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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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III. Theil von Bibliothequen.
de Bibl. cap. X. Auf eine so empfindliche Art ist diese schöne Bibliothec aus
Heidelberg nach Rom transportiret, ohne etliche wenige gedruckte Bücher,
welche zurück geblieben, nebst 2. Arabischen MSctis, nemlich des Elmacini
Hiftoria
und der Medicus Gazalius, welche noch in den Reformirten Händen
geblieben. Man darff aber nicht gedencken, daß Heidelberg solcher Ge-
stalt von guten Büchern entblösset sey, sondern man siehet anitzo wieder eine
ansehnliche Bibliothec, welche grossen Theils von den Büchern des Patrei
und Freberi zusammen getragen ist. Sie hat auch wiederum einige MScta
erlanget, und wird täglichen durch freygebiges Spendiren sowol der regie-
renden Churfürstlichen Durchl. als anderer wohlthätigen Gemüther, wie-
derum aufgeholffen. Ob sie aber zur vorigen Eminentz wieder gelangen
wird, wäre wohl zu wünschen, ist aber schwerlich zu glauben. Hotting Bibl.
quadripart. p.
23. Ohne diese ist noch eine andere Bibliothec zu Heidelberg
in dem sogenannten Collegio Sapientiae, welche von dem Pfaltz-Grafen
Otto Heinrich fundiret worden: Er hat viel darauf spendiret, und manche
Stunde selber darauf mit Studieren zugebracht, mit eigner Hand hat er
viele schöne Mathematische Abrisse gemacht, die hernach von vielen mit
Verwunderung sind betrachtet worden. Happel. in Rel. C. von den Biblio-
thequ
en. Noch erinnere ich mich bey Erblickung des Gruteri VII. Senetae &
P. Siri Sententiae
,
daß dieser Gruterus auch weiland eine schöne Bibliothec all-
hier gehabt, welche aber des Grafen Tilly wütenden Grimm auch empfinden
müssen: Zumaln dieselbe fast gäntzlich ruiniret worden. Dieser Com-
mentarius,
welcher anitzo in öffentlichem Druck vorhanden, ist einem Sol-
daten wieder aus den Händen gerissen, und auf solche Weise noch gerettet
worden. Was bedarff diß aber viel Wunderns, in Betrachtung daß das
Haupt selber, welches die Gelehrten für den Thesaurum Germaniae libe-
ratae optimum
gehalten, und darinnen, welches mir anitzo beyfällt, unter
den raren MSctis auch des Homeri und Virgilii mit eigener Hand geschriebe-
ne Wercke sollen verhanden gewesen seyn, vid. J. H. Seyfried Polyolog. ich sa-
ge wenn dieses Haupt-Werck auf eine solche schädliche Art distrahiret wor-
den, warum wolte man sich wundern, wenn so zu reden nur ein Glied davon
dergleichen grausames Verfahren empfinden müssen. Doch mich däucht, ich
gerathe zu tieff in die Weitläufftigkeit, darum breche ich hiermit ab und wen-
de mich nach

Hertzogenbusch,

Einer Haupt-Stadt in Braband, allwo vor Zeiten die Bibliothec
des Raths-Herrn Heinrich Copes berühmt war. Die Antiquitates Bredanae

ha-

III. Theil von Bibliothequen.
de Bibl. cap. X. Auf eine ſo empfindliche Art iſt dieſe ſchoͤne Bibliothec aus
Heidelberg nach Rom tranſportiret, ohne etliche wenige gedruckte Buͤcher,
welche zuruͤck geblieben, nebſt 2. Arabiſchen MSctis, nemlich des Elmacini
Hiftoria
und der Medicus Gazalius, welche noch in den Reformirten Haͤnden
geblieben. Man darff aber nicht gedencken, daß Heidelberg ſolcher Ge-
ſtalt von guten Buͤchern entbloͤſſet ſey, ſondern man ſiehet anitzo wieder eine
anſehnliche Bibliothec, welche groſſen Theils von den Buͤchern des Patrei
und Freberi zuſammen getragen iſt. Sie hat auch wiederum einige MScta
erlanget, und wird taͤglichen durch freygebiges Spendiren ſowol der regie-
renden Churfuͤrſtlichen Durchl. als anderer wohlthaͤtigen Gemuͤther, wie-
derum aufgeholffen. Ob ſie aber zur vorigen Eminentz wieder gelangen
wird, waͤre wohl zu wuͤnſchen, iſt aber ſchwerlich zu glauben. Hotting Bibl.
quadripart. p.
23. Ohne dieſe iſt noch eine andere Bibliothec zu Heidelberg
in dem ſogenannten Collegio Sapientiæ, welche von dem Pfaltz-Grafen
Otto Heinrich fundiret worden: Er hat viel darauf ſpendiret, und manche
Stunde ſelber darauf mit Studieren zugebracht, mit eigner Hand hat er
viele ſchoͤne Mathematiſche Abriſſe gemacht, die hernach von vielen mit
Verwunderung ſind betrachtet worden. Happel. in Rel. C. von den Biblio-
thequ
en. Noch erinnere ich mich bey Erblickung des Gruteri VII. Senetæ &
P. Siri Sententiæ
,
daß dieſer Gruterus auch weiland eine ſchoͤne Bibliothec all-
hier gehabt, welche aber des Grafen Tilly wuͤtenden Grimm auch empfinden
muͤſſen: Zumaln dieſelbe faſt gaͤntzlich ruiniret worden. Dieſer Com-
mentarius,
welcher anitzo in oͤffentlichem Druck vorhanden, iſt einem Sol-
daten wieder aus den Haͤnden geriſſen, und auf ſolche Weiſe noch gerettet
worden. Was bedarff diß aber viel Wunderns, in Betrachtung daß das
Haupt ſelber, welches die Gelehrten fuͤr den Theſaurum Germaniæ libe-
ratæ optimum
gehalten, und darinnen, welches mir anitzo beyfaͤllt, unter
den raren MSctis auch des Homeri und Virgilii mit eigener Hand geſchriebe-
ne Wercke ſollen verhanden geweſen ſeyn, vid. J. H. Seyfried Polyolog. ich ſa-
ge wenn dieſes Haupt-Werck auf eine ſolche ſchaͤdliche Art diſtrahiret wor-
den, warum wolte man ſich wundern, wenn ſo zu reden nur ein Glied davon
dergleichen grauſames Verfahren empfinden muͤſſen. Doch mich daͤucht, ich
gerathe zu tieff in die Weitlaͤufftigkeit, darum breche ich hiermit ab und wen-
de mich nach

Hertzogenbuſch,

Einer Haupt-Stadt in Braband, allwo vor Zeiten die Bibliothec
des Raths-Herrn Heinrich Copes beruͤhmt war. Die Antiquitates Bredanæ

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[279/0307] III. Theil von Bibliothequen. de Bibl. cap. X. Auf eine ſo empfindliche Art iſt dieſe ſchoͤne Bibliothec aus Heidelberg nach Rom tranſportiret, ohne etliche wenige gedruckte Buͤcher, welche zuruͤck geblieben, nebſt 2. Arabiſchen MSctis, nemlich des Elmacini Hiftoria und der Medicus Gazalius, welche noch in den Reformirten Haͤnden geblieben. Man darff aber nicht gedencken, daß Heidelberg ſolcher Ge- ſtalt von guten Buͤchern entbloͤſſet ſey, ſondern man ſiehet anitzo wieder eine anſehnliche Bibliothec, welche groſſen Theils von den Buͤchern des Patrei und Freberi zuſammen getragen iſt. Sie hat auch wiederum einige MScta erlanget, und wird taͤglichen durch freygebiges Spendiren ſowol der regie- renden Churfuͤrſtlichen Durchl. als anderer wohlthaͤtigen Gemuͤther, wie- derum aufgeholffen. Ob ſie aber zur vorigen Eminentz wieder gelangen wird, waͤre wohl zu wuͤnſchen, iſt aber ſchwerlich zu glauben. Hotting Bibl. quadripart. p. 23. Ohne dieſe iſt noch eine andere Bibliothec zu Heidelberg in dem ſogenannten Collegio Sapientiæ, welche von dem Pfaltz-Grafen Otto Heinrich fundiret worden: Er hat viel darauf ſpendiret, und manche Stunde ſelber darauf mit Studieren zugebracht, mit eigner Hand hat er viele ſchoͤne Mathematiſche Abriſſe gemacht, die hernach von vielen mit Verwunderung ſind betrachtet worden. Happel. in Rel. C. von den Biblio- thequen. Noch erinnere ich mich bey Erblickung des Gruteri VII. Senetæ & P. Siri Sententiæ, daß dieſer Gruterus auch weiland eine ſchoͤne Bibliothec all- hier gehabt, welche aber des Grafen Tilly wuͤtenden Grimm auch empfinden muͤſſen: Zumaln dieſelbe faſt gaͤntzlich ruiniret worden. Dieſer Com- mentarius, welcher anitzo in oͤffentlichem Druck vorhanden, iſt einem Sol- daten wieder aus den Haͤnden geriſſen, und auf ſolche Weiſe noch gerettet worden. Was bedarff diß aber viel Wunderns, in Betrachtung daß das Haupt ſelber, welches die Gelehrten fuͤr den Theſaurum Germaniæ libe- ratæ optimum gehalten, und darinnen, welches mir anitzo beyfaͤllt, unter den raren MSctis auch des Homeri und Virgilii mit eigener Hand geſchriebe- ne Wercke ſollen verhanden geweſen ſeyn, vid. J. H. Seyfried Polyolog. ich ſa- ge wenn dieſes Haupt-Werck auf eine ſolche ſchaͤdliche Art diſtrahiret wor- den, warum wolte man ſich wundern, wenn ſo zu reden nur ein Glied davon dergleichen grauſames Verfahren empfinden muͤſſen. Doch mich daͤucht, ich gerathe zu tieff in die Weitlaͤufftigkeit, darum breche ich hiermit ab und wen- de mich nach Hertzogenbuſch, Einer Haupt-Stadt in Braband, allwo vor Zeiten die Bibliothec des Raths-Herrn Heinrich Copes beruͤhmt war. Die Antiquitates Bredanæ ha-

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/307>, abgerufen am 27.11.2024.