferden, in derfelben Kleidung, wie
sie gefangen worden, deren Habit und Sattelzeug insonderheit mit einer
Menge von Gold, Silber, Edelgesteinen und andern Arabischen Kostbar-
keiten reichlich besetzet ist. Von dieser gehet man noch in eine andere Galle-
rie,
in welcher eine doppelte Reihe Cabinetter und mit dem Rücken an ein-
ander stehen, und das mittelste Theil bis in die Höhe der Gallerie einneh-
men, also daß nicht mehr als ein mittelmäßiger Raum oder Gang überblei-
bet, den man von einem Orte zum andern begehen, und die Raritäten der an
beyden Seiten befindlichen Cabinetter besehen kan. Weil dieses eines von
denen vollständigsten Kunst- und Raritäten-Häusern in der Welt ist: Also
kan ich nicht umhin, selbiges in etwas genauer zu betrachten, und denen Lieb-
habern derselben Bericht davon zu ertheilen. Demnach will ich kürtzlich
zeigen, was in denen daselbst vorhandenen 20. Cabinettern befindlich sey:

Die
(c) Diese Rechnung ist zu groß: Es soll nur 40. Pfund schwer seyn, vid. Beschreib.
des Königr. Franckreichs
p. 779. (edit. Franckf. und Leipzig 1689. 12.)
Von Muſeis I. Theil
Amiens.

Allhier beſiehet man die herrliche Bibliothec bey denen Herren Jeſui-
ten, worinnen viele rare Buͤcher und Schrifften vorhanden.

Amboiſe.

Allhier findet man in dem Koͤnigl. Schloſſe unter andern Seltſamkei-
ten, ſo daſelbſt gezeiget werden, ein unglaublich groſſes Hirſch-Geweihe,
welches 18. Fuß lang und 22. Enden hat, und bey 6. Centner wiegt. (c)

Amras

Lieget eine gute halbe Stunde von Jnſpruck. Dieſes iſt ein Luſt-
Haus der Ertz-Hertzoge von Oeſterreich. Allhier findet man Gallerien vol-
ler ſchoͤner und rarer Sachen. Die, ſo ſolches beſuchen, fuͤhret man in ei-
nen geraumen Saal, ſo ein Arſenal oder Zeughaus heiſſen kan: Die Waf-
fen und Ruͤſtungen, ſo man daſelbſt ſiehet, ſind mehr zur Curioſität als Nu-
tzen. Unter andern zeiget man allda die extraordinair-groſſe und ſchwere
Lantze, deren ſich der Ertz-Hertzog Ferdinand im Turniren bedienet. Jn ei-
ner andern Gallerie ſiehet man viele Fuͤrſten und ihre Pferde mit ihren Ruͤ-
ſtungen und allen Zierathen, ſo ſie zum Turniren gebraucht. Auch bewah-
ret man hier eine Schlangen-Haut, 50. Fuß lang, die bey Ulm am Ufer der
Donau gefangen worden. Aus dieſer Gallerie gehet man in eine andere
Kammer, die voll tuͤrckiſcher Waffen und Gewehre iſt; ein Baſſa und Janit-
ſcharen-Aga præſentiren ſich auf ihren Pferden, in derfelben Kleidung, wie
ſie gefangen worden, deren Habit und Sattelzeug inſonderheit mit einer
Menge von Gold, Silber, Edelgeſteinen und andern Arabiſchen Koſtbar-
keiten reichlich beſetzet iſt. Von dieſer gehet man noch in eine andere Galle-
rie,
in welcher eine doppelte Reihe Cabinetter und mit dem Ruͤcken an ein-
ander ſtehen, und das mittelſte Theil bis in die Hoͤhe der Gallerie einneh-
men, alſo daß nicht mehr als ein mittelmaͤßiger Raum oder Gang uͤberblei-
bet, den man von einem Orte zum andern begehen, und die Raritaͤten der an
beyden Seiten befindlichen Cabinetter beſehen kan. Weil dieſes eines von
denen vollſtaͤndigſten Kunſt- und Raritaͤten-Haͤuſern in der Welt iſt: Alſo
kan ich nicht umhin, ſelbiges in etwas genauer zu betrachten, und denen Lieb-
habern derſelben Bericht davon zu ertheilen. Demnach will ich kuͤrtzlich
zeigen, was in denen daſelbſt vorhandenen 20. Cabinettern befindlich ſey:

Die
(c) Dieſe Rechnung iſt zu groß: Es ſoll nur 40. Pfund ſchwer ſeyn, vid. Beſchreib.
des Koͤnigr. Franckreichs
p. 779. (edit. Franckf. und Leipzig 1689. 12.)
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[20/0048] Von Muſeis I. Theil Amiens. Allhier beſiehet man die herrliche Bibliothec bey denen Herren Jeſui- ten, worinnen viele rare Buͤcher und Schrifften vorhanden. Amboiſe. Allhier findet man in dem Koͤnigl. Schloſſe unter andern Seltſamkei- ten, ſo daſelbſt gezeiget werden, ein unglaublich groſſes Hirſch-Geweihe, welches 18. Fuß lang und 22. Enden hat, und bey 6. Centner wiegt. (c) Amras Lieget eine gute halbe Stunde von Jnſpruck. Dieſes iſt ein Luſt- Haus der Ertz-Hertzoge von Oeſterreich. Allhier findet man Gallerien vol- ler ſchoͤner und rarer Sachen. Die, ſo ſolches beſuchen, fuͤhret man in ei- nen geraumen Saal, ſo ein Arſenal oder Zeughaus heiſſen kan: Die Waf- fen und Ruͤſtungen, ſo man daſelbſt ſiehet, ſind mehr zur Curioſität als Nu- tzen. Unter andern zeiget man allda die extraordinair-groſſe und ſchwere Lantze, deren ſich der Ertz-Hertzog Ferdinand im Turniren bedienet. Jn ei- ner andern Gallerie ſiehet man viele Fuͤrſten und ihre Pferde mit ihren Ruͤ- ſtungen und allen Zierathen, ſo ſie zum Turniren gebraucht. Auch bewah- ret man hier eine Schlangen-Haut, 50. Fuß lang, die bey Ulm am Ufer der Donau gefangen worden. Aus dieſer Gallerie gehet man in eine andere Kammer, die voll tuͤrckiſcher Waffen und Gewehre iſt; ein Baſſa und Janit- ſcharen-Aga præſentiren ſich auf ihren Pferden, in derfelben Kleidung, wie ſie gefangen worden, deren Habit und Sattelzeug inſonderheit mit einer Menge von Gold, Silber, Edelgeſteinen und andern Arabiſchen Koſtbar- keiten reichlich beſetzet iſt. Von dieſer gehet man noch in eine andere Galle- rie, in welcher eine doppelte Reihe Cabinetter und mit dem Ruͤcken an ein- ander ſtehen, und das mittelſte Theil bis in die Hoͤhe der Gallerie einneh- men, alſo daß nicht mehr als ein mittelmaͤßiger Raum oder Gang uͤberblei- bet, den man von einem Orte zum andern begehen, und die Raritaͤten der an beyden Seiten befindlichen Cabinetter beſehen kan. Weil dieſes eines von denen vollſtaͤndigſten Kunſt- und Raritaͤten-Haͤuſern in der Welt iſt: Alſo kan ich nicht umhin, ſelbiges in etwas genauer zu betrachten, und denen Lieb- habern derſelben Bericht davon zu ertheilen. Demnach will ich kuͤrtzlich zeigen, was in denen daſelbſt vorhandenen 20. Cabinettern befindlich ſey: Die (c) Dieſe Rechnung iſt zu groß: Es ſoll nur 40. Pfund ſchwer ſeyn, vid. Beſchreib. des Koͤnigr. Franckreichs p. 779. (edit. Franckf. und Leipzig 1689. 12.)

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/48>, abgerufen am 24.11.2024.