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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Von Museis II. Theil.
Hörner, die 2. grosse Auster-Schalen, deren iede 60. Pfund wiegt, der jun-
ge Walfisch: Unter den Muscheln und Schnecken ein wahrhaffter Nauti-
lus,
der Blackfische oder Loligo, der Ao. 1662. zu Schevelingen gefangen
worden, der Bantamische Königl. Mantel, die Dänische Antiquitäten, die
Grönländische Memorabilien, die so vollstandig, als sie an einem Ort mö-
gen gefunden werden, der Jndianische metallene Harnisch, die steinerne Ta-
fel, auf welcher das Crucifix mit Schatten-Rissen von Natur gemahlt
ist, der Spiegel-Kasten, darinn die Gebräuche der Römischen Kirche zu se-
hen, die schöne Machinen, deren eine der Planeten Lauf, und die andere eine
Finsterniß vorstellet etc. Die übrigen raren Sachen aus Helffenbein, Bern-
stein, und andern Materien, ingleichen die helffenbeinerne Uhr, den von glei-
cher Materie gemachten Tisch, darauf die gantze Passion vortrefflich geschnit-
ten, die Jsländer beym Feuer zum Zeit-Vertreib aus Wall-Ros-Zähnen
geschnitzt etc. mit Stillschweigen zu übergehen.

Ceylon.

Der König dieser Jnsul hat eine herrliche Schatz-Kammer gehabt,
worinnen er nicht allein des Goldes und Silbers eine stattliche Menge, son-
dern auch viele rare Edelgesteine gesammlet. Denn ehe die Holländer von
dieser Jnsel Besitz genommen, war, nach Ludovici di Barthema Bericht, der
Gebrauch, daß, wenn ein fremder Kauffmann oder Jubelirer hieher reisete,
um einige köstliche Steine zu kauffen, er vor den König gebracht wurde, mit
dem er sich vergleichen, und ein Stück Erdreich kauffen muste, welches man
nach der gevierten Elle verkauffte; eine solche Elle, so man Molan hiesse, ko-
stete 5. Ducaten. Hierauf ward ihm erlaubet in einem solchen gekaufften
Bezirck zu graben, und Edelgesteine zu suchen. Jndem aber gegraben wur-
de, stunde allewege ein Königlicher Bedienter neben ihm, welcher die Steine,
so über 10. Carat wogen, für seinen König zu sich nahm, die aber darunter
wogen, behielte der Kauffmann. Was nun dieser König dadurch für einen
köstlichen Schatz gesammlet, lässet sich aus solchem unschwer abnehmen.
Majolus in dieb. Canic. coll. 18. p. 239. berichtet aus Marco Polo libr. 3. p. 19.
daß dieser Ceylonische König unter andern seinen kostbaren Jubelen einen
Chrysolith von ungemeiner Grösse gehabt, denn er eines Mannes Arm dick,
und einer Hand breit lang gewesen, habe auch heller, als eine Feuer-Flamme
gegläntzet, da man doch schwerlich Chrysolithen anderswo findet, die einen
Mandel-Kern an Grösse übertreffen. Deswegen auch selbiger Ceyloni-
sche für den allerköstlichsten in der gantzen Welt, und gantz unschätzbar ge-
achtet worden. Jngleichen als der Niederländische Admiral Georg von

Spiell-

Von Muſeis II. Theil.
Hoͤrner, die 2. groſſe Auſter-Schalen, deren iede 60. Pfund wiegt, der jun-
ge Walfiſch: Unter den Muſcheln und Schnecken ein wahrhaffter Nauti-
lus,
der Blackfiſche oder Loligo, der Ao. 1662. zu Schevelingen gefangen
worden, der Bantamiſche Koͤnigl. Mantel, die Daͤniſche Antiquitäten, die
Groͤnlaͤndiſche Memorabilien, die ſo vollſtandig, als ſie an einem Ort moͤ-
gen gefunden werden, der Jndianiſche metallene Harniſch, die ſteinerne Ta-
fel, auf welcher das Crucifix mit Schatten-Riſſen von Natur gemahlt
iſt, der Spiegel-Kaſten, darinn die Gebraͤuche der Roͤmiſchen Kirche zu ſe-
hen, die ſchoͤne Machinen, deren eine der Planeten Lauf, und die andere eine
Finſterniß vorſtellet ꝛc. Die uͤbrigen raren Sachen aus Helffenbein, Bern-
ſtein, und andern Materien, ingleichen die helffenbeinerne Uhr, den von glei-
cher Materie gemachten Tiſch, darauf die gantze Paſſion vortrefflich geſchnit-
ten, die Jslaͤnder beym Feuer zum Zeit-Vertreib aus Wall-Ros-Zaͤhnen
geſchnitzt ꝛc. mit Stillſchweigen zu uͤbergehen.

Ceylon.

Der Koͤnig dieſer Jnſul hat eine herrliche Schatz-Kammer gehabt,
worinnen er nicht allein des Goldes und Silbers eine ſtattliche Menge, ſon-
dern auch viele rare Edelgeſteine geſammlet. Denn ehe die Hollaͤnder von
dieſer Jnſel Beſitz genommen, war, nach Ludovici di Barthema Bericht, der
Gebrauch, daß, wenn ein fremder Kauffmann oder Jubelirer hieher reiſete,
um einige koͤſtliche Steine zu kauffen, er vor den Koͤnig gebracht wurde, mit
dem er ſich vergleichen, und ein Stuͤck Erdreich kauffen muſte, welches man
nach der gevierten Elle verkauffte; eine ſolche Elle, ſo man Molan hieſſe, ko-
ſtete 5. Ducaten. Hierauf ward ihm erlaubet in einem ſolchen gekaufften
Bezirck zu graben, und Edelgeſteine zu ſuchen. Jndem aber gegraben wur-
de, ſtunde allewege ein Koͤniglicher Bedienter neben ihm, welcher die Steine,
ſo uͤber 10. Carat wogen, fuͤr ſeinen Koͤnig zu ſich nahm, die aber darunter
wogen, behielte der Kauffmann. Was nun dieſer Koͤnig dadurch fuͤr einen
koͤſtlichen Schatz geſammlet, laͤſſet ſich aus ſolchem unſchwer abnehmen.
Majolus in dieb. Canic. coll. 18. p. 239. berichtet aus Marco Polo libr. 3. p. 19.
daß dieſer Ceyloniſche Koͤnig unter andern ſeinen koſtbaren Jubelen einen
Chryſolith von ungemeiner Groͤſſe gehabt, denn er eines Mannes Arm dick,
und einer Hand breit lang geweſen, habe auch heller, als eine Feuer-Flamme
geglaͤntzet, da man doch ſchwerlich Chryſolithen anderswo findet, die einen
Mandel-Kern an Groͤſſe uͤbertreffen. Deswegen auch ſelbiger Ceyloni-
ſche fuͤr den allerkoͤſtlichſten in der gantzen Welt, und gantz unſchaͤtzbar ge-
achtet worden. Jngleichen als der Niederlaͤndiſche Admiral Georg von

Spiell-
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[188/0216] Von Muſeis II. Theil. Hoͤrner, die 2. groſſe Auſter-Schalen, deren iede 60. Pfund wiegt, der jun- ge Walfiſch: Unter den Muſcheln und Schnecken ein wahrhaffter Nauti- lus, der Blackfiſche oder Loligo, der Ao. 1662. zu Schevelingen gefangen worden, der Bantamiſche Koͤnigl. Mantel, die Daͤniſche Antiquitäten, die Groͤnlaͤndiſche Memorabilien, die ſo vollſtandig, als ſie an einem Ort moͤ- gen gefunden werden, der Jndianiſche metallene Harniſch, die ſteinerne Ta- fel, auf welcher das Crucifix mit Schatten-Riſſen von Natur gemahlt iſt, der Spiegel-Kaſten, darinn die Gebraͤuche der Roͤmiſchen Kirche zu ſe- hen, die ſchoͤne Machinen, deren eine der Planeten Lauf, und die andere eine Finſterniß vorſtellet ꝛc. Die uͤbrigen raren Sachen aus Helffenbein, Bern- ſtein, und andern Materien, ingleichen die helffenbeinerne Uhr, den von glei- cher Materie gemachten Tiſch, darauf die gantze Paſſion vortrefflich geſchnit- ten, die Jslaͤnder beym Feuer zum Zeit-Vertreib aus Wall-Ros-Zaͤhnen geſchnitzt ꝛc. mit Stillſchweigen zu uͤbergehen. Ceylon. Der Koͤnig dieſer Jnſul hat eine herrliche Schatz-Kammer gehabt, worinnen er nicht allein des Goldes und Silbers eine ſtattliche Menge, ſon- dern auch viele rare Edelgeſteine geſammlet. Denn ehe die Hollaͤnder von dieſer Jnſel Beſitz genommen, war, nach Ludovici di Barthema Bericht, der Gebrauch, daß, wenn ein fremder Kauffmann oder Jubelirer hieher reiſete, um einige koͤſtliche Steine zu kauffen, er vor den Koͤnig gebracht wurde, mit dem er ſich vergleichen, und ein Stuͤck Erdreich kauffen muſte, welches man nach der gevierten Elle verkauffte; eine ſolche Elle, ſo man Molan hieſſe, ko- ſtete 5. Ducaten. Hierauf ward ihm erlaubet in einem ſolchen gekaufften Bezirck zu graben, und Edelgeſteine zu ſuchen. Jndem aber gegraben wur- de, ſtunde allewege ein Koͤniglicher Bedienter neben ihm, welcher die Steine, ſo uͤber 10. Carat wogen, fuͤr ſeinen Koͤnig zu ſich nahm, die aber darunter wogen, behielte der Kauffmann. Was nun dieſer Koͤnig dadurch fuͤr einen koͤſtlichen Schatz geſammlet, laͤſſet ſich aus ſolchem unſchwer abnehmen. Majolus in dieb. Canic. coll. 18. p. 239. berichtet aus Marco Polo libr. 3. p. 19. daß dieſer Ceyloniſche Koͤnig unter andern ſeinen koſtbaren Jubelen einen Chryſolith von ungemeiner Groͤſſe gehabt, denn er eines Mannes Arm dick, und einer Hand breit lang geweſen, habe auch heller, als eine Feuer-Flamme geglaͤntzet, da man doch ſchwerlich Chryſolithen anderswo findet, die einen Mandel-Kern an Groͤſſe uͤbertreffen. Deswegen auch ſelbiger Ceyloni- ſche fuͤr den allerkoͤſtlichſten in der gantzen Welt, und gantz unſchaͤtzbar ge- achtet worden. Jngleichen als der Niederlaͤndiſche Admiral Georg von Spiell-

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/216>, abgerufen am 26.11.2024.