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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Das V. Capitel.
medeam, einen räuberischen, doch raren Vogel, von welchem D. Lach-
mund
in Holland ein besonders gelehrtes Tractaetgen heraus gegeben: (Am-
stelod. 1674. 12.
) Einen Meer-Specht mit gläntzenden rothen Federn aus A-
merica:
(ich halte aber denselben für einen Regulum, oder avem Paradis.)
Zwey längliche Hahnen-Eyer: Eine Alraun- oder Mandragora-Wurtzel,
beyderley Gattung: Einen weissen Magnet aus der Jnsel Ilva, dessen Ans.
Boetius de Boodt de Lapid. & Gem.
lib. 2. cap.
55. gedencket, ist sehr rar: Pa-
pier von Schilff: Baumrinde mit Japanischer Schrifft, und Palm-Blät-
ter mit Egyptischen Characteren bezeichnet: Einen Crystall, der Wasser in
sich hält: Asbestum, oder Stein-Flachs: Ein polirtes steinernes Jüdi-
sches Beschneidungs-Messer, von den Jndianern aber zur Abhauung der
Bäume dienlich. Diese Kunst-Kammern sind vor langer Zeit berühmt ge-
wesen, ob sie aber annoch vorhanden, ist mir unbewust. Diß aber weiß ich
wohl, daß Mr. Francesco Pichetti, ein Jtaliener daselbst, ein solch vortrefflich
Antiquitaeten-Cabinet besitzt, dem es wenig andre zuvor thun. Sonder-
lich ist darin ein grosser Vorrath von Antiquitaeten zu finden, welche zur
Perfectionirung der Neapolitanischen Historie dienen können. Sonst
sind dem Namen nach bekandt die Cabinette Caraaeffa, Cioffi, Donati, Eremit & c.
Die übrigen Schönheiten dieser Stadt überlasse ich der Besichtigung der
Curiösen. (s)

Nürnberg.

Wie eine iedwede Stadt in gewissen Curiositaeten besonders excelli-
ret: Also muß man der gegenwärtigen den Ruhm lassen, daß sie in ihren
Mauren vortreffliche Künstler in allerley Sachen schon von geraumer Zeit
her beschlossen. Man hält diese Stadt für das Centrum von Teutschland
und Europa. Die Denckwürdigkeiten dieser Stadt betreffend, so findet
man in dem Prediger-Kloster eine vortreffliche Bibliothec, die man über
20000. Bücher starck schätzet. Das älteste MSctum, so hier befindlich, ist
900. Jahr alt, und ist eine Copie der Evangelien, mit denen Gebeten und
Gesängen, die bey den alten Griechen vor Zeiten im Gebrauch gewesen Die
Characteres darinnen sind von den heutigen Griechischen weit unterschie-

den.
(s) Misson allegirt pag. 1123. eine lange Liste von denen in Neapolis in den Klöstern,
Kirchen und andern Orten befindlichen remarquablen Schildereyen. Jn dem Pal-
last Caraffae findet man eine Menge von Sculpturen und alten Inscriptionen, Nem-
ritz
in Supplem. p. 273. Jn der bey der Kirche der Franciscaner befindlichen präch-
tigen Apotheke, worinnen alles, was man siehet, auch so gar die Schrauben auf
den Büchsen, von Silber, befinden sich viel schöne Gemählde und Statuen. Id.
p. 275. in Schol.
K 2

Das V. Capitel.
medeam, einen raͤuberiſchen, doch raren Vogel, von welchem D. Lach-
mund
in Holland ein beſonders gelehrtes Tractætgen heraus gegeben: (Am-
ſtelod. 1674. 12.
) Einen Meer-Specht mit glaͤntzenden rothen Federn aus A-
merica:
(ich halte aber denſelben fuͤr einen Regulum, oder avem Paradiſ.)
Zwey laͤngliche Hahnen-Eyer: Eine Alraun- oder Mandragora-Wurtzel,
beyderley Gattung: Einen weiſſen Magnet aus der Jnſel Ilva, deſſen Anſ.
Boëtius de Boodt de Lapid. & Gem.
lib. 2. cap.
55. gedencket, iſt ſehr rar: Pa-
pier von Schilff: Baumrinde mit Japaniſcher Schrifft, und Palm-Blaͤt-
ter mit Egyptiſchen Characteren bezeichnet: Einen Cryſtall, der Waſſer in
ſich haͤlt: Asbeſtum, oder Stein-Flachs: Ein polirtes ſteinernes Juͤdi-
ſches Beſchneidungs-Meſſer, von den Jndianern aber zur Abhauung der
Baͤume dienlich. Dieſe Kunſt-Kammern ſind vor langer Zeit beruͤhmt ge-
weſen, ob ſie aber annoch vorhanden, iſt mir unbewuſt. Diß aber weiß ich
wohl, daß Mr. Franceſco Pichetti, ein Jtaliener daſelbſt, ein ſolch vortrefflich
Antiquitæten-Cabinet beſitzt, dem es wenig andre zuvor thun. Sonder-
lich iſt darin ein groſſer Vorrath von Antiquitæten zu finden, welche zur
Perfectionirung der Neapolitaniſchen Hiſtorie dienen koͤnnen. Sonſt
ſind dem Namen nach bekandt die Cabinette Caraæffa, Cioffi, Donati, Eremit & c.
Die uͤbrigen Schoͤnheiten dieſer Stadt uͤberlaſſe ich der Beſichtigung der
Curiöſen. (s)

Nuͤrnberg.

Wie eine iedwede Stadt in gewiſſen Curioſitæten beſonders excelli-
ret: Alſo muß man der gegenwaͤrtigen den Ruhm laſſen, daß ſie in ihren
Mauren vortreffliche Kuͤnſtler in allerley Sachen ſchon von geraumer Zeit
her beſchloſſen. Man haͤlt dieſe Stadt fuͤr das Centrum von Teutſchland
und Europa. Die Denckwuͤrdigkeiten dieſer Stadt betreffend, ſo findet
man in dem Prediger-Kloſter eine vortreffliche Bibliothec, die man uͤber
20000. Buͤcher ſtarck ſchaͤtzet. Das aͤlteſte MSctum, ſo hier befindlich, iſt
900. Jahr alt, und iſt eine Copie der Evangelien, mit denen Gebeten und
Geſaͤngen, die bey den alten Griechen vor Zeiten im Gebrauch geweſen Die
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den.
(s) Miſſon allegirt pag. 1123. eine lange Liſte von denen in Neapolis in den Kloͤſtern,
Kirchen und andern Orten befindlichen remarquablen Schildereyen. Jn dem Pal-
laſt Caraffæ findet man eine Menge von Sculpturen und alten Inſcriptionen, Nem-
ritz
in Supplem. p. 273. Jn der bey der Kirche der Franciſcaner befindlichen praͤch-
tigen Apotheke, worinnen alles, was man ſiehet, auch ſo gar die Schrauben auf
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p. 275. in Schol.
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[75/0103] Das V. Capitel. medeam, einen raͤuberiſchen, doch raren Vogel, von welchem D. Lach- mund in Holland ein beſonders gelehrtes Tractætgen heraus gegeben: (Am- ſtelod. 1674. 12.) Einen Meer-Specht mit glaͤntzenden rothen Federn aus A- merica: (ich halte aber denſelben fuͤr einen Regulum, oder avem Paradiſ.) Zwey laͤngliche Hahnen-Eyer: Eine Alraun- oder Mandragora-Wurtzel, beyderley Gattung: Einen weiſſen Magnet aus der Jnſel Ilva, deſſen Anſ. Boëtius de Boodt de Lapid. & Gem. lib. 2. cap. 55. gedencket, iſt ſehr rar: Pa- pier von Schilff: Baumrinde mit Japaniſcher Schrifft, und Palm-Blaͤt- ter mit Egyptiſchen Characteren bezeichnet: Einen Cryſtall, der Waſſer in ſich haͤlt: Asbeſtum, oder Stein-Flachs: Ein polirtes ſteinernes Juͤdi- ſches Beſchneidungs-Meſſer, von den Jndianern aber zur Abhauung der Baͤume dienlich. Dieſe Kunſt-Kammern ſind vor langer Zeit beruͤhmt ge- weſen, ob ſie aber annoch vorhanden, iſt mir unbewuſt. Diß aber weiß ich wohl, daß Mr. Franceſco Pichetti, ein Jtaliener daſelbſt, ein ſolch vortrefflich Antiquitæten-Cabinet beſitzt, dem es wenig andre zuvor thun. Sonder- lich iſt darin ein groſſer Vorrath von Antiquitæten zu finden, welche zur Perfectionirung der Neapolitaniſchen Hiſtorie dienen koͤnnen. Sonſt ſind dem Namen nach bekandt die Cabinette Caraæffa, Cioffi, Donati, Eremit & c. Die uͤbrigen Schoͤnheiten dieſer Stadt uͤberlaſſe ich der Beſichtigung der Curiöſen. (s) Nuͤrnberg. Wie eine iedwede Stadt in gewiſſen Curioſitæten beſonders excelli- ret: Alſo muß man der gegenwaͤrtigen den Ruhm laſſen, daß ſie in ihren Mauren vortreffliche Kuͤnſtler in allerley Sachen ſchon von geraumer Zeit her beſchloſſen. Man haͤlt dieſe Stadt fuͤr das Centrum von Teutſchland und Europa. Die Denckwuͤrdigkeiten dieſer Stadt betreffend, ſo findet man in dem Prediger-Kloſter eine vortreffliche Bibliothec, die man uͤber 20000. Buͤcher ſtarck ſchaͤtzet. Das aͤlteſte MSctum, ſo hier befindlich, iſt 900. Jahr alt, und iſt eine Copie der Evangelien, mit denen Gebeten und Geſaͤngen, die bey den alten Griechen vor Zeiten im Gebrauch geweſen Die Characteres darinnen ſind von den heutigen Griechiſchen weit unterſchie- den. (s) Miſſon allegirt pag. 1123. eine lange Liſte von denen in Neapolis in den Kloͤſtern, Kirchen und andern Orten befindlichen remarquablen Schildereyen. Jn dem Pal- laſt Caraffæ findet man eine Menge von Sculpturen und alten Inſcriptionen, Nem- ritz in Supplem. p. 273. Jn der bey der Kirche der Franciſcaner befindlichen praͤch- tigen Apotheke, worinnen alles, was man ſiehet, auch ſo gar die Schrauben auf den Buͤchſen, von Silber, befinden ſich viel ſchoͤne Gemaͤhlde und Statuen. Id. p. 275. in Schol. K 2

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/103>, abgerufen am 22.11.2024.