Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

Leipziger Roßarzt.
allen vier Beinen zusammentritt, dicke auflauft,
einen heisen Odem schnaubet und stöhnet, nicht
lange liegen kann, wenn sie sich niederlegt, nicht
gut wieder aufstehen kan, die hintern Theile und
Creutz werden matt und kraftlos, wenn es über-
hand nimmt, bleiben auf dem Arsch sitzen wie
ein Hund, können nicht aufkommen, alsdenn
ists die höchste Zeit, nächst göttlicher Hülfe noch
Rath zu schaffen. Wenn nun auf solch Vieh
wohl Achtung gegeben worden, und gesehen oder
gefühlet, ob es misten könne oder nicht, so muß
es so viel als möglich ist, herumgeführet werden,
alsdenn wird ein wenig warm Wasser genom-
men, worein ein Stückgen Seife geschabet
wird, so mans haben kan, wird ein wenig
Baum- oder Leinöl dazu genommen, die Hand
und Arm mit diesen Wasser und Sachen wohl
geschmieret, und der Kuh in den Mastdarm ge-
griffen, der Mist wohl ausgeräumet so weit
als man ihn erlangen kan, da alsdenn dieses
Wasser folgends dem Vieh in den Mastdarm
soll gegossen werden durch ein Horn, sodann ein
wenig Pfeffer und Salz in die Geburt gestecket,
damit sie stallet, und zum misten befördert
wird. Alsdenn wird von der vorgeschriebenen
Latwerge 3 Loth schwer oder einer starken welschen
Nuß groß nebst so viel Butter der Kuh in den
Hals gestecket zum Verschlingen, und wird das
Stück Vieh so viel möglich herumgeführet, bis
es mistet, der Leib wird unterdessen mit einem
breiten Sacke wohl gebunden, soll allenfalls sich

in

Leipziger Roßarzt.
allen vier Beinen zuſammentritt, dicke auflauft,
einen heiſen Odem ſchnaubet und ſtoͤhnet, nicht
lange liegen kann, wenn ſie ſich niederlegt, nicht
gut wieder aufſtehen kan, die hintern Theile und
Creutz werden matt und kraftlos, wenn es uͤber-
hand nimmt, bleiben auf dem Arſch ſitzen wie
ein Hund, koͤnnen nicht aufkommen, alsdenn
iſts die hoͤchſte Zeit, naͤchſt goͤttlicher Huͤlfe noch
Rath zu ſchaffen. Wenn nun auf ſolch Vieh
wohl Achtung gegeben worden, und geſehen oder
gefuͤhlet, ob es miſten koͤnne oder nicht, ſo muß
es ſo viel als moͤglich iſt, herumgefuͤhret werden,
alsdenn wird ein wenig warm Waſſer genom-
men, worein ein Stuͤckgen Seife geſchabet
wird, ſo mans haben kan, wird ein wenig
Baum- oder Leinoͤl dazu genommen, die Hand
und Arm mit dieſen Waſſer und Sachen wohl
geſchmieret, und der Kuh in den Maſtdarm ge-
griffen, der Miſt wohl ausgeraͤumet ſo weit
als man ihn erlangen kan, da alsdenn dieſes
Waſſer folgends dem Vieh in den Maſtdarm
ſoll gegoſſen werden durch ein Horn, ſodann ein
wenig Pfeffer und Salz in die Geburt geſtecket,
damit ſie ſtallet, und zum miſten befoͤrdert
wird. Alsdenn wird von der vorgeſchriebenen
Latwerge 3 Loth ſchwer oder einer ſtarken welſchen
Nuß groß nebſt ſo viel Butter der Kuh in den
Hals geſtecket zum Verſchlingen, und wird das
Stuͤck Vieh ſo viel moͤglich herumgefuͤhret, bis
es miſtet, der Leib wird unterdeſſen mit einem
breiten Sacke wohl gebunden, ſoll allenfalls ſich

in
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0081" n="79"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Leipziger Roßarzt.</hi></fw><lb/>
allen vier Beinen zu&#x017F;ammentritt, dicke auflauft,<lb/>
einen hei&#x017F;en Odem &#x017F;chnaubet und &#x017F;to&#x0364;hnet, nicht<lb/>
lange liegen kann, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich niederlegt, nicht<lb/>
gut wieder auf&#x017F;tehen kan, die hintern Theile und<lb/>
Creutz werden matt und kraftlos, wenn es u&#x0364;ber-<lb/>
hand nimmt, bleiben auf dem Ar&#x017F;ch &#x017F;itzen wie<lb/>
ein Hund, ko&#x0364;nnen nicht aufkommen, alsdenn<lb/>
i&#x017F;ts die ho&#x0364;ch&#x017F;te Zeit, na&#x0364;ch&#x017F;t go&#x0364;ttlicher Hu&#x0364;lfe noch<lb/>
Rath zu &#x017F;chaffen. Wenn nun auf &#x017F;olch Vieh<lb/>
wohl Achtung gegeben worden, und ge&#x017F;ehen oder<lb/>
gefu&#x0364;hlet, ob es mi&#x017F;ten ko&#x0364;nne oder nicht, &#x017F;o muß<lb/>
es &#x017F;o viel als mo&#x0364;glich i&#x017F;t, herumgefu&#x0364;hret werden,<lb/>
alsdenn wird ein wenig warm Wa&#x017F;&#x017F;er genom-<lb/>
men, worein ein Stu&#x0364;ckgen Seife ge&#x017F;chabet<lb/>
wird, &#x017F;o mans haben kan, wird ein wenig<lb/>
Baum- oder Leino&#x0364;l dazu genommen, die Hand<lb/>
und Arm mit die&#x017F;en Wa&#x017F;&#x017F;er und Sachen wohl<lb/>
ge&#x017F;chmieret, und der Kuh in den Ma&#x017F;tdarm ge-<lb/>
griffen, der Mi&#x017F;t wohl ausgera&#x0364;umet &#x017F;o weit<lb/>
als man ihn erlangen kan, da alsdenn die&#x017F;es<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er folgends dem Vieh in den Ma&#x017F;tdarm<lb/>
&#x017F;oll gego&#x017F;&#x017F;en werden durch ein Horn, &#x017F;odann ein<lb/>
wenig Pfeffer und Salz in die Geburt ge&#x017F;tecket,<lb/>
damit &#x017F;ie &#x017F;tallet, und zum mi&#x017F;ten befo&#x0364;rdert<lb/>
wird. Alsdenn wird von der vorge&#x017F;chriebenen<lb/>
Latwerge 3 Loth &#x017F;chwer oder einer &#x017F;tarken wel&#x017F;chen<lb/>
Nuß groß neb&#x017F;t &#x017F;o viel Butter der Kuh in den<lb/>
Hals ge&#x017F;tecket zum Ver&#x017F;chlingen, und wird das<lb/>
Stu&#x0364;ck Vieh &#x017F;o viel mo&#x0364;glich herumgefu&#x0364;hret, bis<lb/>
es mi&#x017F;tet, der Leib wird unterde&#x017F;&#x017F;en mit einem<lb/>
breiten Sacke wohl gebunden, &#x017F;oll allenfalls &#x017F;ich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0081] Leipziger Roßarzt. allen vier Beinen zuſammentritt, dicke auflauft, einen heiſen Odem ſchnaubet und ſtoͤhnet, nicht lange liegen kann, wenn ſie ſich niederlegt, nicht gut wieder aufſtehen kan, die hintern Theile und Creutz werden matt und kraftlos, wenn es uͤber- hand nimmt, bleiben auf dem Arſch ſitzen wie ein Hund, koͤnnen nicht aufkommen, alsdenn iſts die hoͤchſte Zeit, naͤchſt goͤttlicher Huͤlfe noch Rath zu ſchaffen. Wenn nun auf ſolch Vieh wohl Achtung gegeben worden, und geſehen oder gefuͤhlet, ob es miſten koͤnne oder nicht, ſo muß es ſo viel als moͤglich iſt, herumgefuͤhret werden, alsdenn wird ein wenig warm Waſſer genom- men, worein ein Stuͤckgen Seife geſchabet wird, ſo mans haben kan, wird ein wenig Baum- oder Leinoͤl dazu genommen, die Hand und Arm mit dieſen Waſſer und Sachen wohl geſchmieret, und der Kuh in den Maſtdarm ge- griffen, der Miſt wohl ausgeraͤumet ſo weit als man ihn erlangen kan, da alsdenn dieſes Waſſer folgends dem Vieh in den Maſtdarm ſoll gegoſſen werden durch ein Horn, ſodann ein wenig Pfeffer und Salz in die Geburt geſtecket, damit ſie ſtallet, und zum miſten befoͤrdert wird. Alsdenn wird von der vorgeſchriebenen Latwerge 3 Loth ſchwer oder einer ſtarken welſchen Nuß groß nebſt ſo viel Butter der Kuh in den Hals geſtecket zum Verſchlingen, und wird das Stuͤck Vieh ſo viel moͤglich herumgefuͤhret, bis es miſtet, der Leib wird unterdeſſen mit einem breiten Sacke wohl gebunden, ſoll allenfalls ſich in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/naumann_rossarzt_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/naumann_rossarzt_1780/81
Zitationshilfe: Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/naumann_rossarzt_1780/81>, abgerufen am 23.11.2024.