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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Von Museis I. Theil
chen besetzet gewesen, daß man kaum einen blossen Raum mehr sehen kön-
nen. Unter dem Kayser Maximiliano I. hat diese Bibliothec ihren Ursprung
und Anfang genommen; nachmalen aber ist dieselbe mit vielen andern vor-
nehmen Bibliothequen vermehret worden: Als mit Königs Matthioe Biblio-
thec
von Ofen. Johannes Sambucus hat allein 3000. Bücher hieher gege-
ben. Die besten Bücher aus Matthoei Corvini und Wolffgang, Lazii Biblio-
thec
sind hieher gebracht. Augerius Busbequius. weiland Bibliothecarius
dieser Kayserlichen Bibliothec, hat sie gleicher Gestalt sehr vermehret mit ei-
ner ansehnlichen Menge Griechischer Manuscripten, welche er zu Constan-
tinopel selber aufgekaufft; wie er denn auf alle mit eigner Hand diese Wor-
te geschrieben hat: Aug. Busbek, emit Constantinopoli. Auch sind sehr viele
Bücher aus der Bibliothec Johannis Cuspiniani, Kayserlichen Bibliotheca-
rii
und Raths, hieher gebracht worden. Und wer kan alle Bücher zählen,
welche Kayser Ferdinandus III. in dieser Bibliothec gesammlet? zumalen
da er des Grafen Fuggers Bibliothec, so aus 6000. Bänden bestanden, in die-
se hat bringen lassen. Jngleichen hat der edle Lambecius, als Jhro Kayserl.
Majestät Bibliothecarius, aus der Ambrosianischen Bibliothec von Jn-
spruck
viele Bücher hieher gebracht. Dieser berühmte Mann hat unter
der Regierung des glorwürdigsten Kaysers Leopoldi, Christ-mildester
Gedächtniß, durch seine Mühe und Fleiß selbige in einen solchen Stand
gebracht, daß sie nunmehro mit der allerberühmtesten in der Welt um den
Vorzug streitet; derohalben wird der Name Pet. Lambecii, der diese mehr als
herrliche Bibliothec in solchen unvergleichlichen Glantz gebracht, auch
nimmermehr, so lange der Flor dieser Bibliothec blühen wird, verlö-
schen. Es hat dieser berühmte Mann bey Leb-Zeiten auch für sich eine vor-
treffliche Bücher-Kammer aufzuweisen gehabt, welche nun auch ohne allen
Zweifel, als ein herrlich Supplementum, zu der Kays. Bibliothec wird ge-
bracht worden seyn. Dannenhero rühmet man die Zahl aller dieser Bücher
anitzo zum wenigsten auf die 120000. Stück, wie mir ein gewisser Freund,
der dieselbe, vor ungefähr anderthalb Jahren, selber gesehen, für ge-
wiß versichern will. Denn man darff nicht gedencken, daß die Zahl
derselben abnehme, sondern daß sie vielmehr Tag-täglich anwachse, wenig-
stens durch diejenigen neue Bücher, die Jahr aus Jahr ein im Reicht
gedrucht werden, und da man von iedem der Kayserl. Bibliothec 2. Exem-
plaria
zusenden muß. Man wird also schwerlich an einem andern Ort solche
rare Versammlung der schönsten Bücher in allerley Facultäten sowol ge-
druckte, als vortreffliche MSS. welche in einer besondern Kammer von den
gedruckten vertheilet sind, finden, gleichwie hieselbst sind von Ebräischen,

Syri-

Von Muſeis I. Theil
chen beſetzet geweſen, daß man kaum einen bloſſen Raum mehr ſehen koͤn-
nen. Unter dem Kayſer Maximiliano I. hat dieſe Bibliothec ihren Urſprung
und Anfang genommen; nachmalen aber iſt dieſelbe mit vielen andern vor-
nehmen Bibliothequen vermehret worden: Als mit Koͤnigs Matthiœ Biblio-
thec
von Ofen. Johannes Sambucus hat allein 3000. Buͤcher hieher gege-
ben. Die beſten Buͤcher aus Matthœi Corvini und Wolffgang, Lazii Biblio-
thec
ſind hieher gebracht. Augerius Busbequius. weiland Bibliothecarius
dieſer Kayſerlichen Bibliothec, hat ſie gleicher Geſtalt ſehr vermehret mit ei-
ner anſehnlichen Menge Griechiſcher Manuſcripten, welche er zu Conſtan-
tinopel ſelber aufgekaufft; wie er denn auf alle mit eigner Hand dieſe Wor-
te geſchrieben hat: Aug. Busbek, emit Conſtantinopoli. Auch ſind ſehr viele
Buͤcher aus der Bibliothec Johannis Cuſpiniani, Kayſerlichen Bibliotheca-
rii
und Raths, hieher gebracht worden. Und wer kan alle Buͤcher zaͤhlen,
welche Kayſer Ferdinandus III. in dieſer Bibliothec geſammlet? zumalen
da er des Grafen Fuggers Bibliothec, ſo aus 6000. Baͤnden beſtanden, in die-
ſe hat bringen laſſen. Jngleichen hat der edle Lambecius, als Jhro Kayſerl.
Majeſtaͤt Bibliothecarius, aus der Ambroſianiſchen Bibliothec von Jn-
ſpruck
viele Buͤcher hieher gebracht. Dieſer beruͤhmte Mann hat unter
der Regierung des glorwuͤrdigſten Kayſers Leopoldi, Chriſt-mildeſter
Gedaͤchtniß, durch ſeine Muͤhe und Fleiß ſelbige in einen ſolchen Stand
gebracht, daß ſie nunmehro mit der allerberuͤhmteſten in der Welt um den
Vorzug ſtreitet; derohalben wird der Name Pet. Lambecii, der dieſe mehr als
herrliche Bibliothec in ſolchen unvergleichlichen Glantz gebracht, auch
nimmermehr, ſo lange der Flor dieſer Bibliothec bluͤhen wird, verloͤ-
ſchen. Es hat dieſer beruͤhmte Mann bey Leb-Zeiten auch fuͤr ſich eine vor-
treffliche Buͤcher-Kammer aufzuweiſen gehabt, welche nun auch ohne allen
Zweifel, als ein herrlich Supplementum, zu der Kayſ. Bibliothec wird ge-
bracht worden ſeyn. Dannenhero ruͤhmet man die Zahl aller dieſer Buͤcher
anitzo zum wenigſten auf die 120000. Stuͤck, wie mir ein gewiſſer Freund,
der dieſelbe, vor ungefaͤhr anderthalb Jahren, ſelber geſehen, fuͤr ge-
wiß verſichern will. Denn man darff nicht gedencken, daß die Zahl
derſelben abnehme, ſondern daß ſie vielmehr Tag-taͤglich anwachſe, wenig-
ſtens durch diejenigen neue Buͤcher, die Jahr aus Jahr ein im Reicht
gedrucht werden, und da man von iedem der Kayſerl. Bibliothec 2. Exem-
plaria
zuſenden muß. Man wird alſo ſchwerlich an einem andern Ort ſolche
rare Verſammlung der ſchoͤnſten Buͤcher in allerley Facultäten ſowol ge-
druckte, als vortreffliche MSS. welche in einer beſondern Kammer von den
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[126/0154] Von Muſeis I. Theil chen beſetzet geweſen, daß man kaum einen bloſſen Raum mehr ſehen koͤn- nen. Unter dem Kayſer Maximiliano I. hat dieſe Bibliothec ihren Urſprung und Anfang genommen; nachmalen aber iſt dieſelbe mit vielen andern vor- nehmen Bibliothequen vermehret worden: Als mit Koͤnigs Matthiœ Biblio- thec von Ofen. Johannes Sambucus hat allein 3000. Buͤcher hieher gege- ben. Die beſten Buͤcher aus Matthœi Corvini und Wolffgang, Lazii Biblio- thec ſind hieher gebracht. Augerius Busbequius. weiland Bibliothecarius dieſer Kayſerlichen Bibliothec, hat ſie gleicher Geſtalt ſehr vermehret mit ei- ner anſehnlichen Menge Griechiſcher Manuſcripten, welche er zu Conſtan- tinopel ſelber aufgekaufft; wie er denn auf alle mit eigner Hand dieſe Wor- te geſchrieben hat: Aug. Busbek, emit Conſtantinopoli. Auch ſind ſehr viele Buͤcher aus der Bibliothec Johannis Cuſpiniani, Kayſerlichen Bibliotheca- rii und Raths, hieher gebracht worden. Und wer kan alle Buͤcher zaͤhlen, welche Kayſer Ferdinandus III. in dieſer Bibliothec geſammlet? zumalen da er des Grafen Fuggers Bibliothec, ſo aus 6000. Baͤnden beſtanden, in die- ſe hat bringen laſſen. Jngleichen hat der edle Lambecius, als Jhro Kayſerl. Majeſtaͤt Bibliothecarius, aus der Ambroſianiſchen Bibliothec von Jn- ſpruck viele Buͤcher hieher gebracht. Dieſer beruͤhmte Mann hat unter der Regierung des glorwuͤrdigſten Kayſers Leopoldi, Chriſt-mildeſter Gedaͤchtniß, durch ſeine Muͤhe und Fleiß ſelbige in einen ſolchen Stand gebracht, daß ſie nunmehro mit der allerberuͤhmteſten in der Welt um den Vorzug ſtreitet; derohalben wird der Name Pet. Lambecii, der dieſe mehr als herrliche Bibliothec in ſolchen unvergleichlichen Glantz gebracht, auch nimmermehr, ſo lange der Flor dieſer Bibliothec bluͤhen wird, verloͤ- ſchen. Es hat dieſer beruͤhmte Mann bey Leb-Zeiten auch fuͤr ſich eine vor- treffliche Buͤcher-Kammer aufzuweiſen gehabt, welche nun auch ohne allen Zweifel, als ein herrlich Supplementum, zu der Kayſ. Bibliothec wird ge- bracht worden ſeyn. Dannenhero ruͤhmet man die Zahl aller dieſer Buͤcher anitzo zum wenigſten auf die 120000. Stuͤck, wie mir ein gewiſſer Freund, der dieſelbe, vor ungefaͤhr anderthalb Jahren, ſelber geſehen, fuͤr ge- wiß verſichern will. Denn man darff nicht gedencken, daß die Zahl derſelben abnehme, ſondern daß ſie vielmehr Tag-taͤglich anwachſe, wenig- ſtens durch diejenigen neue Buͤcher, die Jahr aus Jahr ein im Reicht gedrucht werden, und da man von iedem der Kayſerl. Bibliothec 2. Exem- plaria zuſenden muß. Man wird alſo ſchwerlich an einem andern Ort ſolche rare Verſammlung der ſchoͤnſten Buͤcher in allerley Facultäten ſowol ge- druckte, als vortreffliche MSS. welche in einer beſondern Kammer von den gedruckten vertheilet ſind, finden, gleichwie hieſelbſt ſind von Ebraͤiſchen, Syri-

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/154>, abgerufen am 25.11.2024.