allein gestehen müssen; sondern ihr auch ohne Mißgunst dafür den Ruhm gön- nen. Philippus Beroaldus, ein Jtaliener, schreibet:
O Germania, muneris repertrix, Quo nil utilius dedit vetustas, Libros scribere quae doces premendo.
Diese edle Kunst hat am allermeisten der Gelehrsamkeit empor geholffen, indem dieser Brunn durch sie einen weit stärckeren Zufluß genommen, und die vorige theure Zeit der Bücher, (von welcher Scaliger zu sagen weiß,) zum Nutzen der gantzen Welt, um ein grosses erleichtert; daß daher ein gewisser Gelehrter mit Recht sagen mögen:
Et qui e divitibus vix Regi obvenerat olim, Nunc liber in tenui cernitur esse casu. Ein Buch, so ehmals kaum in Fürsten-Hand gerieth, Das ist es, so man itzt in schlechten Händen sieht.
Wenn anders nichts wäre, welches die edle Teutsche Nation durch die gantze Welt berühmt machen könte, so wäre diese Erfindung allein dazu genug ver- mögend. Allein sie lassen es nicht nur an der blossen Erfindung bewenden, sondern gebrauchen solche so fleißig, daß ich daher zum Beschluß, zur folgen- den Frage Anlaß nehme: Ob die Teutsche oder sonst eine unter andern Natio- nen das meiste zu der itzigen Erudition beygetragen? Wir gehen hiermit aus Teutschland nach
Thorn,
Jn welcher Stadt die Lutheraner, Catholiquen und Reformirte gute Bibliothequen haben, von welchen bereits im vorhergehenden Theil geredet worden. Bey itzigem Zustand aber ist die schöne Bibliothec der Lutheraner, deren Cellarius in Descript. Polon. und Simon Staravolski in Descript. Boruss. ge- dencket, in der Papisten Händen.
Tirnau.
Zu Tirnau in Ungarn ist nicht allein eine feine Universität, sondern bey denen Hrn. Professoribus daselbst findet man einen schönen Bücher- Apparat. Wir haben noch kürtzlich eine nützliche Frucht von dieser Univer- sität genossen, an der Geographia Nova Veterum, Locorum Regnorumque No- minibus & Histor. Synopsi aucta. Opusculum I. in quo Liber primus Isagogicus, Liber secundus Europa, Liber tertius Lusitania & Hispania. Diß ist der erste Tomus, welchen die Hrn. Professores dasiger Universität gemeinschafftlich herausgegeben, wiewol der Hr. Professor Tosch das meiste davon verfertiget
zu
III. Theil vonBibliothequen.
allein geſtehen muͤſſen; ſondern ihr auch ohne Mißgunſt dafuͤr den Ruhm goͤn- nen. Philippus Beroaldus, ein Jtaliener, ſchreibet:
O Germania, muneris repertrix, Quo nil utilius dedit vetuſtas, Libros ſcribere quæ doces premendo.
Dieſe edle Kunſt hat am allermeiſten der Gelehrſamkeit empor geholffen, indem dieſer Brunn durch ſie einen weit ſtaͤrckeren Zufluß genommen, und die vorige theure Zeit der Buͤcher, (von welcher Scaliger zu ſagen weiß,) zum Nutzen der gantzen Welt, um ein groſſes erleichtert; daß daher ein gewiſſer Gelehrter mit Recht ſagen moͤgen:
Et qui e divitibus vix Regi obvenerat olim, Nunc liber in tenui cernitur eſſe caſu. Ein Buch, ſo ehmals kaum in Fuͤrſten-Hand gerieth, Das iſt es, ſo man itzt in ſchlechten Haͤnden ſieht.
Wenn anders nichts waͤre, welches die edle Teutſche Nation durch die gantze Welt beruͤhmt machen koͤnte, ſo waͤre dieſe Erfindung allein dazu genug ver- moͤgend. Allein ſie laſſen es nicht nur an der bloſſen Erfindung bewenden, ſondern gebrauchen ſolche ſo fleißig, daß ich daher zum Beſchluß, zur folgen- den Frage Anlaß nehme: Ob die Teutſche oder ſonſt eine unter andern Natio- nen das meiſte zu der itzigen Erudition beygetragen? Wir gehen hiermit aus Teutſchland nach
Thorn,
Jn welcher Stadt die Lutheraner, Catholiquen und Reformirte gute Bibliothequen haben, von welchen bereits im vorhergehenden Theil geredet worden. Bey itzigem Zuſtand aber iſt die ſchoͤne Bibliothec der Lutheraner, deren Cellarius in Deſcript. Polon. und Simon Staravolſki in Deſcript. Boruſſ. ge- dencket, in der Papiſten Haͤnden.
Tirnau.
Zu Tirnau in Ungarn iſt nicht allein eine feine Univerſität, ſondern bey denen Hrn. Profeſſoribus daſelbſt findet man einen ſchoͤnen Buͤcher- Apparat. Wir haben noch kuͤrtzlich eine nuͤtzliche Frucht von dieſer Univer- ſität genoſſen, an der Geographia Nova Veterum, Locorum Regnorumque No- minibus & Hiſtor. Synopſi aucta. Opuſculum I. in quo Liber primus Iſagogicus, Liber ſecundus Europa, Liber tertius Luſitania & Hiſpania. Diß iſt der erſte Tomus, welchen die Hrn. Profeſſores daſiger Univerſität gemeinſchafftlich herausgegeben, wiewol der Hr. Profeſſor Toſch das meiſte davon verfertiget
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O Germania, muneris repertrix,
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indem dieſer Brunn durch ſie einen weit ſtaͤrckeren Zufluß genommen, und
die vorige theure Zeit der Buͤcher, (von welcher Scaliger zu ſagen weiß,) zum
Nutzen der gantzen Welt, um ein groſſes erleichtert; daß daher ein gewiſſer
Gelehrter mit Recht ſagen moͤgen:
Et qui e divitibus vix Regi obvenerat olim,
Nunc liber in tenui cernitur eſſe caſu.
Ein Buch, ſo ehmals kaum in Fuͤrſten-Hand gerieth,
Das iſt es, ſo man itzt in ſchlechten Haͤnden ſieht.
Wenn anders nichts waͤre, welches die edle Teutſche Nation durch die gantze
Welt beruͤhmt machen koͤnte, ſo waͤre dieſe Erfindung allein dazu genug ver-
moͤgend. Allein ſie laſſen es nicht nur an der bloſſen Erfindung bewenden,
ſondern gebrauchen ſolche ſo fleißig, daß ich daher zum Beſchluß, zur folgen-
den Frage Anlaß nehme: Ob die Teutſche oder ſonſt eine unter andern Natio-
nen das meiſte zu der itzigen Erudition beygetragen? Wir gehen hiermit
aus Teutſchland nach
Thorn,
Jn welcher Stadt die Lutheraner, Catholiquen und Reformirte gute
Bibliothequen haben, von welchen bereits im vorhergehenden Theil geredet
worden. Bey itzigem Zuſtand aber iſt die ſchoͤne Bibliothec der Lutheraner,
deren Cellarius in Deſcript. Polon. und Simon Staravolſki in Deſcript. Boruſſ. ge-
dencket, in der Papiſten Haͤnden.
Tirnau.
Zu Tirnau in Ungarn iſt nicht allein eine feine Univerſität, ſondern
bey denen Hrn. Profeſſoribus daſelbſt findet man einen ſchoͤnen Buͤcher-
Apparat. Wir haben noch kuͤrtzlich eine nuͤtzliche Frucht von dieſer Univer-
ſität genoſſen, an der Geographia Nova Veterum, Locorum Regnorumque No-
minibus & Hiſtor. Synopſi aucta. Opuſculum I. in quo Liber primus Iſagogicus,
Liber ſecundus Europa, Liber tertius Luſitania & Hiſpania. Diß iſt der erſte
Tomus, welchen die Hrn. Profeſſores daſiger Univerſität gemeinſchafftlich
herausgegeben, wiewol der Hr. Profeſſor Toſch das meiſte davon verfertiget
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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/376>, abgerufen am 16.02.2025.
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