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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Von Museis I. Theil
nes Castoris gewesen, in der Form eines Bezoars, wiegt 1. Loth und eine
halbe Quentl. Ein Horn, in Gestalt eines gewundenen Einhorns, unge-
fähr einer Ellen lang, dessen Thier des Rhinocers Meister seyn soll; ich hal-
te es aber vielmehr für ein solches Horn, welches der berühmte Hr. Ad. Olea-
rius
in Beschreibung der Gottorpischen Kunst-Kammer p. 14. unter
dem Namen eines Horns von einem Onagro oder wilden Jndianischen
Wald-Esel beschreibt. Sonst findet man hier noch unterschiedliche Nie-
ren- und Blasen-Steine von Menschen: Viele Blasen- und Gallen-Stei-
ne von allerhand Thieren: Bezoar-Steine: Gemsen-Kugeln: Eine Ku-
gel in Form einer Pomerantze, so in einem Rinds-Magen gefunden wor-
den, wiegt 4. Loth: Ein andrer dergleichen aus einem Schöps-Magen von
1. Loth, in Gestalt einer Welschen Nuß. Diese und dergleichen Kugeln
oder Haar-Ballen haben ihren Ursprung von dem Lecken der Thiere, da die
losen Haare durch die Zunge abgerieben und in den Magen verschlucket wer-
den, welche, da sie bekandter Massen schwer zu verdauen, sich an einer Ma-
gen-Seite nach und nach sammlen, und mit der Zeit zu runden harten Ku-
geln werden. Weil Hr. D. Christian Warlitz dieses Cabinet ausführ-
lich beschrieben, (x) so lasse ich es hierbey bewenden. Sonst findet man in
dieser Stadt noch viele Merckwürdigkeiten von D. Mart. Luthero sel. Ge-
dächtniß, weil er hier gelebet, und An. 1517. die Evangelische Reformation
angefangen, daher auch noch bis diese Stunde seine Studier-Stube in dem
Augustiner-Closter denen Curiosis gezeiget wird. Jn der Schloß-Kirche
siehet man unterschiedene Antiquitaeten, und unter andern auch auf einer
Tafel die Länge Christi, so niemanden, wer sich daran probiret, egal treffen
soll: Nicht weniger lässet man das Begräbniß Lutheri in dieser Kirche un-
besehen: (Seiner Cathedrae zu geschweigen.) (y)

Worms.
(x) Sub titulo: Museum Curiosum, oder Beschreibung derer in- und ausländischen
Sachen etc.
Wittenberg 1702. in 4. und vermehrter sub. tit. Museum curiosum
auctum & c.
1710. ibid. in
4. Die Erläuterungen verdienen gelesen zu werden.
(y) Man findet hieselbst auch bey dem berühmten Hrn. Prof. Christiano Vater eine
feine Sammlung von Lapidibus figuratis, mineralibus, petraefactis, Conchyliis u. d. g.
Besonders aber besitzet der nicht minder durch vielerley gelehrte Piecen, unter an-
dern auch in hoc scibili, berühmte Hr. Prof. Abrah. Vater, ausser einigen schönen
praeparatis anatomicis, (worunter verschiedene, so der Hr. Ruysch praepariret und dem
Hrn. Prof. zugeschicket,) eine grosse Sammlung von Exoticis Medicinalibus, praec.
vegetabilibus,
als Radicibus, Lignis, Corticibus, Herbis, Foliis & Floribus, Semini-
bus & Fructibus, Gummatis & balsamis, siccis & fluidis, oleis destillatis, Lapidibus
Bezoardicis, animalibus, marinis, & mineralibus,
die er künfftighin ausführlich be-
schreiben wird; von welchem löblichen Vorhaben er eine besondere Intimation, sub
titulo

Von Muſeis I. Theil
nes Caſtoris geweſen, in der Form eines Bezoars, wiegt 1. Loth und eine
halbe Quentl. Ein Horn, in Geſtalt eines gewundenen Einhorns, unge-
faͤhr einer Ellen lang, deſſen Thier des Rhinocers Meiſter ſeyn ſoll; ich hal-
te es aber vielmehr fuͤr ein ſolches Horn, welches der beruͤhmte Hr. Ad. Olea-
rius
in Beſchreibung der Gottorpiſchen Kunſt-Kammer p. 14. unter
dem Namen eines Horns von einem Onagro oder wilden Jndianiſchen
Wald-Eſel beſchreibt. Sonſt findet man hier noch unterſchiedliche Nie-
ren- und Blaſen-Steine von Menſchen: Viele Blaſen- und Gallen-Stei-
ne von allerhand Thieren: Bezoar-Steine: Gemſen-Kugeln: Eine Ku-
gel in Form einer Pomerantze, ſo in einem Rinds-Magen gefunden wor-
den, wiegt 4. Loth: Ein andrer dergleichen aus einem Schoͤps-Magen von
1. Loth, in Geſtalt einer Welſchen Nuß. Dieſe und dergleichen Kugeln
oder Haar-Ballen haben ihren Urſprung von dem Lecken der Thiere, da die
loſen Haare durch die Zunge abgerieben und in den Magen verſchlucket wer-
den, welche, da ſie bekandter Maſſen ſchwer zu verdauen, ſich an einer Ma-
gen-Seite nach und nach ſammlen, und mit der Zeit zu runden harten Ku-
geln werden. Weil Hr. D. Chriſtian Warlitz dieſes Cabinet ausfuͤhr-
lich beſchrieben, (x) ſo laſſe ich es hierbey bewenden. Sonſt findet man in
dieſer Stadt noch viele Merckwuͤrdigkeiten von D. Mart. Luthero ſel. Ge-
daͤchtniß, weil er hier gelebet, und An. 1517. die Evangeliſche Reformation
angefangen, daher auch noch bis dieſe Stunde ſeine Studier-Stube in dem
Auguſtiner-Cloſter denen Curioſis gezeiget wird. Jn der Schloß-Kirche
ſiehet man unterſchiedene Antiquitæten, und unter andern auch auf einer
Tafel die Laͤnge Chriſti, ſo niemanden, wer ſich daran probiret, égal treffen
ſoll: Nicht weniger laͤſſet man das Begraͤbniß Lutheri in dieſer Kirche un-
beſehen: (Seiner Cathedræ zu geſchweigen.) (y)

Worms.
(x) Sub titulo: Muſeum Curioſum, oder Beſchreibung derer in- und auslaͤndiſchen
Sachen ꝛc.
Wittenberg 1702. in 4. und vermehrter ſub. tit. Muſeum curioſum
auctum & c.
1710. ibid. in
4. Die Erlaͤuterungen verdienen geleſen zu werden.
(y) Man findet hieſelbſt auch bey dem beruͤhmten Hrn. Prof. Chriſtiano Vater eine
feine Sammlung von Lapidibus figuratis, mineralibus, petræfactis, Conchyliis u. d. g.
Beſonders aber beſitzet der nicht minder durch vielerley gelehrte Piecen, unter an-
dern auch in hoc ſcibili, beruͤhmte Hr. Prof. Abrah. Vater, auſſer einigen ſchoͤnen
præparatis anatomicis, (worunter verſchiedene, ſo der Hr. Ruyſch præpariret und dem
Hrn. Prof. zugeſchicket,) eine groſſe Sammlung von Exoticis Medicinalibus, præc.
vegetabilibus,
als Radicibus, Lignis, Corticibus, Herbis, Foliis & Floribus, Semini-
bus & Fructibus, Gummatis & balſamis, ſiccis & fluidis, oleis deſtillatis, Lapidibus
Bezoardicis, animalibus, marinis, & mineralibus,
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[132/0160] Von Muſeis I. Theil nes Caſtoris geweſen, in der Form eines Bezoars, wiegt 1. Loth und eine halbe Quentl. Ein Horn, in Geſtalt eines gewundenen Einhorns, unge- faͤhr einer Ellen lang, deſſen Thier des Rhinocers Meiſter ſeyn ſoll; ich hal- te es aber vielmehr fuͤr ein ſolches Horn, welches der beruͤhmte Hr. Ad. Olea- rius in Beſchreibung der Gottorpiſchen Kunſt-Kammer p. 14. unter dem Namen eines Horns von einem Onagro oder wilden Jndianiſchen Wald-Eſel beſchreibt. Sonſt findet man hier noch unterſchiedliche Nie- ren- und Blaſen-Steine von Menſchen: Viele Blaſen- und Gallen-Stei- ne von allerhand Thieren: Bezoar-Steine: Gemſen-Kugeln: Eine Ku- gel in Form einer Pomerantze, ſo in einem Rinds-Magen gefunden wor- den, wiegt 4. Loth: Ein andrer dergleichen aus einem Schoͤps-Magen von 1. Loth, in Geſtalt einer Welſchen Nuß. Dieſe und dergleichen Kugeln oder Haar-Ballen haben ihren Urſprung von dem Lecken der Thiere, da die loſen Haare durch die Zunge abgerieben und in den Magen verſchlucket wer- den, welche, da ſie bekandter Maſſen ſchwer zu verdauen, ſich an einer Ma- gen-Seite nach und nach ſammlen, und mit der Zeit zu runden harten Ku- geln werden. Weil Hr. D. Chriſtian Warlitz dieſes Cabinet ausfuͤhr- lich beſchrieben, (x) ſo laſſe ich es hierbey bewenden. Sonſt findet man in dieſer Stadt noch viele Merckwuͤrdigkeiten von D. Mart. Luthero ſel. Ge- daͤchtniß, weil er hier gelebet, und An. 1517. die Evangeliſche Reformation angefangen, daher auch noch bis dieſe Stunde ſeine Studier-Stube in dem Auguſtiner-Cloſter denen Curioſis gezeiget wird. Jn der Schloß-Kirche ſiehet man unterſchiedene Antiquitæten, und unter andern auch auf einer Tafel die Laͤnge Chriſti, ſo niemanden, wer ſich daran probiret, égal treffen ſoll: Nicht weniger laͤſſet man das Begraͤbniß Lutheri in dieſer Kirche un- beſehen: (Seiner Cathedræ zu geſchweigen.) (y) Worms. (x) Sub titulo: Muſeum Curioſum, oder Beſchreibung derer in- und auslaͤndiſchen Sachen ꝛc. Wittenberg 1702. in 4. und vermehrter ſub. tit. Muſeum curioſum auctum & c. 1710. ibid. in 4. Die Erlaͤuterungen verdienen geleſen zu werden. (y) Man findet hieſelbſt auch bey dem beruͤhmten Hrn. Prof. Chriſtiano Vater eine feine Sammlung von Lapidibus figuratis, mineralibus, petræfactis, Conchyliis u. d. g. Beſonders aber beſitzet der nicht minder durch vielerley gelehrte Piecen, unter an- dern auch in hoc ſcibili, beruͤhmte Hr. Prof. Abrah. Vater, auſſer einigen ſchoͤnen præparatis anatomicis, (worunter verſchiedene, ſo der Hr. Ruyſch præpariret und dem Hrn. Prof. zugeſchicket,) eine groſſe Sammlung von Exoticis Medicinalibus, præc. vegetabilibus, als Radicibus, Lignis, Corticibus, Herbis, Foliis & Floribus, Semini- bus & Fructibus, Gummatis & balſamis, ſiccis & fluidis, oleis deſtillatis, Lapidibus Bezoardicis, animalibus, marinis, & mineralibus, die er kuͤnfftighin ausfuͤhrlich be- ſchreiben wird; von welchem loͤblichen Vorhaben er eine beſondere Intimation, ſub titulo

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/160>, abgerufen am 25.11.2024.