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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Das V. Capitel.
Palotta An. 1611. eroberten. Denn diese haben darinnen eine Bibliothec
gefunden, in welcher, ohne die Jahr-Bücher, die meisten Griechischen Kir-
chen-Lehrer, und darunter auch des Dionysii Areopaegitae Bücher von dem
himmlischen und geistlichen Regiment oder Hierarchie in Sclavonischer
Sprache sämtlich zu finden waren, davon die meisten, nach dem Zeugniß
besagter Jahr-Bücher, von Methodio Constantino aus der Griechischen in
ermeldte Sclavonische Sprache transferiret worden. Vid. Beyerling Theatr.
Vit. human.
Daß auch schon vor langer Zeit in der Groß-Fürstl. Residentz
Moscau ein unschätzbarer Schatz von Gold, Silber, Perlen, Edel-
gesteinen
und dergleichen kostbaren Raritäten aufbehalten worden, solches
hat obbemeldte Polnische Plünderung auch entdecket. Glaubwürdige
Historici berichten, daß die Soldaten einen solchen unsäglichen Schatz in
dieser Residentz angetroffen, daß man Perlen und Edelgesteine bey Hüten
voll um etliche wenig Speise verkaufft, ja manche schöne Perle sey von den
Polnischen Soldaten nach einem Sperling geschickt worden, die an Wür-
de offtmals über 1000. will nicht sagen 10000. Rthlr. werth gewesen. Vom
jüngst-verstorbenen Czaar, PETRUS, aber kan mit Ruhm geschrieben wer-
den, daß er ein curiöser Herr gewesen: Dann es ist bekandt, daß er nicht al-
lein damals, wie er Preussen, Teutschland, Holl- und Engeland,
Wien
und Polen 1697. & 1698. durchgereiset, schon unterschiedliche Cu-
riosa
unterwegens zusammen gebracht, sondern auch noch das letzte mal vor
5. a 6. Jahren beydes hier in Hamburg von einem berühmten Materialisten,
als auch in Holland ein Rarität-Cabinet für 80000. Gülden gekaufft;
derjenigen, die er anderswo gesammlet, zu geschweigen. Ob man nun zwar
keine gründliche Nachricht hat, wo dieser Herr seine Raritäten-Kammer
angeleget, so ist doch wol gäntzlich zu vermuthen, daß, da nunmehro der
Czaarische Sitz und Residentz zu St. Petersburg erwählet worden, auch
der curiöse Vorrath in dieser Stadt Zweifels ohne werde anzutreffen
seyn. (c)

Phi-
(c) Noch Mense Febr. 1726. schrieb man von Petersburg, daß man unter andern
auch das hieselbst angelegte schöne Cabinet mit vielen Raritäten vom Caspischen
Meere angefüllet; und wie Se. Maj. der König in Polen Nachricht davon be-
kommen, hätten selbige um dergleichen Curiosa auch für dero Cabinet Ansuchung
thun lassen. Und noch M. Oct. dieses Jahres meldete man, daß man in Einrich-
tung und Vermehrung der Naturalien-Kammer in Petersburg alleu Eifer au-
wendete. Welcher gestalt nicht nur vieles aus der Gottorpischen Kunst-Kammer,
sondern auch das Ruyschische Anatomie-Cabinet hierher gekommen, solches ist oben
angedeutet worden.
L 2

Das V. Capitel.
Palotta An. 1611. eroberten. Denn dieſe haben darinnen eine Bibliothec
gefunden, in welcher, ohne die Jahr-Buͤcher, die meiſten Griechiſchen Kir-
chen-Lehrer, und darunter auch des Dionyſii Areopægitæ Buͤcher von dem
himmliſchen und geiſtlichen Regiment oder Hierarchie in Sclavoniſcher
Sprache ſaͤmtlich zu finden waren, davon die meiſten, nach dem Zeugniß
beſagter Jahr-Buͤcher, von Methodio Conſtantino aus der Griechiſchen in
ermeldte Sclavoniſche Sprache transferiret worden. Vid. Beyerling Theatr.
Vit. human.
Daß auch ſchon vor langer Zeit in der Groß-Fuͤrſtl. Reſidentz
Moſcau ein unſchaͤtzbarer Schatz von Gold, Silber, Perlen, Edel-
geſteinen
und dergleichen koſtbaren Raritaͤten aufbehalten worden, ſolches
hat obbemeldte Polniſche Pluͤnderung auch entdecket. Glaubwuͤrdige
Hiſtorici berichten, daß die Soldaten einen ſolchen unſaͤglichen Schatz in
dieſer Reſidentz angetroffen, daß man Perlen und Edelgeſteine bey Huͤten
voll um etliche wenig Speiſe verkaufft, ja manche ſchoͤne Perle ſey von den
Polniſchen Soldaten nach einem Sperling geſchickt worden, die an Wuͤr-
de offtmals uͤber 1000. will nicht ſagen 10000. Rthlr. werth geweſen. Vom
juͤngſt-verſtorbenen Czaar, PETRUS, aber kan mit Ruhm geſchrieben wer-
den, daß er ein curioͤſer Herr geweſen: Dann es iſt bekandt, daß er nicht al-
lein damals, wie er Preuſſen, Teutſchland, Holl- und Engeland,
Wien
und Polen 1697. & 1698. durchgereiſet, ſchon unterſchiedliche Cu-
rioſa
unterwegens zuſammen gebracht, ſondern auch noch das letzte mal vor
5. à 6. Jahren beydes hier in Hamburg von einem beruͤhmten Materialiſten,
als auch in Holland ein Raritaͤt-Cabinet fuͤr 80000. Guͤlden gekaufft;
derjenigen, die er anderswo geſammlet, zu geſchweigen. Ob man nun zwar
keine gruͤndliche Nachricht hat, wo dieſer Herr ſeine Raritaͤten-Kammer
angeleget, ſo iſt doch wol gaͤntzlich zu vermuthen, daß, da nunmehro der
Czaariſche Sitz und Reſidentz zu St. Petersburg erwaͤhlet worden, auch
der curiöſe Vorrath in dieſer Stadt Zweifels ohne werde anzutreffen
ſeyn. (c)

Phi-
(c) Noch Menſe Febr. 1726. ſchrieb man von Petersburg, daß man unter andern
auch das hieſelbſt angelegte ſchoͤne Cabinet mit vielen Raritaͤten vom Caſpiſchen
Meere angefuͤllet; und wie Se. Maj. der Koͤnig in Polen Nachricht davon be-
kommen, haͤtten ſelbige um dergleichen Curioſa auch fuͤr dero Cabinet Anſuchung
thun laſſen. Und noch M. Oct. dieſes Jahres meldete man, daß man in Einrich-
tung und Vermehrung der Naturalien-Kammer in Petersburg alleu Eifer au-
wendete. Welcher geſtalt nicht nur vieles aus der Gottorpiſchen Kunſt-Kammer,
ſondern auch das Ruyſchiſche Anatomie-Cabinet hierher gekommen, ſolches iſt oben
angedeutet worden.
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[83/0111] Das V. Capitel. Palotta An. 1611. eroberten. Denn dieſe haben darinnen eine Bibliothec gefunden, in welcher, ohne die Jahr-Buͤcher, die meiſten Griechiſchen Kir- chen-Lehrer, und darunter auch des Dionyſii Areopægitæ Buͤcher von dem himmliſchen und geiſtlichen Regiment oder Hierarchie in Sclavoniſcher Sprache ſaͤmtlich zu finden waren, davon die meiſten, nach dem Zeugniß beſagter Jahr-Buͤcher, von Methodio Conſtantino aus der Griechiſchen in ermeldte Sclavoniſche Sprache transferiret worden. Vid. Beyerling Theatr. Vit. human. Daß auch ſchon vor langer Zeit in der Groß-Fuͤrſtl. Reſidentz Moſcau ein unſchaͤtzbarer Schatz von Gold, Silber, Perlen, Edel- geſteinen und dergleichen koſtbaren Raritaͤten aufbehalten worden, ſolches hat obbemeldte Polniſche Pluͤnderung auch entdecket. Glaubwuͤrdige Hiſtorici berichten, daß die Soldaten einen ſolchen unſaͤglichen Schatz in dieſer Reſidentz angetroffen, daß man Perlen und Edelgeſteine bey Huͤten voll um etliche wenig Speiſe verkaufft, ja manche ſchoͤne Perle ſey von den Polniſchen Soldaten nach einem Sperling geſchickt worden, die an Wuͤr- de offtmals uͤber 1000. will nicht ſagen 10000. Rthlr. werth geweſen. Vom juͤngſt-verſtorbenen Czaar, PETRUS, aber kan mit Ruhm geſchrieben wer- den, daß er ein curioͤſer Herr geweſen: Dann es iſt bekandt, daß er nicht al- lein damals, wie er Preuſſen, Teutſchland, Holl- und Engeland, Wien und Polen 1697. & 1698. durchgereiſet, ſchon unterſchiedliche Cu- rioſa unterwegens zuſammen gebracht, ſondern auch noch das letzte mal vor 5. à 6. Jahren beydes hier in Hamburg von einem beruͤhmten Materialiſten, als auch in Holland ein Raritaͤt-Cabinet fuͤr 80000. Guͤlden gekaufft; derjenigen, die er anderswo geſammlet, zu geſchweigen. Ob man nun zwar keine gruͤndliche Nachricht hat, wo dieſer Herr ſeine Raritaͤten-Kammer angeleget, ſo iſt doch wol gaͤntzlich zu vermuthen, daß, da nunmehro der Czaariſche Sitz und Reſidentz zu St. Petersburg erwaͤhlet worden, auch der curiöſe Vorrath in dieſer Stadt Zweifels ohne werde anzutreffen ſeyn. (c) Phi- (c) Noch Menſe Febr. 1726. ſchrieb man von Petersburg, daß man unter andern auch das hieſelbſt angelegte ſchoͤne Cabinet mit vielen Raritaͤten vom Caſpiſchen Meere angefuͤllet; und wie Se. Maj. der Koͤnig in Polen Nachricht davon be- kommen, haͤtten ſelbige um dergleichen Curioſa auch fuͤr dero Cabinet Anſuchung thun laſſen. Und noch M. Oct. dieſes Jahres meldete man, daß man in Einrich- tung und Vermehrung der Naturalien-Kammer in Petersburg alleu Eifer au- wendete. Welcher geſtalt nicht nur vieles aus der Gottorpiſchen Kunſt-Kammer, ſondern auch das Ruyſchiſche Anatomie-Cabinet hierher gekommen, ſolches iſt oben angedeutet worden. L 2

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/111>, abgerufen am 23.11.2024.