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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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IV. Theil Anmerckungen
mögen seyn edle oder unedle, Gelehrte oder Kaufleute, Geistliche oder Welt-
liche, Mann oder Weib, alle diejenige, welche darzu einen Trieb und inner-
liche Lust, ingleichen die darzu erforderliche Erkänntniß und Wissenschafft
haben. Solchen ist es eine Zierde, und gereichet ihnen bey Verständigen
zur Ehr und Ruhm, wann sie solche Dinge vorstellen können, daran GOt-
tes weise Ordnung und allmächtige Krafft kan beobachtet werden. Hiervon
wollen wir nachmals mit mehrern reden, wann wir uns zu dem Haupt-Zweck
dieses letztern und IV. Theils wenden, und nach denen abgefertigten fünff
vorläuffigen und hierzu nicht undienlich gewesenen Fragen, nunmehro zur
Erwägung vornehmen

VI. Den Nutzen der Raritäten-Kammern oder
(insgemein)
Museorum.

Unter den so vielen Wunder-Geschöpffen des grossen Schöpffers
Himmels und der Erden wird auch in dem weiten Raum des grossen Welt-
Meers ein sonderlicher Fisch gefunden, der nach dem Griechischen Ura-
noscopus,
zu teutsch aber Himmel-Schauer genannt wird: Diesem Fi-
sche hat der allweise Schöpffer die sonderbare Eigenschafft mitgetheilet, daß
er zu aller Zeit mit unverwandten Augen Himmel-an schauet. Galenus will
zwar hierdurch Gelegenheit nehmen, diejenige auszulachen, welche behaupten
wollen, daß der Mensch deßwegen von GOtt aufrecht stehend erschaffen,
damit er den Himmel vor allen andern Thieren beschauen könne: Allein laß
Galenum den klugen Ciceronem, Ovidium, Claudianum, Silium, Boetium und
Manlium, die das Gegentheil seiner Meynung behaupten, immerhin ausla-
chen; so halten wir es doch mit denen letzteren, und glauben ohne seine Wi-
derrede vielmehr die Worte, welche ein anderer weiser Heide Plato von den
Menschen sagt:

Quod debeat erectos ad sidera tollere vultus.
Daß er soll zu ieder Zeit, und in seinem gantzen Leben,
Ja bey allem seinen Thun, sein Gesicht zum Himmel heben.

Was hier nun ein Heide geredet, das wird von den heiligen Vätern
Augustino, Ambrosio, Lactantio und anderen bekräfftiget. Derohalben uns
dieses um desto sicherer zu unserm gegenwärtigen Vorhaben dienen kan, und
uns dieses Vorbild in so weit zu Nutze machen, daß wir auch bey allem un-
sern Thun und Verrichtungen auf GOtt sehen, und die Beförderung seiner
Ehre zum Ziel setzen sollen. Wenn nun unsere itzige Verrichtung bisher ge-
wesen, allen edlen und curiösen Gemüthern einen Unterricht und Vorstellung
von solchen Behältnissen zu geben, worinnen allerley Raritäten und

Wun-

IV. Theil Anmerckungen
moͤgen ſeyn edle oder unedle, Gelehrte oder Kaufleute, Geiſtliche oder Welt-
liche, Mann oder Weib, alle diejenige, welche darzu einen Trieb und inner-
liche Luſt, ingleichen die darzu erforderliche Erkaͤnntniß und Wiſſenſchafft
haben. Solchen iſt es eine Zierde, und gereichet ihnen bey Verſtaͤndigen
zur Ehr und Ruhm, wann ſie ſolche Dinge vorſtellen koͤnnen, daran GOt-
tes weiſe Ordnung und allmaͤchtige Krafft kan beobachtet werden. Hiervon
wollen wir nachmals mit mehrern reden, wann wir uns zu dem Haupt-Zweck
dieſes letztern und IV. Theils wenden, und nach denen abgefertigten fuͤnff
vorlaͤuffigen und hierzu nicht undienlich geweſenen Fragen, nunmehro zur
Erwaͤgung vornehmen

VI. Den Nutzen der Raritaͤten-Kammern oder
(insgemein)
Muſeorum.

Unter den ſo vielen Wunder-Geſchoͤpffen des groſſen Schoͤpffers
Himmels und der Erden wird auch in dem weiten Raum des groſſen Welt-
Meers ein ſonderlicher Fiſch gefunden, der nach dem Griechiſchen Ura-
noſcopus,
zu teutſch aber Himmel-Schauer genannt wird: Dieſem Fi-
ſche hat der allweiſe Schoͤpffer die ſonderbare Eigenſchafft mitgetheilet, daß
er zu aller Zeit mit unverwandten Augen Himmel-an ſchauet. Galenus will
zwar hierdurch Gelegenheit nehmen, diejenige auszulachen, welche behaupten
wollen, daß der Menſch deßwegen von GOtt aufrecht ſtehend erſchaffen,
damit er den Himmel vor allen andern Thieren beſchauen koͤnne: Allein laß
Galenum den klugen Ciceronem, Ovidium, Claudianum, Silium, Boëtium und
Manlium, die das Gegentheil ſeiner Meynung behaupten, immerhin ausla-
chen; ſo halten wir es doch mit denen letzteren, und glauben ohne ſeine Wi-
derrede vielmehr die Worte, welche ein anderer weiſer Heide Plato von den
Menſchen ſagt:

Quod debeat erectos ad ſidera tollere vultus.
Daß er ſoll zu ieder Zeit, und in ſeinem gantzen Leben,
Ja bey allem ſeinen Thun, ſein Geſicht zum Himmel heben.

Was hier nun ein Heide geredet, das wird von den heiligen Vaͤtern
Auguſtino, Ambroſio, Lactantio und anderen bekraͤfftiget. Derohalben uns
dieſes um deſto ſicherer zu unſerm gegenwaͤrtigen Vorhaben dienen kan, und
uns dieſes Vorbild in ſo weit zu Nutze machen, daß wir auch bey allem un-
ſern Thun und Verrichtungen auf GOtt ſehen, und die Befoͤrderung ſeiner
Ehre zum Ziel ſetzen ſollen. Wenn nun unſere itzige Verrichtung bisher ge-
weſen, allen edlen und curiöſen Gemuͤthern einen Unterricht und Vorſtellung
von ſolchen Behaͤltniſſen zu geben, worinnen allerley Raritaͤten und

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[428/0456] IV. Theil Anmerckungen moͤgen ſeyn edle oder unedle, Gelehrte oder Kaufleute, Geiſtliche oder Welt- liche, Mann oder Weib, alle diejenige, welche darzu einen Trieb und inner- liche Luſt, ingleichen die darzu erforderliche Erkaͤnntniß und Wiſſenſchafft haben. Solchen iſt es eine Zierde, und gereichet ihnen bey Verſtaͤndigen zur Ehr und Ruhm, wann ſie ſolche Dinge vorſtellen koͤnnen, daran GOt- tes weiſe Ordnung und allmaͤchtige Krafft kan beobachtet werden. Hiervon wollen wir nachmals mit mehrern reden, wann wir uns zu dem Haupt-Zweck dieſes letztern und IV. Theils wenden, und nach denen abgefertigten fuͤnff vorlaͤuffigen und hierzu nicht undienlich geweſenen Fragen, nunmehro zur Erwaͤgung vornehmen VI. Den Nutzen der Raritaͤten-Kammern oder (insgemein) Muſeorum. Unter den ſo vielen Wunder-Geſchoͤpffen des groſſen Schoͤpffers Himmels und der Erden wird auch in dem weiten Raum des groſſen Welt- Meers ein ſonderlicher Fiſch gefunden, der nach dem Griechiſchen Ura- noſcopus, zu teutſch aber Himmel-Schauer genannt wird: Dieſem Fi- ſche hat der allweiſe Schoͤpffer die ſonderbare Eigenſchafft mitgetheilet, daß er zu aller Zeit mit unverwandten Augen Himmel-an ſchauet. Galenus will zwar hierdurch Gelegenheit nehmen, diejenige auszulachen, welche behaupten wollen, daß der Menſch deßwegen von GOtt aufrecht ſtehend erſchaffen, damit er den Himmel vor allen andern Thieren beſchauen koͤnne: Allein laß Galenum den klugen Ciceronem, Ovidium, Claudianum, Silium, Boëtium und Manlium, die das Gegentheil ſeiner Meynung behaupten, immerhin ausla- chen; ſo halten wir es doch mit denen letzteren, und glauben ohne ſeine Wi- derrede vielmehr die Worte, welche ein anderer weiſer Heide Plato von den Menſchen ſagt: Quod debeat erectos ad ſidera tollere vultus. Daß er ſoll zu ieder Zeit, und in ſeinem gantzen Leben, Ja bey allem ſeinen Thun, ſein Geſicht zum Himmel heben. Was hier nun ein Heide geredet, das wird von den heiligen Vaͤtern Auguſtino, Ambroſio, Lactantio und anderen bekraͤfftiget. Derohalben uns dieſes um deſto ſicherer zu unſerm gegenwaͤrtigen Vorhaben dienen kan, und uns dieſes Vorbild in ſo weit zu Nutze machen, daß wir auch bey allem un- ſern Thun und Verrichtungen auf GOtt ſehen, und die Befoͤrderung ſeiner Ehre zum Ziel ſetzen ſollen. Wenn nun unſere itzige Verrichtung bisher ge- weſen, allen edlen und curiöſen Gemuͤthern einen Unterricht und Vorſtellung von ſolchen Behaͤltniſſen zu geben, worinnen allerley Raritaͤten und Wun-

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/456>, abgerufen am 22.11.2024.