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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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III. Theil von Bibliothequen.
gehet doch der meisten Beypflichtung dahin, daß diese Nation am allerersten
die Buchdrucker-Kunst lange vor den Europäern erfunden. Jhre
Schreib-Art und Sprache anlangend, ist solche wol eine der schwersten
mit in der Welt, zumaln dieselbe in lauter Characteren bestehet, und derje-
nige, der diese Schreib-Art verstehet, wird für gelehrt geachtet; ihre Sprache
gleichet einiger Massen in Geheimniß-voller Bedeutung der Hebräischen, zu
welchem Ende die Namen ihrer Kayser allezeit was sonderliches anzudeuten
pflegen. Z. E. Thiencii i. e. einen Sohn des Himmels und Herrn der Welt,
Cham-Hy, beständigen Fried und Stillstand, Xun Cby, glücklich Regiment,
Tai Cin grosse Reinigkeit etc. Jch habe kürtzlich der Gymnasior. Confucia-
norum
bey ihnen erwähnet: Man muß aber wissen daß unter ihnen 3. Se-
ct
en sonderlich merckwürdig sind, und durch das gantze Chinesische Reich ih-
re Anhänger haben. Deren die erste der Gelehrten ist, welche dem Confucio,
einem unter ihnen berühmten Philosopho, anhänget. Die zweyte heist
Sciequa oder Omtose, bey denen Japanern Sciacca und Amidaba genannt. Die
dritte Lauzu, von einem Philosopho dieses Namens, der gleichsals zu des
Consucii Zeiten gelebet. Diese sind die 3. Haupt-Secten, aus welchen aber
mit der Zeit so viele andre entsprossen, daß man deren schon bey die 300. zäh-
len kan. Unter allen aber hat das Collegium Consucii den Vorzug, ange-
merckt fast in allen Städten gewisse Capellen als Collegia oder Lehr-Schu-
len, gedachtem Consucio, als ihrem berühmten Philosopho, zu Ehren erbauet
und aufgerichtet sind, worinnen zur Zeit des neuen und vollen Monds alle
obrigkeitliche Personen zusammen kommen, um ihm als ihrem Lehr-Meister
Reverenz zu erweisen: Die Chinesischen Studiosi aber finden sich öffters
in diese Collegia ein, weil zu gewissen Zeiten über die Bücher des gedachten
Philosophi öffentlich gelesen wird. Ausser diesen dreyen grossen Philoso-
phis,
welche anderswo Consucius, Xequia und Tanzu genennet werden, ha-
ben die Chineser noch viele andre berühmte und in allen freyen Künsten wohl-
exercirte Männer gehabt: Wie mit mehrern aus des Missionarii Trigaut.
Expedit. Sin.
zu sehen, als des andern, welcher nach dem ersten Christlichen
Missionario Pater Riccio S. J. der An. 1582. von dem Päbstlichen Stul nach
China gesandt worden, sonderlich aber hat der Jesuit le Comte, item Kircherus
in seinem China illustrata, Erasmus Francisci in seinem Sitten-Spiegel etc.
weitläufftig von dem Chinesischen Statu geschrieben. Gleichwie aber die
Chineser grosse Liebhaber der Studien und freyen Künste sind, also mangelts
ihnen auch nicht an guter Bücher Sammlung; vielmehr haben sie von
langen Jahren her viel darauf gehalten, und vortreffliche Bibliothequen an
vielen Orten und Städten aufgerichtet, welche aber unter der Regierung des

tyran-

III. Theil von Bibliothequen.
gehet doch der meiſten Beypflichtung dahin, daß dieſe Nation am allererſten
die Buchdrucker-Kunſt lange vor den Europaͤern erfunden. Jhre
Schreib-Art und Sprache anlangend, iſt ſolche wol eine der ſchwerſten
mit in der Welt, zumaln dieſelbe in lauter Characteren beſtehet, und derje-
nige, der dieſe Schreib-Art verſtehet, wird fuͤr gelehrt geachtet; ihre Sprache
gleichet einiger Maſſen in Geheimniß-voller Bedeutung der Hebraͤiſchen, zu
welchem Ende die Namen ihrer Kayſer allezeit was ſonderliches anzudeuten
pflegen. Z. E. Thiencii i. e. einen Sohn des Himmels und Herrn der Welt,
Cham-Hy, beſtaͤndigen Fried und Stillſtand, Xun Cby, gluͤcklich Regiment,
Tai Cin groſſe Reinigkeit ꝛc. Jch habe kuͤrtzlich der Gymnaſior. Confucia-
norum
bey ihnen erwaͤhnet: Man muß aber wiſſen daß unter ihnen 3. Se-
ct
en ſonderlich merckwuͤrdig ſind, und durch das gantze Chineſiſche Reich ih-
re Anhaͤnger haben. Deren die erſte der Gelehrten iſt, welche dem Confucio,
einem unter ihnen beruͤhmten Philoſopho, anhaͤnget. Die zweyte heiſt
Sciequa oder Omtoſe, bey denen Japanern Sciacca und Amidaba genannt. Die
dritte Lauzu, von einem Philoſopho dieſes Namens, der gleichſals zu des
Conſucii Zeiten gelebet. Dieſe ſind die 3. Haupt-Secten, aus welchen aber
mit der Zeit ſo viele andre entſproſſen, daß man deren ſchon bey die 300. zaͤh-
len kan. Unter allen aber hat das Collegium Conſucii den Vorzug, ange-
merckt faſt in allen Staͤdten gewiſſe Capellen als Collegia oder Lehr-Schu-
len, gedachtem Conſucio, als ihrem beruͤhmten Philoſopho, zu Ehren erbauet
und aufgerichtet ſind, worinnen zur Zeit des neuen und vollen Monds alle
obrigkeitliche Perſonen zuſammen kommen, um ihm als ihrem Lehr-Meiſter
Reverenz zu erweiſen: Die Chineſiſchen Studioſi aber finden ſich oͤffters
in dieſe Collegia ein, weil zu gewiſſen Zeiten uͤber die Buͤcher des gedachten
Philoſophi oͤffentlich geleſen wird. Auſſer dieſen dreyen groſſen Philoſo-
phis,
welche anderswo Conſucius, Xequia und Tanzu genennet werden, ha-
ben die Chineſer noch viele andre beruͤhmte und in allen freyen Kuͤnſten wohl-
exercirte Maͤnner gehabt: Wie mit mehrern aus des Miſſionarii Trigaut.
Expedit. Sin.
zu ſehen, als des andern, welcher nach dem erſten Chriſtlichen
Miſſionario Pater Riccio S. J. der An. 1582. von dem Paͤbſtlichen Stul nach
China geſandt worden, ſonderlich aber hat der Jeſuit le Comte, item Kircherus
in ſeinem China illuſtrata, Erasmus Franciſci in ſeinem Sitten-Spiegel ꝛc.
weitlaͤufftig von dem Chineſiſchen Statu geſchrieben. Gleichwie aber die
Chineſer groſſe Liebhaber der Studien und freyen Kuͤnſte ſind, alſo mangelts
ihnen auch nicht an guter Buͤcher Sammlung; vielmehr haben ſie von
langen Jahren her viel darauf gehalten, und vortreffliche Bibliothequen an
vielen Orten und Staͤdten aufgerichtet, welche aber unter der Regierung des

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[296/0324] III. Theil von Bibliothequen. gehet doch der meiſten Beypflichtung dahin, daß dieſe Nation am allererſten die Buchdrucker-Kunſt lange vor den Europaͤern erfunden. Jhre Schreib-Art und Sprache anlangend, iſt ſolche wol eine der ſchwerſten mit in der Welt, zumaln dieſelbe in lauter Characteren beſtehet, und derje- nige, der dieſe Schreib-Art verſtehet, wird fuͤr gelehrt geachtet; ihre Sprache gleichet einiger Maſſen in Geheimniß-voller Bedeutung der Hebraͤiſchen, zu welchem Ende die Namen ihrer Kayſer allezeit was ſonderliches anzudeuten pflegen. Z. E. Thiencii i. e. einen Sohn des Himmels und Herrn der Welt, Cham-Hy, beſtaͤndigen Fried und Stillſtand, Xun Cby, gluͤcklich Regiment, Tai Cin groſſe Reinigkeit ꝛc. Jch habe kuͤrtzlich der Gymnaſior. Confucia- norum bey ihnen erwaͤhnet: Man muß aber wiſſen daß unter ihnen 3. Se- cten ſonderlich merckwuͤrdig ſind, und durch das gantze Chineſiſche Reich ih- re Anhaͤnger haben. Deren die erſte der Gelehrten iſt, welche dem Confucio, einem unter ihnen beruͤhmten Philoſopho, anhaͤnget. Die zweyte heiſt Sciequa oder Omtoſe, bey denen Japanern Sciacca und Amidaba genannt. Die dritte Lauzu, von einem Philoſopho dieſes Namens, der gleichſals zu des Conſucii Zeiten gelebet. Dieſe ſind die 3. Haupt-Secten, aus welchen aber mit der Zeit ſo viele andre entſproſſen, daß man deren ſchon bey die 300. zaͤh- len kan. Unter allen aber hat das Collegium Conſucii den Vorzug, ange- merckt faſt in allen Staͤdten gewiſſe Capellen als Collegia oder Lehr-Schu- len, gedachtem Conſucio, als ihrem beruͤhmten Philoſopho, zu Ehren erbauet und aufgerichtet ſind, worinnen zur Zeit des neuen und vollen Monds alle obrigkeitliche Perſonen zuſammen kommen, um ihm als ihrem Lehr-Meiſter Reverenz zu erweiſen: Die Chineſiſchen Studioſi aber finden ſich oͤffters in dieſe Collegia ein, weil zu gewiſſen Zeiten uͤber die Buͤcher des gedachten Philoſophi oͤffentlich geleſen wird. Auſſer dieſen dreyen groſſen Philoſo- phis, welche anderswo Conſucius, Xequia und Tanzu genennet werden, ha- ben die Chineſer noch viele andre beruͤhmte und in allen freyen Kuͤnſten wohl- exercirte Maͤnner gehabt: Wie mit mehrern aus des Miſſionarii Trigaut. Expedit. Sin. zu ſehen, als des andern, welcher nach dem erſten Chriſtlichen Miſſionario Pater Riccio S. J. der An. 1582. von dem Paͤbſtlichen Stul nach China geſandt worden, ſonderlich aber hat der Jeſuit le Comte, item Kircherus in ſeinem China illuſtrata, Erasmus Franciſci in ſeinem Sitten-Spiegel ꝛc. weitlaͤufftig von dem Chineſiſchen Statu geſchrieben. Gleichwie aber die Chineſer groſſe Liebhaber der Studien und freyen Kuͤnſte ſind, alſo mangelts ihnen auch nicht an guter Buͤcher Sammlung; vielmehr haben ſie von langen Jahren her viel darauf gehalten, und vortreffliche Bibliothequen an vielen Orten und Staͤdten aufgerichtet, welche aber unter der Regierung des tyran-

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/324>, abgerufen am 25.11.2024.