Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.Von Museis II. Theil. Ring-Kugel denen unsrigen in Europa allerdings gleich: Jedwedes von die-sen dreyen Instrumenten hat einen Diametrum von 12. Fuß, und von sol- cher Vortrefflichkeit, daß man in der gantzen Welt anderswo schwerlich ih- res gleichen, will nicht sagen besser oder schöner hat gesehen. Sie sind alle aus übergoldetem Kupffer mit verwunderlicher Kunst gemacht, ruhen an statt eines Fußgestelles auf Drachen-Bildern, so von Ertzt gegossen sind; es ist alles so schnur richtig und geschicklich ausgearbeitet, daß Tycho de Brabe sel- ber daran nichts Tadelhafftes finden würde, und ist schon mehr als 380. Jahre, daß sie von dem Tartarischen Cham Juena dahin gesetzt seyn; gleichwol behalten sie ihren Glantz noch heutiges Tages so beständig, als wenn sie allererst neulich gemacht wären. M. Martinus Atlant. Sinic. pag. 96. Trigautius Libr. 4. c. 5. gedencket gleichfals dieses berühmten Observatorii, und der Mathematischen Instrumenten, die weder von Wind noch Negen in so vielen Jahren versehret worden. Er schreibet daselbst nicht nur von dreyen, sondern von vier Instrumenten, und zeiget daneben an, daß an denen Astrolabiis, deren drey oder 4. von vortrefflicher Grösse da seyn sollen, die Gradus oder Himmels-Stuffen dergestalt beschaffen und abgetheilet seyn, daß bey iedem ein eisernes Knöpfflein hervor stehet, damit man sie auch bey Nachtzeiten im Dunckeln ergreiffen und finden könne; gleichwol hat er auch einen Fehler daran observiret, wie man ferner an vorangezogenem Ort lesen kan. Eine aus dermassen Wunder-Rarität ist auch der Porcellain-Thurm in oder nahe bey dieser Stadt, welcher von lauter Porcellainen Materie er- bauet ist. Der bey der Holländischen Gesandschafft an den grossen Tarta- rischen Cham gewesene Secretarius, Hr. Johannes Neuhoff, hat in sei- ner aufgezeichneten Reise-Beschreibung diß Kunst-Stück über alle Kunst-Stücke, und Wunder-Gebäue ausführlich beschrieben, dessen Ab- bildung auch zugleich dabey, wie auch in dem andern Theil der Happelischen Relationen zu sehen. Doch Laß immerhin den Thurm die sieben Wunder trotzen, Womit die alte Welt der neuen ist ein Spott, Mir grauet vor dem Glantz der Tempel deiner Götzen, O Nancking! da man nicht anrufft den wahren GOtt. Nismes. Zeilerus gedencket (Itin. Gall. c. 5.) in dieser Stadt der Kunst-Kammer Was
Von Muſeis II. Theil. Ring-Kugel denen unſrigen in Europa allerdings gleich: Jedwedes von die-ſen dreyen Inſtrumenten hat einen Diametrum von 12. Fuß, und von ſol- cher Vortrefflichkeit, daß man in der gantzen Welt anderswo ſchwerlich ih- res gleichen, will nicht ſagen beſſer oder ſchoͤner hat geſehen. Sie ſind alle aus uͤbergoldetem Kupffer mit verwunderlicher Kunſt gemacht, ruhen an ſtatt eines Fußgeſtelles auf Drachen-Bildern, ſo von Ertzt gegoſſen ſind; es iſt alles ſo ſchnur richtig und geſchicklich ausgearbeitet, daß Tycho de Brabe ſel- ber daran nichts Tadelhafftes finden wuͤrde, und iſt ſchon mehr als 380. Jahre, daß ſie von dem Tartariſchen Cham Juena dahin geſetzt ſeyn; gleichwol behalten ſie ihren Glantz noch heutiges Tages ſo beſtaͤndig, als wenn ſie allererſt neulich gemacht waͤren. M. Martinus Atlant. Sinic. pag. 96. Trigautius Libr. 4. c. 5. gedencket gleichfals dieſes beruͤhmten Obſervatorii, und der Mathematiſchen Inſtrumenten, die weder von Wind noch Negen in ſo vielen Jahren verſehret worden. Er ſchreibet daſelbſt nicht nur von dreyen, ſondern von vier Inſtrumenten, und zeiget daneben an, daß an denen Aſtrolabiis, deren drey oder 4. von vortrefflicher Groͤſſe da ſeyn ſollen, die Gradus oder Himmels-Stuffen dergeſtalt beſchaffen und abgetheilet ſeyn, daß bey iedem ein eiſernes Knoͤpfflein hervor ſtehet, damit man ſie auch bey Nachtzeiten im Dunckeln ergreiffen und finden koͤnne; gleichwol hat er auch einen Fehler daran obſerviret, wie man ferner an vorangezogenem Ort leſen kan. Eine aus dermaſſen Wunder-Raritaͤt iſt auch der Porcellain-Thurm in oder nahe bey dieſer Stadt, welcher von lauter Porcellainen Materie er- bauet iſt. Der bey der Hollaͤndiſchen Geſandſchafft an den groſſen Tarta- riſchen Cham geweſene Secretarius, Hr. Johannes Neuhoff, hat in ſei- ner aufgezeichneten Reiſe-Beſchreibung diß Kunſt-Stuͤck uͤber alle Kunſt-Stuͤcke, und Wunder-Gebaͤue ausfuͤhrlich beſchrieben, deſſen Ab- bildung auch zugleich dabey, wie auch in dem andern Theil der Happeliſchen Relationen zu ſehen. Doch Laß immerhin den Thurm die ſieben Wunder trotzen, Womit die alte Welt der neuen iſt ein Spott, Mir grauet vor dem Glantz der Tempel deiner Goͤtzen, O Nancking! da man nicht anrufft den wahren GOtt. Niſmes. Zeilerus gedencket (Itin. Gall. c. 5.) in dieſer Stadt der Kunſt-Kammer Was
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Von Muſeis II. Theil.
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ſen dreyen Inſtrumenten hat einen Diametrum von 12. Fuß, und von ſol-
cher Vortrefflichkeit, daß man in der gantzen Welt anderswo ſchwerlich ih-
res gleichen, will nicht ſagen beſſer oder ſchoͤner hat geſehen. Sie ſind alle
aus uͤbergoldetem Kupffer mit verwunderlicher Kunſt gemacht, ruhen an ſtatt
eines Fußgeſtelles auf Drachen-Bildern, ſo von Ertzt gegoſſen ſind; es iſt
alles ſo ſchnur richtig und geſchicklich ausgearbeitet, daß Tycho de Brabe ſel-
ber daran nichts Tadelhafftes finden wuͤrde, und iſt ſchon mehr als 380.
Jahre, daß ſie von dem Tartariſchen Cham Juena dahin geſetzt ſeyn;
gleichwol behalten ſie ihren Glantz noch heutiges Tages ſo beſtaͤndig, als
wenn ſie allererſt neulich gemacht waͤren. M. Martinus Atlant. Sinic. pag. 96.
Trigautius Libr. 4. c. 5. gedencket gleichfals dieſes beruͤhmten Obſervatorii,
und der Mathematiſchen Inſtrumenten, die weder von Wind noch Negen
in ſo vielen Jahren verſehret worden. Er ſchreibet daſelbſt nicht nur von
dreyen, ſondern von vier Inſtrumenten, und zeiget daneben an, daß an denen
Aſtrolabiis, deren drey oder 4. von vortrefflicher Groͤſſe da ſeyn ſollen, die
Gradus oder Himmels-Stuffen dergeſtalt beſchaffen und abgetheilet ſeyn,
daß bey iedem ein eiſernes Knoͤpfflein hervor ſtehet, damit man ſie auch bey
Nachtzeiten im Dunckeln ergreiffen und finden koͤnne; gleichwol hat er auch
einen Fehler daran obſerviret, wie man ferner an vorangezogenem Ort leſen
kan. Eine aus dermaſſen Wunder-Raritaͤt iſt auch der Porcellain-Thurm
in oder nahe bey dieſer Stadt, welcher von lauter Porcellainen Materie er-
bauet iſt. Der bey der Hollaͤndiſchen Geſandſchafft an den groſſen Tarta-
riſchen Cham geweſene Secretarius, Hr. Johannes Neuhoff, hat in ſei-
ner aufgezeichneten Reiſe-Beſchreibung diß Kunſt-Stuͤck uͤber alle
Kunſt-Stuͤcke, und Wunder-Gebaͤue ausfuͤhrlich beſchrieben, deſſen Ab-
bildung auch zugleich dabey, wie auch in dem andern Theil der Happeliſchen
Relationen zu ſehen. Doch
Laß immerhin den Thurm die ſieben Wunder trotzen,
Womit die alte Welt der neuen iſt ein Spott,
Mir grauet vor dem Glantz der Tempel deiner Goͤtzen,
O Nancking! da man nicht anrufft den wahren GOtt.
Niſmes.
Zeilerus gedencket (Itin. Gall. c. 5.) in dieſer Stadt der Kunſt-Kammer
eines Canonici, in welcher unter andern vorkoͤmmt des Caji Marii und der
Cleopatrœ Kopff, und die Statua Jovis und Cereris, wie auch ein bleyerner
Sarg, darinn ein Phoſphorus, oder ewig-brennende Lampe gefunden werde.
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