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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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IV. Theil.
Anmerckungen

Oder
Unvorgreiffliches Bedencken
Von Raritäten-Kammern

Oder
MUSEIS
insgemein.

WJr haben in diesem IV. und letzten Theil noch eine Haupt-Sa-
che vor uns, nemlich von dem Nutzen derer Museorum, oder
der Behältnisse allerley natürlichen und künstlichen Ra-
ritäten
zu handeln. Die allererste Frage nun, so sich hierbey
von selbsten hervor thut, ist:

I. Was eigentlich durch das Wort Rarität verstanden, oder
welche Sachen mit diesem Worte benennet werden?

Rarität, hat seinen Ursprung aus dem lateinischen Worte Raritas,
dieses aber von dem Adv. Rare, zu teutsch selten oder dünne. Aus diesem
lieget nun deutlich dar, und darf nicht erst weitläufftig hergeführet werden,
warum oder weswegen Dinge, die nicht so allgemein und im Uberfluß, als
z. E. Steine auf der Gassen, sondern die nur gar selten, sparsam, ungewöhn-
lich, wenig oder dünne etc. hie und da gefunden werden, eine Rarität oder
Seltsamkeit genannt werden. Doch hat die Rarität auch ihre Gradus;
denn ein Ding ist von keiner sonderlichen Rarität ein anders ist von ziem-
licher,
und wieder andere von grosser Rarität. Was für Sachen aber

eine


IV. Theil.
Anmerckungen

Oder
Unvorgreiffliches Bedencken
Von Raritaͤten-Kammern

Oder
MUSEIS
insgemein.

WJr haben in dieſem IV. und letzten Theil noch eine Haupt-Sa-
che vor uns, nemlich von dem Nutzen derer Muſeorum, oder
der Behaͤltniſſe allerley natuͤrlichen und kuͤnſtlichen Ra-
ritaͤten
zu handeln. Die allererſte Frage nun, ſo ſich hierbey
von ſelbſten hervor thut, iſt:

I. Was eigentlich durch das Wort Raritaͤt verſtanden, oder
welche Sachen mit dieſem Worte benennet werden?

Raritaͤt, hat ſeinen Urſprung aus dem lateiniſchen Worte Raritas,
dieſes aber von dem Adv. Rarè, zu teutſch ſelten oder duͤnne. Aus dieſem
lieget nun deutlich dar, und darf nicht erſt weitlaͤufftig hergefuͤhret werden,
warum oder weswegen Dinge, die nicht ſo allgemein und im Uberfluß, als
z. E. Steine auf der Gaſſen, ſondern die nur gar ſelten, ſparſam, ungewoͤhn-
lich, wenig oder duͤnne ꝛc. hie und da gefunden werden, eine Raritaͤt oder
Seltſamkeit genannt werden. Doch hat die Raritaͤt auch ihre Gradus;
denn ein Ding iſt von keiner ſonderlichen Raritaͤt ein anders iſt von ziem-
licher,
und wieder andere von groſſer Raritaͤt. Was fuͤr Sachen aber

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[406/0434] IV. Theil. Anmerckungen Oder Unvorgreiffliches Bedencken Von Raritaͤten-Kammern Oder MUSEIS insgemein. WJr haben in dieſem IV. und letzten Theil noch eine Haupt-Sa- che vor uns, nemlich von dem Nutzen derer Muſeorum, oder der Behaͤltniſſe allerley natuͤrlichen und kuͤnſtlichen Ra- ritaͤten zu handeln. Die allererſte Frage nun, ſo ſich hierbey von ſelbſten hervor thut, iſt: I. Was eigentlich durch das Wort Raritaͤt verſtanden, oder welche Sachen mit dieſem Worte benennet werden? Raritaͤt, hat ſeinen Urſprung aus dem lateiniſchen Worte Raritas, dieſes aber von dem Adv. Rarè, zu teutſch ſelten oder duͤnne. Aus dieſem lieget nun deutlich dar, und darf nicht erſt weitlaͤufftig hergefuͤhret werden, warum oder weswegen Dinge, die nicht ſo allgemein und im Uberfluß, als z. E. Steine auf der Gaſſen, ſondern die nur gar ſelten, ſparſam, ungewoͤhn- lich, wenig oder duͤnne ꝛc. hie und da gefunden werden, eine Raritaͤt oder Seltſamkeit genannt werden. Doch hat die Raritaͤt auch ihre Gradus; denn ein Ding iſt von keiner ſonderlichen Raritaͤt ein anders iſt von ziem- licher, und wieder andere von groſſer Raritaͤt. Was fuͤr Sachen aber eine

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/434>, abgerufen am 22.11.2024.