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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Von Museis I. Theil
seinem Cabinet dieses oder jenes Bild, so er nicht kennet, so findet er in de-
nen Büchern die Uberschrifft, oder deutlicher zu sagen, er wird aus den Bü-
chern sodann die Beschreibung desselben ersehen. Und auf solche Art empfin-
det ein ieglicher, dem die vorkommende Sachen unbekandt sind, tausendmal
mehr Vergnügen in dem Anschauen Göttlicher Wunderwercke, als der, dem
es unbekandt und unwissend ist. Die Herren Apotheker, Materialisten, Dro-
gui
sten, und die sich sonst mit solchen Raritäten abgeben, würden sehr klug und
weislich handeln, wenn sie diejenigen Autores fleißig durchblätterten, welche
von solchen Sachen häuffig geschrieben sind. Es würde ihnen nicht allein
mehr Geld in den Beutel bringen, weil sie sodann von der Kostbarkeit dieses
oder jenes Dinges besser zu urtheilen wüsten; sondern sie würden auch besser
bey Besichtigung ihrer Curiositäten Rede und Antwort, oder gründliche Nach-
richt davon geben können. Jch selber habe es erfahren, daß, da ich bey diesem
oder jenem seine Curiositäten besehen, und gefraget, was doch solches sey?
manchmal eine Ost-Jndische Maus für einen jungen Bären; it. ein sonst
wohl bekandter See-Apffel für ein Schildkröten-Ey passiren müssen: Ja
mit meinen Augen habe ich gesehen, wie einsmals eine veritable Schlangen-
Crone, daran noch das Häutgen, womit sie am Kopffe feste gesessen, für eine
Schnecke für 20. Schilling verkaufft worden; da doch sonst ihr Werth über
50. Rthlr. zu schätzen war; zumaln da sie nachgehends von vielen Gelehrten
für aufrichtig erkannt worden ist. Solchen herrlichen Nutzen, oder daß ich
recht sage Schaden, mögen die guten Herren ihrer Unwissenheit dancken. Wer
derohalben mit rechtem Nutzen so ein Raritäten-Cabinet haben will, der lasse
sich auch das recommandiret seyn, daß er die Autores, derer etliche hiernächst
sollen genennet werden, fleißig durchlese, auf daß er daraus sich allerley curiöse
Sachen bekandt mache; weil dieses ohne dem ein lustiges Studium ist, so wird
er finden, daß er alsdenn mit Fundament und Gewißheit von solchen Sachen
raisonniren und reden könne. Und hiermit lasse ich es bey diesem Capitel be-
wenden; in dem letzten Theile aber besiehe von deren mancherley Namen ein
mehrers.

Das III. Capitel.
Von dem Ursprung der Kunst- und
Naturalien-Kammern.

WJr schreiten nun zu einer andern Frage, die uns vorleget den Ursprung
der Kunst- und Naturalien-Kammern. Diese Frage aber verspreche
ich nicht fundamentaliter und auf das genaueste auszuführen, unter-

dessen

Von Muſeis I. Theil
ſeinem Cabinet dieſes oder jenes Bild, ſo er nicht kennet, ſo findet er in de-
nen Buͤchern die Uberſchrifft, oder deutlicher zu ſagen, er wird aus den Buͤ-
chern ſodann die Beſchreibung deſſelben erſehen. Und auf ſolche Art empfin-
det ein ieglicher, dem die vorkommende Sachen unbekandt ſind, tauſendmal
mehr Vergnuͤgen in dem Anſchauen Goͤttlicher Wunderwercke, als der, dem
es unbekandt und unwiſſend iſt. Die Herren Apotheker, Materialiſten, Dro-
gui
ſten, und die ſich ſonſt mit ſolchen Raritaͤten abgeben, wuͤrden ſehr klug und
weislich handeln, wenn ſie diejenigen Autores fleißig durchblaͤtterten, welche
von ſolchen Sachen haͤuffig geſchrieben ſind. Es wuͤrde ihnen nicht allein
mehr Geld in den Beutel bringen, weil ſie ſodann von der Koſtbarkeit dieſes
oder jenes Dinges beſſer zu urtheilen wuͤſten; ſondern ſie wuͤrden auch beſſer
bey Beſichtigung ihrer Curioſitäten Rede und Antwort, oder gruͤndliche Nach-
richt davon geben koͤnnen. Jch ſelber habe es erfahren, daß, da ich bey dieſem
oder jenem ſeine Curioſitäten beſehen, und gefraget, was doch ſolches ſey?
manchmal eine Oſt-Jndiſche Maus fuͤr einen jungen Baͤren; it. ein ſonſt
wohl bekandter See-Apffel fuͤr ein Schildkroͤten-Ey paſſiren muͤſſen: Ja
mit meinen Augen habe ich geſehen, wie einsmals eine veritable Schlangen-
Crone, daran noch das Haͤutgen, womit ſie am Kopffe feſte geſeſſen, fuͤr eine
Schnecke fuͤr 20. Schilling verkaufft worden; da doch ſonſt ihr Werth uͤber
50. Rthlr. zu ſchaͤtzen war; zumaln da ſie nachgehends von vielen Gelehrten
fuͤr aufrichtig erkannt worden iſt. Solchen herrlichen Nutzen, oder daß ich
recht ſage Schaden, moͤgen die guten Herren ihrer Unwiſſenheit dancken. Wer
derohalben mit rechtem Nutzen ſo ein Raritaͤten-Cabinet haben will, der laſſe
ſich auch das recommandiret ſeyn, daß er die Autores, derer etliche hiernaͤchſt
ſollen genennet werden, fleißig durchleſe, auf daß er daraus ſich allerley curiöſe
Sachen bekandt mache; weil dieſes ohne dem ein luſtiges Studium iſt, ſo wird
er finden, daß er alsdenn mit Fundament und Gewißheit von ſolchen Sachen
raiſonniren und reden koͤnne. Und hiermit laſſe ich es bey dieſem Capitel be-
wenden; in dem letzten Theile aber beſiehe von deren mancherley Namen ein
mehrers.

Das III. Capitel.
Von dem Urſprung der Kunſt- und
Naturalien-Kammern.

WJr ſchreiten nun zu einer andern Frage, die uns vorleget den Urſprung
der Kunſt- und Naturalien-Kammern. Dieſe Frage aber verſpreche
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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/36>, abgerufen am 25.11.2024.