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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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III. Theil von Bibliothequen.
eigner Hand diejenigen Bücher ausgestrichen hat, welche er dann und wann
hinein verehret hat. Auf den ersten Blättern siehet man eine von des Kö-
nigs Hand geschriebene Lateinische Schrifft, welche in unserer Sprache al-
so lautet: Die vornehmsten Bücher, die wir in die Bibliothec zu S. Lau-
rentii
geschickt haben, werden, um desto genauer samt denen andern
Kostbarkeiten bewahrt zu werden, auf dem ersten Rand des Re-
gisters mit diesem Zeichen
S--S. bezeichnet. Besser hinunterwärts
stehen diese Worte: Die Bücher, auf deren äussersten Salamancischen
Band unsere Schild- Wapen zu sehen, haben am Ende eine Quer-
Linie am äussersten Rand.
Anfänglich war die Zahl derselben ohnge-
fähr 2000. doch ist nicht lange hernach die Bibliotheque des vornehmen
und gelehrten Iacobi de Mendoza dazu gekommen. Dieser Mendoza hat vie-
le Griechische Bücher aus Griechenland bekommen, und aus des Cardi-
nals Nicaeni Bibliothec
viele Griechische Codices mit grossen Kosten ab-
schreiben lassen. Ja er hat von dem Türckischen Kayser ein gantz beladenes
Schiff voller Griechischen Manuscripten erhalten. Jn diese Escurialische
Bibliotheque sind hernach auch noch gekommen die Bibliothequen Antonii
Augustini,
Ertz-Bischoffs von Tarragona, und Petri Pontii, Bischoffs zu Le-
gion.
Es hat auch besagter König Philippus II. in Niederland, Teutsch-
land, Jtalien
und Spanien viele gelehrte Männer ausgesandt, noch mehr
rare Bücher einzukauffen. Daß demnach diese Bibliotheque eine von den
besten in der Welt seyn soll. Zum Ruhm dieses grossen Moarchen muß ich
billig hieher setzen, daß derselbe eine grosse Liebe zu denen Studiis gehabt, und
daher, wenn er nur ein wenig von seiner Regierung müßig war, seine Zeit
alsobald in dieser schönen Bibliothec zugebracht. Unter den raren Büchern
ist hier auch eines, welches Auguflinus mit eigener Hand geschrieben, die Ma-
terie
desselben handelt von der Tauffe der kleinen Kinder, doch sind die Buch-
staben nach der Wendischen Schrifft gerichtet, als welche Völcker damaln
in Africa das Regiment führten. Und wer wolte alle überaus köstlich ge-
druckte und in allerhand Sprachen geschriebene, mit Gold, Silber, und al-
lerhand Farben bemahlte und sehr herrlich eingebundene Bücher dieses Orts
anführen können? Dieses aber melde ich zum Beschluß, daß die MScta in
einem besondern Gemach stehen, und sind deren allein 261. in Arabischer
Sprache, der Griechischen, Gothischen, Sinesischen, Malaischen und an-
derer zu geschweigen, allda zu finden gewesen. Jch sage, gewesen, und sol-
ches nicht ohne Ursach, weil der 6. Junii des 1671. Jahres ein unglückseliger
Tag dieser Bibliotheque gewesen, indem eine wütende Feuersbrunst sowol
dem prächtigen Gebäue dieses Klosters, als auch gedachter Bibliotheque

einen

III. Theil von Bibliothequen.
eigner Hand diejenigen Buͤcher ausgeſtrichen hat, welche er dann und wann
hinein verehret hat. Auf den erſten Blaͤttern ſiehet man eine von des Koͤ-
nigs Hand geſchriebene Lateiniſche Schrifft, welche in unſerer Sprache al-
ſo lautet: Die vornehmſten Buͤcher, die wir in die Bibliothec zu S. Lau-
rentii
geſchickt haben, werden, um deſto genauer ſamt denen andern
Koſtbarkeiten bewahrt zu werden, auf dem erſten Rand des Re-
giſters mit dieſem Zeichen
S—S. bezeichnet. Beſſer hinunterwaͤrts
ſtehen dieſe Worte: Die Buͤcher, auf deren aͤuſſerſten Salamanciſchen
Band unſere Schild- Wapen zu ſehen, haben am Ende eine Quer-
Linie am aͤuſſerſten Rand.
Anfaͤnglich war die Zahl derſelben ohnge-
faͤhr 2000. doch iſt nicht lange hernach die Bibliotheque des vornehmen
und gelehrten Iacobi de Mendoza dazu gekommen. Dieſer Mendoza hat vie-
le Griechiſche Buͤcher aus Griechenland bekommen, und aus des Cardi-
nals Nicæni Bibliothec
viele Griechiſche Codices mit groſſen Koſten ab-
ſchreiben laſſen. Ja er hat von dem Tuͤrckiſchen Kayſer ein gantz beladenes
Schiff voller Griechiſchen Manuſcripten erhalten. Jn dieſe Eſcurialiſche
Bibliotheque ſind hernach auch noch gekommen die Bibliothequen Antonii
Auguſtini,
Ertz-Biſchoffs von Tarragona, und Petri Pontii, Biſchoffs zu Le-
gion.
Es hat auch beſagter Koͤnig Philippus II. in Niederland, Teutſch-
land, Jtalien
und Spanien viele gelehrte Maͤnner ausgeſandt, noch mehr
rare Buͤcher einzukauffen. Daß demnach dieſe Bibliotheque eine von den
beſten in der Welt ſeyn ſoll. Zum Ruhm dieſes groſſen Moarchen muß ich
billig hieher ſetzen, daß derſelbe eine groſſe Liebe zu denen Studiis gehabt, und
daher, wenn er nur ein wenig von ſeiner Regierung muͤßig war, ſeine Zeit
alſobald in dieſer ſchoͤnen Bibliothec zugebracht. Unter den raren Buͤchern
iſt hier auch eines, welches Auguflinus mit eigener Hand geſchrieben, die Ma-
terie
deſſelben handelt von der Tauffe der kleinen Kinder, doch ſind die Buch-
ſtaben nach der Wendiſchen Schrifft gerichtet, als welche Voͤlcker damaln
in Africa das Regiment fuͤhrten. Und wer wolte alle uͤberaus koͤſtlich ge-
druckte und in allerhand Sprachen geſchriebene, mit Gold, Silber, und al-
lerhand Farben bemahlte und ſehr herrlich eingebundene Buͤcher dieſes Orts
anfuͤhren koͤnnen? Dieſes aber melde ich zum Beſchluß, daß die MScta in
einem beſondern Gemach ſtehen, und ſind deren allein 261. in Arabiſcher
Sprache, der Griechiſchen, Gothiſchen, Sineſiſchen, Malaiſchen und an-
derer zu geſchweigen, allda zu finden geweſen. Jch ſage, geweſen, und ſol-
ches nicht ohne Urſach, weil der 6. Junii des 1671. Jahres ein ungluͤckſeliger
Tag dieſer Bibliotheque geweſen, indem eine wuͤtende Feuersbrunſt ſowol
dem praͤchtigen Gebaͤue dieſes Kloſters, als auch gedachter Bibliotheque

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[266/0294] III. Theil von Bibliothequen. eigner Hand diejenigen Buͤcher ausgeſtrichen hat, welche er dann und wann hinein verehret hat. Auf den erſten Blaͤttern ſiehet man eine von des Koͤ- nigs Hand geſchriebene Lateiniſche Schrifft, welche in unſerer Sprache al- ſo lautet: Die vornehmſten Buͤcher, die wir in die Bibliothec zu S. Lau- rentii geſchickt haben, werden, um deſto genauer ſamt denen andern Koſtbarkeiten bewahrt zu werden, auf dem erſten Rand des Re- giſters mit dieſem Zeichen S—S. bezeichnet. Beſſer hinunterwaͤrts ſtehen dieſe Worte: Die Buͤcher, auf deren aͤuſſerſten Salamanciſchen Band unſere Schild- Wapen zu ſehen, haben am Ende eine Quer- Linie am aͤuſſerſten Rand. Anfaͤnglich war die Zahl derſelben ohnge- faͤhr 2000. doch iſt nicht lange hernach die Bibliotheque des vornehmen und gelehrten Iacobi de Mendoza dazu gekommen. Dieſer Mendoza hat vie- le Griechiſche Buͤcher aus Griechenland bekommen, und aus des Cardi- nals Nicæni Bibliothec viele Griechiſche Codices mit groſſen Koſten ab- ſchreiben laſſen. Ja er hat von dem Tuͤrckiſchen Kayſer ein gantz beladenes Schiff voller Griechiſchen Manuſcripten erhalten. Jn dieſe Eſcurialiſche Bibliotheque ſind hernach auch noch gekommen die Bibliothequen Antonii Auguſtini, Ertz-Biſchoffs von Tarragona, und Petri Pontii, Biſchoffs zu Le- gion. Es hat auch beſagter Koͤnig Philippus II. in Niederland, Teutſch- land, Jtalien und Spanien viele gelehrte Maͤnner ausgeſandt, noch mehr rare Buͤcher einzukauffen. Daß demnach dieſe Bibliotheque eine von den beſten in der Welt ſeyn ſoll. Zum Ruhm dieſes groſſen Moarchen muß ich billig hieher ſetzen, daß derſelbe eine groſſe Liebe zu denen Studiis gehabt, und daher, wenn er nur ein wenig von ſeiner Regierung muͤßig war, ſeine Zeit alſobald in dieſer ſchoͤnen Bibliothec zugebracht. Unter den raren Buͤchern iſt hier auch eines, welches Auguflinus mit eigener Hand geſchrieben, die Ma- terie deſſelben handelt von der Tauffe der kleinen Kinder, doch ſind die Buch- ſtaben nach der Wendiſchen Schrifft gerichtet, als welche Voͤlcker damaln in Africa das Regiment fuͤhrten. Und wer wolte alle uͤberaus koͤſtlich ge- druckte und in allerhand Sprachen geſchriebene, mit Gold, Silber, und al- lerhand Farben bemahlte und ſehr herrlich eingebundene Buͤcher dieſes Orts anfuͤhren koͤnnen? Dieſes aber melde ich zum Beſchluß, daß die MScta in einem beſondern Gemach ſtehen, und ſind deren allein 261. in Arabiſcher Sprache, der Griechiſchen, Gothiſchen, Sineſiſchen, Malaiſchen und an- derer zu geſchweigen, allda zu finden geweſen. Jch ſage, geweſen, und ſol- ches nicht ohne Urſach, weil der 6. Junii des 1671. Jahres ein ungluͤckſeliger Tag dieſer Bibliotheque geweſen, indem eine wuͤtende Feuersbrunſt ſowol dem praͤchtigen Gebaͤue dieſes Kloſters, als auch gedachter Bibliotheque einen

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/294>, abgerufen am 22.11.2024.