Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

Leipziger Roßarzt.
eine röthliche und gelbe Materie fließen, die
Rotzknoten welche zwischen denen Kienladen, lie-
gen unbeweglich, und müssen mit des Mondes-
schein ab- und zunehmen, es seynd auch diese
Knoten zu keiner Reifung zu bringen, indem es
ein hart knorpelichtes Wesen ist; die Augen sind
ihnen beständig trübe und triefend; die Zunge
ist gelb und welk, knirschen mit den Zähnen und
können nicht wohl fressen; sie schnauben und sind
schlägebäuchigt; die Haare stehen ihnen empor;
das Fell liegt auf den Ribben fest an, der Mist
siehet hochbraun und dinne, der Urin ist röthlich,
zuletzt mit einer weissen Materie vermischt, wenn
sie ohngefehr 24 Stunden im Stalle stehen, lau-
fet ihnen der Schlauch und die Beine an, so ih-
nen Ader gelassen wird siehet das Blut gelb und
dünne, wenn das Blut einige Zeit gelaufen, sie-
het es dicke und schwarz, auch zugleich stinkend,
die Haare am Mehnen und Schweif stehen nicht
feste, wenn nun solche Pferde aufgemacht wer-
den, so befindet sich daß die Röhren die von der
Nase in die Höhe gehen angefressen und schwarz
seyn, inwendig befindet man in der Lunge Kno-
tengeschwüre und mit Knorpel vermenget, groß
u. klein, wie auch sich Geschwüre in der Leber be-
finden, wenn das Herz auch zerschnitten wird,
so wird man eine gelbe Gallerte oder Materie
gewahr werden, die Herzkammer ist mit einer
gelben und stinkenden Feuchtigkeit angefüllet,
wie auch in der großen Ader, welche durch den
Rückgrad gehet und ohngefehr eines Fingers

stark

Leipziger Roßarzt.
eine roͤthliche und gelbe Materie fließen, die
Rotzknoten welche zwiſchen denen Kienladen, lie-
gen unbeweglich, und muͤſſen mit des Mondes-
ſchein ab- und zunehmen, es ſeynd auch dieſe
Knoten zu keiner Reifung zu bringen, indem es
ein hart knorpelichtes Weſen iſt; die Augen ſind
ihnen beſtaͤndig truͤbe und triefend; die Zunge
iſt gelb und welk, knirſchen mit den Zaͤhnen und
koͤñen nicht wohl freſſen; ſie ſchnauben und ſind
ſchlaͤgebaͤuchigt; die Haare ſtehen ihnen empor;
das Fell liegt auf den Ribben feſt an, der Miſt
ſiehet hochbraun und dinne, der Urin iſt roͤthlich,
zuletzt mit einer weiſſen Materie vermiſcht, weñ
ſie ohngefehr 24 Stunden im Stalle ſtehen, lau-
fet ihnen der Schlauch und die Beine an, ſo ih-
nen Ader gelaſſen wird ſiehet das Blut gelb und
duͤnne, wenn das Blut einige Zeit gelaufen, ſie-
het es dicke und ſchwarz, auch zugleich ſtinkend,
die Haare am Mehnen und Schweif ſtehen nicht
feſte, wenn nun ſolche Pferde aufgemacht wer-
den, ſo befindet ſich daß die Roͤhren die von der
Naſe in die Hoͤhe gehen angefreſſen und ſchwarz
ſeyn, inwendig befindet man in der Lunge Kno-
tengeſchwuͤre und mit Knorpel vermenget, groß
u. klein, wie auch ſich Geſchwuͤre in der Leber be-
finden, wenn das Herz auch zerſchnitten wird,
ſo wird man eine gelbe Gallerte oder Materie
gewahr werden, die Herzkammer iſt mit einer
gelben und ſtinkenden Feuchtigkeit angefuͤllet,
wie auch in der großen Ader, welche durch den
Ruͤckgrad gehet und ohngefehr eines Fingers

ſtark
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0077" n="75"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Leipziger Roßarzt.</hi></fw><lb/>
eine ro&#x0364;thliche und gelbe Materie fließen, die<lb/>
Rotzknoten welche zwi&#x017F;chen denen Kienladen, lie-<lb/>
gen unbeweglich, und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en mit des Mondes-<lb/>
&#x017F;chein ab- und zunehmen, es &#x017F;eynd auch die&#x017F;e<lb/>
Knoten zu keiner Reifung zu bringen, indem es<lb/>
ein hart knorpelichtes We&#x017F;en i&#x017F;t; die Augen &#x017F;ind<lb/>
ihnen be&#x017F;ta&#x0364;ndig tru&#x0364;be und triefend; die Zunge<lb/>
i&#x017F;t gelb und welk, knir&#x017F;chen mit den Za&#x0364;hnen und<lb/>
ko&#x0364;n&#x0303;en nicht wohl fre&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;ie &#x017F;chnauben und &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;geba&#x0364;uchigt; die Haare &#x017F;tehen ihnen empor;<lb/>
das Fell liegt auf den Ribben fe&#x017F;t an, der Mi&#x017F;t<lb/>
&#x017F;iehet hochbraun und dinne, der Urin i&#x017F;t ro&#x0364;thlich,<lb/>
zuletzt mit einer wei&#x017F;&#x017F;en Materie vermi&#x017F;cht, wen&#x0303;<lb/>
&#x017F;ie ohngefehr 24 Stunden im Stalle &#x017F;tehen, lau-<lb/>
fet ihnen der Schlauch und die Beine an, &#x017F;o ih-<lb/>
nen Ader gela&#x017F;&#x017F;en wird &#x017F;iehet das Blut gelb und<lb/>
du&#x0364;nne, wenn das Blut einige Zeit gelaufen, &#x017F;ie-<lb/>
het es dicke und &#x017F;chwarz, auch zugleich &#x017F;tinkend,<lb/>
die Haare am Mehnen und Schweif &#x017F;tehen nicht<lb/>
fe&#x017F;te, wenn nun &#x017F;olche Pferde aufgemacht wer-<lb/>
den, &#x017F;o befindet &#x017F;ich daß die Ro&#x0364;hren die von der<lb/>
Na&#x017F;e in die Ho&#x0364;he gehen angefre&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;chwarz<lb/>
&#x017F;eyn, inwendig befindet man in der Lunge Kno-<lb/>
tenge&#x017F;chwu&#x0364;re und mit Knorpel vermenget, groß<lb/>
u. klein, wie auch &#x017F;ich Ge&#x017F;chwu&#x0364;re in der Leber be-<lb/>
finden, wenn das Herz auch zer&#x017F;chnitten wird,<lb/>
&#x017F;o wird man eine gelbe Gallerte oder Materie<lb/>
gewahr werden, die Herzkammer i&#x017F;t mit einer<lb/>
gelben und &#x017F;tinkenden Feuchtigkeit angefu&#x0364;llet,<lb/>
wie auch in der großen Ader, welche durch den<lb/>
Ru&#x0364;ckgrad gehet und ohngefehr eines Fingers<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tark</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0077] Leipziger Roßarzt. eine roͤthliche und gelbe Materie fließen, die Rotzknoten welche zwiſchen denen Kienladen, lie- gen unbeweglich, und muͤſſen mit des Mondes- ſchein ab- und zunehmen, es ſeynd auch dieſe Knoten zu keiner Reifung zu bringen, indem es ein hart knorpelichtes Weſen iſt; die Augen ſind ihnen beſtaͤndig truͤbe und triefend; die Zunge iſt gelb und welk, knirſchen mit den Zaͤhnen und koͤñen nicht wohl freſſen; ſie ſchnauben und ſind ſchlaͤgebaͤuchigt; die Haare ſtehen ihnen empor; das Fell liegt auf den Ribben feſt an, der Miſt ſiehet hochbraun und dinne, der Urin iſt roͤthlich, zuletzt mit einer weiſſen Materie vermiſcht, weñ ſie ohngefehr 24 Stunden im Stalle ſtehen, lau- fet ihnen der Schlauch und die Beine an, ſo ih- nen Ader gelaſſen wird ſiehet das Blut gelb und duͤnne, wenn das Blut einige Zeit gelaufen, ſie- het es dicke und ſchwarz, auch zugleich ſtinkend, die Haare am Mehnen und Schweif ſtehen nicht feſte, wenn nun ſolche Pferde aufgemacht wer- den, ſo befindet ſich daß die Roͤhren die von der Naſe in die Hoͤhe gehen angefreſſen und ſchwarz ſeyn, inwendig befindet man in der Lunge Kno- tengeſchwuͤre und mit Knorpel vermenget, groß u. klein, wie auch ſich Geſchwuͤre in der Leber be- finden, wenn das Herz auch zerſchnitten wird, ſo wird man eine gelbe Gallerte oder Materie gewahr werden, die Herzkammer iſt mit einer gelben und ſtinkenden Feuchtigkeit angefuͤllet, wie auch in der großen Ader, welche durch den Ruͤckgrad gehet und ohngefehr eines Fingers ſtark

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/naumann_rossarzt_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/naumann_rossarzt_1780/77
Zitationshilfe: Naumann, Bernhard: Der aufrichtige Leipziger Roßarzt. 1780, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/naumann_rossarzt_1780/77>, abgerufen am 23.11.2024.