Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.III. Theil von Bibliothequen. dieser, weil er Ao. 1677. ohne Kinder und Erben gestorben, hat dem Rathseine Bücher und Vermögen vermacht, mit dem Verlangen, solche Biblio- thec von dem Interesse zu vermehren, und zum allgemeinen Gebrauch der Gelehrten zu wiedmen. Der Rath hat diesen Antrag sich gefallen lassen, und diese Bibliothec wurde erstlich auf das Rathhaus, hernach um bessern Platz zu gewinnen, auf das Zeughaus gesetzt, allwo sie von der Morgen- Mittag- und Abend-Seite das völlige Licht, und ein 40. Schuh langes Vorgemach hat, darinn die Antlia Pnevmatica mit dazu gehörigen Instru- menten aufbehalten wird. Der Saal selbst, wo die Bibliothec stehet, ist 120 Schuh lang und 56. breit, und hat bald bey dem Eingang ein zierlich Cabinetgen, und hernach 3. Gänge, darunter der mittelste 14. Schuh breit ist. Die Bücher-Schräncke, welche mit Gittern wohl verschlossen und nicht höher sind, als daß man die oberste Reihe mit ausgestrecktem Arm erlangen kan, stehen gleich weit von einander, und in 2. Reihen, so daß man deren in einer ieden neune zählet. Unter den Fenstern sind wieder kleine Schränck- chen, welche an statt der Tische gebraucht werden: Alles aber ist um der Au- gen willen grün angestrichen. An statt der Statuen siehet man hier viel schö- ne Bilder, darunter die Cranachischen von Luthern und seiner Cäthe, Melanchthone und Bugenbagio merckwürdig. Zuhinterst stehen etliche Par Globi, darunter ein Par sehr grosse von Guil. und Jo. le Blaeu und noch grössere von P. Coronelli, nebst ein Par Sphaeris armillaribus, davon die ei- ne das Ptolemaeische, die andere das Copernicanische Systema vorstellet. Nachdem nun diese Bibliothec durch Anschaffung der Bücher Joh. mosa-
III. Theil von Bibliothequen. dieſer, weil er Ao. 1677. ohne Kinder und Erben geſtorben, hat dem Rathſeine Buͤcher und Vermoͤgen vermacht, mit dem Verlangen, ſolche Biblio- thec von dem Intereſſe zu vermehren, und zum allgemeinen Gebrauch der Gelehrten zu wiedmen. Der Rath hat dieſen Antrag ſich gefallen laſſen, und dieſe Bibliothec wurde erſtlich auf das Rathhaus, hernach um beſſern Platz zu gewinnen, auf das Zeughaus geſetzt, allwo ſie von der Morgen- Mittag- und Abend-Seite das voͤllige Licht, und ein 40. Schuh langes Vorgemach hat, darinn die Antlia Pnevmatica mit dazu gehoͤrigen Inſtru- menten aufbehalten wird. Der Saal ſelbſt, wo die Bibliothec ſtehet, iſt 120 Schuh lang und 56. breit, und hat bald bey dem Eingang ein zierlich Cabinetgen, und hernach 3. Gaͤnge, darunter der mittelſte 14. Schuh breit iſt. Die Buͤcher-Schraͤncke, welche mit Gittern wohl verſchloſſen und nicht hoͤher ſind, als daß man die oberſte Reihe mit ausgeſtrecktem Arm erlangen kan, ſtehen gleich weit von einander, und in 2. Reihen, ſo daß man deren in einer ieden neune zaͤhlet. Unter den Fenſtern ſind wieder kleine Schraͤnck- chen, welche an ſtatt der Tiſche gebraucht werden: Alles aber iſt um der Au- gen willen gruͤn angeſtrichen. An ſtatt der Statuen ſiehet man hier viel ſchoͤ- ne Bilder, darunter die Cranachiſchen von Luthern und ſeiner Caͤthe, Melanchthone und Bugenbagio merckwuͤrdig. Zuhinterſt ſtehen etliche Par Globi, darunter ein Par ſehr groſſe von Guil. und Jo. le Blaeu und noch groͤſſere von P. Coronelli, nebſt ein Par Sphæris armillaribus, davon die ei- ne das Ptolemæiſche, die andere das Copernicaniſche Syſtema vorſtellet. Nachdem nun dieſe Bibliothec durch Anſchaffung der Buͤcher Joh. moſa-
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III. Theil von Bibliothequen.
dieſer, weil er Ao. 1677. ohne Kinder und Erben geſtorben, hat dem Rath
ſeine Buͤcher und Vermoͤgen vermacht, mit dem Verlangen, ſolche Biblio-
thec von dem Intereſſe zu vermehren, und zum allgemeinen Gebrauch der
Gelehrten zu wiedmen. Der Rath hat dieſen Antrag ſich gefallen laſſen,
und dieſe Bibliothec wurde erſtlich auf das Rathhaus, hernach um beſſern
Platz zu gewinnen, auf das Zeughaus geſetzt, allwo ſie von der Morgen-
Mittag- und Abend-Seite das voͤllige Licht, und ein 40. Schuh langes
Vorgemach hat, darinn die Antlia Pnevmatica mit dazu gehoͤrigen Inſtru-
menten aufbehalten wird. Der Saal ſelbſt, wo die Bibliothec ſtehet, iſt
120 Schuh lang und 56. breit, und hat bald bey dem Eingang ein zierlich
Cabinetgen, und hernach 3. Gaͤnge, darunter der mittelſte 14. Schuh breit
iſt. Die Buͤcher-Schraͤncke, welche mit Gittern wohl verſchloſſen und nicht
hoͤher ſind, als daß man die oberſte Reihe mit ausgeſtrecktem Arm erlangen
kan, ſtehen gleich weit von einander, und in 2. Reihen, ſo daß man deren in
einer ieden neune zaͤhlet. Unter den Fenſtern ſind wieder kleine Schraͤnck-
chen, welche an ſtatt der Tiſche gebraucht werden: Alles aber iſt um der Au-
gen willen gruͤn angeſtrichen. An ſtatt der Statuen ſiehet man hier viel ſchoͤ-
ne Bilder, darunter die Cranachiſchen von Luthern und ſeiner Caͤthe,
Melanchthone und Bugenbagio merckwuͤrdig. Zuhinterſt ſtehen etliche Par
Globi, darunter ein Par ſehr groſſe von Guil. und Jo. le Blaeu und noch
groͤſſere von P. Coronelli, nebſt ein Par Sphæris armillaribus, davon die ei-
ne das Ptolemæiſche, die andere das Copernicaniſche Syſtema vorſtellet.
Nachdem nun dieſe Bibliothec durch Anſchaffung der Buͤcher Joh.
Scheffers und Anton Guͤnther Boͤſchens, viele Geſchencke, Erkauf-
fung aus Auctionen und auf andere Weiſe dermaſſen angewachſen, daß, da
die Anzahl der Buͤcher ſich Anfangs nicht uͤber 2000. belief, ſolche itzt auf
14000. geſtiegen; ſo iſt ſie nunmehro in dem Stande, in allen Wiſſenſchaff-
ten die koſtbarſten, nuͤtzlichſten und ſeltenſten Wercke aufzuweiſen. Unter
den Theologiſchen findet man allhier die Antwerpiſche Biblia Regia, die Pa-
riſienſia, die Anglicana Polyglotta und die Maxima, nebſt den aͤlteſten
Editionibus und den Uberſetzungen faſt in allen Sprachen. Zum Exempel
die Vulgata, die zu Venedig 1473. die Jtalieniſche, ſo daſelbſt 1477.
eine teutſche zu Nuͤrnberg 1483. durch den Coburger, und eine Nieder-
Saͤchſ. zu Halberſtadt 1523. gedruckt, imgleichen die Jßlaͤndiſche,
Daͤniſche, Schwediſche, Lithauiſche, Boͤhmiſche, Ungariſche, Wal-
liſche, Americaniſche und Armeniſche Uberſetzung: Das Neue Teſtament
teutſch auf Pergament von 1523. und das Syriſche Widmanſtadii, ſo zu
Wien 1556. heraus kommen, wie auch Matthaͤus und Johannes For-
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