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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Von Museis I. Theil
Philippsburg.

Jn dieser vortrefflichen Festung kan man Sr. Excellentz des Hrn.
General Thüngens Müntz-Cabinet besehen.

Pisa.

Allhier findet man einen curiösen Hortum Medicum, und eine schöne
Naturalien-Kammer zu besehen: Hierinnen sind etwan vor andern merck-
würdig ein Corallen-Zinck, so aus einem Todten-Kopff gewachsen, zwey
crystalline Ringe, in deren einem ein Tropffen Wasser herum laufft in dem
andern einige Fliegen eingeschlossen sind; etliche petrificirte Stücke, z. E.
ein Pferde-Maul. Es sind auch einige Artificialia dabey, z. E. ein Wa-
gen, der von sich selbst fortgehet, unterschiedliche curiöse Gefässe etc. (d)

Prag.

Ausser denen vortrefflichen Collegiis, worunter der Jesuiter ihres den
Vorzug hat, besiehet man hier das Königl. Schloß Ratschin, das Königl.
Cabinet, die treffliche Lust- und Zier-Gärten, wo Curiöse allenthalben ihre
Lust vergnügen können.

R. Ri-
(d) Dieses bemercket umständlicher Monconnys p. 134.
Parma.
Von dem hieselbst befindlichen Müntz- und Medaillen-Cabinet schreibt der Herr
Nemeitz
in Supplem. über Missons Reisen p. 376. Man siehet hieselbst erst die gül-
dene, nachmals die silberne und kupfferne Müntzen; eine vollkommene Suite der
Römischen Kayser und Kayserinnen, alle in einer angenehmen Ordnung, und sind
dieselben in grün emallirt Kupffer dergestalt eingefasset, daß, wenn man dasselbe
umdrehet, man sie auf beyden Seiten gantz accurat besehen kan. Es finden sich auch
noch hieselbst viele Antiquitaeten, heidnische Idola, Naturalia und andre durch Kunst
verfertigte Sachen. Diß Cabinet hat der Jesuit P. Paola Pedrusi in 8. Tom. fol.
beschrieben, wovon der erste Tomus An. 1694. und der letzte An. 1717. gedruckt
worden. Es ist aber derselbe vor einiger Zeit gestorben. Jtzo wird solches durch
einen andern Jesuiten, P. Pioveno, einen Venet. Noble, zu Piacenza, continuirt, und
müssen demselben, zu diesem Behuf aus der Hertzoglichen Bibliothec alle Bücher
und MScta, und was er etwan sonst für Subsidia nöthig haben möchte, subministri-
ret werden. Diß Werck wird, wenn es vollends fertig, in allem aus 12. Tomis
bestehen.
Von Muſeis I. Theil
Philippsburg.

Jn dieſer vortrefflichen Feſtung kan man Sr. Excellentz des Hrn.
General Thuͤngens Muͤntz-Cabinet beſehen.

Piſa.

Allhier findet man einen curiöſen Hortum Medicum, und eine ſchoͤne
Naturalien-Kammer zu beſehen: Hierinnen ſind etwan vor andern merck-
wuͤrdig ein Corallen-Zinck, ſo aus einem Todten-Kopff gewachſen, zwey
cryſtalline Ringe, in deren einem ein Tropffen Waſſer herum laufft in dem
andern einige Fliegen eingeſchloſſen ſind; etliche petrificirte Stuͤcke, z. E.
ein Pferde-Maul. Es ſind auch einige Artificialia dabey, z. E. ein Wa-
gen, der von ſich ſelbſt fortgehet, unterſchiedliche curiöſe Gefaͤſſe ꝛc. (d)

Prag.

Auſſer denen vortrefflichen Collegiis, worunter der Jeſuiter ihres den
Vorzug hat, beſiehet man hier das Koͤnigl. Schloß Ratſchin, das Koͤnigl.
Cabinet, die treffliche Luſt- und Zier-Gaͤrten, wo Curiöſe allenthalben ihre
Luſt vergnuͤgen koͤnnen.

R. Ri-
(d) Dieſes bemercket umſtaͤndlicher Monconnys p. 134.
Parma.
Von dem hieſelbſt befindlichen Muͤntz- und Medaillen-Cabinet ſchreibt der Herr
Nemeitz
in Supplem. uͤber Miſſons Reiſen p. 376. Man ſiehet hieſelbſt erſt die guͤl-
dene, nachmals die ſilberne und kupfferne Muͤntzen; eine vollkommene Suite der
Roͤmiſchen Kayſer und Kayſerinnen, alle in einer angenehmen Ordnung, und ſind
dieſelben in gruͤn emallirt Kupffer dergeſtalt eingefaſſet, daß, wenn man daſſelbe
umdrehet, man ſie auf beyden Seiten gantz accurat beſehen kan. Es finden ſich auch
noch hieſelbſt viele Antiquitæten, heidniſche Idola, Naturalia und andre durch Kunſt
verfertigte Sachen. Diß Cabinet hat der Jeſuit P. Paola Pedruſi in 8. Tom. fol.
beſchrieben, wovon der erſte Tomus An. 1694. und der letzte An. 1717. gedruckt
worden. Es iſt aber derſelbe vor einiger Zeit geſtorben. Jtzo wird ſolches durch
einen andern Jeſuiten, P. Pioveno, einen Venet. Noble, zu Piacenza, continuirt, und
muͤſſen demſelben, zu dieſem Behuf aus der Hertzoglichen Bibliothec alle Buͤcher
und MScta, und was er etwan ſonſt fuͤr Subſidia noͤthig haben moͤchte, ſubminiſtri-
ret werden. Diß Werck wird, wenn es vollends fertig, in allem aus 12. Tomis
beſtehen.
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[84/0112] Von Muſeis I. Theil Philippsburg. Jn dieſer vortrefflichen Feſtung kan man Sr. Excellentz des Hrn. General Thuͤngens Muͤntz-Cabinet beſehen. Piſa. Allhier findet man einen curiöſen Hortum Medicum, und eine ſchoͤne Naturalien-Kammer zu beſehen: Hierinnen ſind etwan vor andern merck- wuͤrdig ein Corallen-Zinck, ſo aus einem Todten-Kopff gewachſen, zwey cryſtalline Ringe, in deren einem ein Tropffen Waſſer herum laufft in dem andern einige Fliegen eingeſchloſſen ſind; etliche petrificirte Stuͤcke, z. E. ein Pferde-Maul. Es ſind auch einige Artificialia dabey, z. E. ein Wa- gen, der von ſich ſelbſt fortgehet, unterſchiedliche curiöſe Gefaͤſſe ꝛc. (d) Prag. Auſſer denen vortrefflichen Collegiis, worunter der Jeſuiter ihres den Vorzug hat, beſiehet man hier das Koͤnigl. Schloß Ratſchin, das Koͤnigl. Cabinet, die treffliche Luſt- und Zier-Gaͤrten, wo Curiöſe allenthalben ihre Luſt vergnuͤgen koͤnnen. R. Ri- (d) Dieſes bemercket umſtaͤndlicher Monconnys p. 134. Parma. Von dem hieſelbſt befindlichen Muͤntz- und Medaillen-Cabinet ſchreibt der Herr Nemeitz in Supplem. uͤber Miſſons Reiſen p. 376. Man ſiehet hieſelbſt erſt die guͤl- dene, nachmals die ſilberne und kupfferne Muͤntzen; eine vollkommene Suite der Roͤmiſchen Kayſer und Kayſerinnen, alle in einer angenehmen Ordnung, und ſind dieſelben in gruͤn emallirt Kupffer dergeſtalt eingefaſſet, daß, wenn man daſſelbe umdrehet, man ſie auf beyden Seiten gantz accurat beſehen kan. Es finden ſich auch noch hieſelbſt viele Antiquitæten, heidniſche Idola, Naturalia und andre durch Kunſt verfertigte Sachen. Diß Cabinet hat der Jeſuit P. Paola Pedruſi in 8. Tom. fol. beſchrieben, wovon der erſte Tomus An. 1694. und der letzte An. 1717. gedruckt worden. Es iſt aber derſelbe vor einiger Zeit geſtorben. Jtzo wird ſolches durch einen andern Jeſuiten, P. Pioveno, einen Venet. Noble, zu Piacenza, continuirt, und muͤſſen demſelben, zu dieſem Behuf aus der Hertzoglichen Bibliothec alle Buͤcher und MScta, und was er etwan ſonſt fuͤr Subſidia noͤthig haben moͤchte, ſubminiſtri- ret werden. Diß Werck wird, wenn es vollends fertig, in allem aus 12. Tomis beſtehen.

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/112>, abgerufen am 24.11.2024.